Zecken sind wieder los: Warum heuer eine starke Saison erwartet wird

Zecken sind wieder los: Warum heuer eine starke Saison erwartet wird
Warum Expertinnen und Experten heuer mit einer großen Population rechnen – und wie man sich vor den Parasiten schützt.

Wenn die Temperaturen steigen, kreucht und fleucht es im hohen Gras, Gebüsch und Unterholz: Zecken sind schon ab 8 Grad Celsius aktiv. Vergangenes Jahr wurden 192 FSME-Fälle – 179 Hospitalisierungen und zwei Todesfälle – registriert. 

Wie in den Vorjahren erwartet Anja Joachim, Leiterin des Instituts für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni), auch "heuer wieder ein starkes Zeckenjahr", wie sie im Morgenjournal auf Ö1 erklärt.

Mittels wissenschaftlicher Modelle lässt sich die Zahl der Blutsauger vorhersagen. Relevant für die Population ist unter anderem die Zahl der verfügbaren Wirte. Zecken bevorzugen Nagetiere, insbesondere Mäuse. Finden die kleinen Nager gute Futterquellen und können sich gut vermehren, profitieren auch die Parasiten. Joachim: "Es treten dann mehr Zecken auf."

Gute Bedingungen

Auch milde Winter "sind für Zecken günstig", schilderte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien kürzlich bei einer Pressekonferenz zum Thema Zecken. Die Blutsauger seien inzwischen früher und länger aktiv. "Man findet sie in immer höheren Lagen, sogar auf 1.500 Metern", sagte Hutter, der ein genaues Zeckenmonitoring für essenziell hält.

Auch die Zeckendichte steigt: "Unklar ist, ob sich damit auch die Erregerdichte steigert, ob es also auch mehr mit Erregern infizierte Zecken gibt." Allerdings: Große Hitze und Trockenheit – ebenfalls Folgen der globalen Erderwärmung – setzen den flüssigkeitsaffinen Zecken zu.

Regenreiche Tage im Frühling mögen die Krankheitsüberträger gern, sagt auch Joachim: "Zecken müssen, wie alle Lebewesen, ihren Flüssigkeitshaushalt regulieren, eine hohe Bodenfeuchte finden viele Zeckenarten sehr vorteilhaft." Auch das Gras bekomme durch intensiven Niederschlag einen Wachstumsschub. "Zecken benötigen diese Vegetation, um daran hochzuklettern und ihre Wirte zu erschnüffeln", so Joachim auf Ö1.

Wachsam in Wald und Wiese

Expertinnen und Experten empfehlen, Haut und Kleidung nach Aufenthalten in Wald und Wiese gründlich abzustreifen: Iim Idealfall trägt man vorbeugend lange Kleidung, eine Kopfbedeckung und Insektenabwehrmittel und steckt die Hose in die Socken. Hat die Zecke schon zugebissen, sollte sie so rasch wie möglich knapp über der Haut, gerade und ohne sie zu quetschen, entfernt werden. Etwa mit speziellen Werkzeugen, einer Pinzette oder den Fingernägeln.

Impfen schützt

Zecken sind Hauptüberträger von FSME, der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Das Virus, das die Infektionskrankheit auslöst, sitzt in der Speicheldrüse der Zecke. Sticht sie zu, sondert sie den Erreger in die Wunde ab – man wird unmittelbar angesteckt. Der einzige wirksame Schutz gegen die Viruserkrankung ist die FSME-Impfung. Ein Medikament gibt es nicht.

Wer über einen aufrechten Impfschutz verfügt, ist also auf der sicheren Seite. Bei unklarer Impfgeschichte – wenn man sich beispielsweise nicht sicher ist, ob man die Grundimmunisierung abgeschlossen hat oder nicht weiß, wann man zuletzt geimpft wurde – ist eine Auffrischung empfohlen.

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