Wie Hormone das Abnehmen erschweren können

Zucker? Fett? Lebensmittel ohne Biosiegel? Für immer mehr Menschen wird Ernährung zu einer Ideologie – die Psyche leidet
Manchmal kann man noch so hungern, die Kilos purzeln trotzdem nicht. Umweltöstrogene sind in den Fokus gerückt.

Wer ein paar Kilogramm verlieren möchte, sollte in Zukunft zweimal überlegen, bevor er den nächsten Caffè Latte „to go“ bestellt. Denn nicht nur aktiviert Kuhmilch die Bildung von Fettzellen, auch der Plastikbecher, in dem das Kaffeegetränk transportiert wird, könnte auf lange Sicht dick(er) machen.

Vor diesem Effekt warnt der Wiener Gynäkologe und Hormonspezialist Peter Frigo in einem neuen Buch („Mühelos schlank mit der Kraft der Hormone“, edition a). In seiner Praxis hätte er im Laufe der Jahre viele Patientinnen gesehen, die trotz Kalorienreduktion und Sport nicht abnahmen. „Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass wir in den vergangenen zwanzig Jahren immer schwerer geworden sind, aber nicht mehr essen oder uns weniger bewegen“, sagt Frigo.

Wie viele Wissenschafter hat er Umweltöstrogene im Verdacht: Über Plastikprodukte, Waschmittel oder Kosmetika gelangen die künstlichen Chemikalien in den Stoffwechsel und können diesen – wie auch die Fruchtbarkeit – negativ beeinflussen. Die volle Tragweite der Obesogene, wie sie in der Fachsprache heißen, sei noch nicht erforscht, räumt Frigo ein. „Wir wissen aber, dass es eine hormonelle Wirkung gibt und dass Plastik im weitesten Sinne dick macht.“

Schlankmacher

Entscheidend dafür ist das Enzym Aromatase, das das „Schlankmacher“-Hormon Testosteron in Östrogen umwandelt. Dieses bindet Wasser im Gewebe und sorgt eher dafür, dass Fettzellen aufgebaut werden.

Umwelthormone, die wir eben über Plastikflaschen oder auch über die Luft zu uns nehmen, stimulieren diesen Prozess. Frigo hat daher eine eigene Aromatase-Diät entwickelt, die dem dick machenden Mikroplastik entgegenwirken soll. „Wir wissen, dass Alkohol und Fettzellen selbst echte Aromoatase-Förderer sind“, erklärt der Mediziner. Bestimmte Lebensmittel hemmen die Östrogen-Umwandlung und halten so eher schlank (siehe re.).

Zusätzlich sollte man (Mikro-) Plastik so gut wie möglich aus dem Alltag verbannen, unbehandelte Lebensmittel einkaufen und auf Naturkosmetik umsteigen, rät Frigo. „Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch gegen die Hormonflut.“

Lebensstilfaktoren

Noch wisse man zu wenig über den Einfluss der Umweltöstrogene, sagt auch Markus Metka. Spricht man den Anti-Aging-Spezialisten auf die Rolle der Hormone beim Abnehmen an, fällt ihm als Erstes ein alter Spruch ein: „Ein guter Hahn wird nicht fett.“ Bauern hätten über Jahrhunderte hinweg beobachtet, dass ein Tier, das viel Testosteron in sich trägt, kein Fett ansetzt.

Der Hormonspiegel ist aber nicht nur Veranlagung, sondern von vielen Lebensstilfaktoren – Schlaf, Stresslevel, Bewegung und eben Ernährung – abhängig. Schüttet der Körper etwa zu viel vom Stresshormon Cortisol aus, kann es zu einer Insulinresistenz und vermehrten Einlagerung von Fett kommen.

„Wenn es leichte oder beginnende hormonelle Entgleisungen sind, kann man mit Ernährung und Bewegung unglaublich viel beeinflussen“, sagt Metka. Er rät, als Erstes Zucker zu reduzieren, zuckerhaltige Getränke gänzlich wegzulassen und Salz durch Kräuter zu ersetzen.

Auch Zink wird in diesem Zusammenhang immer wieder als Hormon-Wunderwaffe genannt. Schon Giacomo Casanova wusste im 18. Jahrhundert um die Wirkung des Spurenelements: Der Frauenheld soll regelmäßig 15 Austern zu sich genommen haben. Das darin enthaltene Zink, so hoffe er, würde vor einer Liebesnacht seinen Testosteron-Pegel in die Höhe jagen.

Info: Aromatase-Diät

Start in den Tag
Besser als zuckerhaltige Smoothies in der Früh ist ein Karottensaft mit Ingwer und Kurkuma. Statt Milchkaffee Espresso mit einem Glas Wasser. Wenn Milch, dann Schaf- oder Ziegenmilch

Gutes Gemüse
Zitronen, Rote Rüben, Karotten  in Suppen oder Salaten sind  Aromatase-Hemmer. Wichtig: Gute Fette wie Leinöl, Avocado, Nüsse, Omega-3-Fettsäuren  

Weglassen
Zucker, Weizenprodukte, rotes Fleisch, Fertigprodukte und in Plastik verpackte Lebensmittel

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