10 bis 15 Jahre – um diese Zeitspanne ist es im Schnitt möglich, sein Leben zu verlängern. Und zwar mit einem positiven und gesunden Lebensstil – damit lassen sich vor allem die Jahre mit Krankheit reduzieren. Wie das geht? Nicht mit teuren, aber unwirksamen Anti-Aging-Präparaten. Immer mehr Forscher propagieren stattdessen eine der "L-Formeln". Manche sprechen von den 5 L, andere von 4 oder 3 L. Doch das sind nur graduelle Unterschiede: Es geht immer um Leben (bewusst auf sich achten), Laufen (als Synonym für einen aktiven Lebensstil), Lernen (nicht nur in der Schule), Lachen (eine positive Grundeinstellung) und Lieben (nicht nur den Partner).
Einer der ersten – wenn nicht der Erste – der ein solches L-Konzept propagiert hat, ist der renommierte Innsbrucker Alternsforscher Georg Wick. Mit 75 Jahren ist er immer noch voller Energie, arbeitet zehn Stunden am Tag, leitet ein Forschungslabor an der MedUni Innsbruck, ein diagnostisches Speziallabor und eine kleine Firma: Wick ist Autor von über 600 wissenschaftlichen Publikationen und war Lehrer vieler sehr erfolgreicher Forscher wie etwa Josef Penninger. "Die Gene sind nur zu rund 30 Prozent für unsere Lebenserwartung verantwortlich", sagt der Wissenschaftler: "Rund 70 Prozent können wir weitgehend selbst beeinflussen. Von diesen 70 Prozent entfallen zehn Prozent auf die medizinische Versorgung (auch Vorsorgeuntersuchungen), 23 Prozent auf Umweltfaktoren (z. B. Passivrauchen) und immerhin 37 Prozent auf den Lebensstil. "Wir haben viel selbst in der Hand."
Wick hat seine Formel auf drei L komprimiert: Lieben – Laufen – Lernen.
"ZumLieben gehören die Kontakte bis ins hohe Alter, die Freunde, und auch das Lachen. Wenn jemand sagt, ,mich besucht niemand, keiner kümmert sich um mich‘, dann erwähne ich das Beispiel meiner Mutter: Sie ist 98 geworden und hat bis kurz vor ihrem Tod täglich Bridge gespielt – jeden Tag bei einer anderen Freundin, aber am Freitag war die Runde immer bei ihr. Man kann nicht erwarten, dass man eingeladen wird, wenn man nicht auch selbst aktiv wird. Das vergessen viele."
Laufen umfasst für ihn "auf den Körper schauen – mit Ernährung, Bewegung und dem Verzicht auf Suchtgifte wie Rauchen. Bewegung scheint dabei wichtiger zu sein als die Ernährung." Der alte Mensch sei in einem dauernden leichten Entzündungszustand: "Das Immunsystem wird schlechter und bestimmte Teile davon versuchen, dies durch Entzündung zu kompensieren." Wer sich aber regelmäßig bewege, bei dem sinken die Entzündungswerte im Blut merkbar ab. Er selbst versuche, täglich eine Stunde Bewegung zu machen. "Meistens komme ich nur am Abend auf dem Hometrainer dazu – aber ich bin zumindest aktiv."
Durch regelmäßige Bewegung könne das Verhältnis zwischen dem "guten" HDL-Cholesterin und dem "schlechten" LDL-Cholesterin langfristig zugunsten des guten Cholesterins verändert werden. "Es dauert sehr lange um das aufzubauen – hingegen sinkt das HDL relativ rasch wieder ab, wenn Sie mit der Bewegung aufhören."
Das Dritte ist für Wick das Lernen."Das Beste, was Sie machen können, um gut zu altern, ist, möglichst lange im Beruf zu bleiben", so Wick. "Für mich war das Arbeiten nie eine Last – aber ich hatte auch immer das Glück, für etwas, was eigentlich mein Hobby ist, bezahlt zu werden." Natürlich sei das nicht immer der Fall und "es gibt Menschen, die blühen in der Pension auf, wenn sie plötzlich Zeit zum Malen oder Orgelspielen haben. Wichtig ist, dass Sie sich auf diesen Lebensabschnitt vorbereiten, sich eine Aufgabe, vielleicht auch ein Ehrenamt, suchen."
In der österreichischen Gesellschaft gebe es einen großen gedanklichen Irrtum: "Wir haben oft als Lebensmodell vor uns: In der Jugend lernen, danach arbeiten und dann in der Pension viel Freizeit. Aber man sollte das ganz anders machen: Das ganze Leben lang lernen; das ganze Leben lang arbeiten; und das ganze Leben lang Freizeit. Das wäre optimal."
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben? Machen Sie genug Bewegung?
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