Derzeit ist es weniger Omikron sondern die Polarisierung der Gesellschaft, die Sorgen bereitet, und nicht nur die Impfdebatte oder nur die Sozialen Medien. Das Aufbegehren gegen Ideen, Werte und Handlungen anderer, ohne je deren Meinung, Haltung oder Hintergründe erfragt oder beleuchtet zu haben, hat schon vor der Pandemie – aber durch diese katalytisch angetrieben – einen Höhepunkt erreicht, wie wir ihn in der westlichen Welt lange nicht mehr erlebt haben. Wir empören uns wechselseitig – über viel zu vieles, viel zu heftig, sodass nachhaltig Schaden entsteht. Wir tragen anderen Menschen Fehler oder Aussagen nach, die vor Jahren gefallen sind, stecken uns gegenseitig in Schubladen und kleben ein Pickerl des Vorurteils darauf und stempeln andere ab, gerade aber nicht nur in der Politik. Hören wir doch mal die Meinung des anderen, versuchen wir uns zu überlegen, warum jemand diese Meinung vertritt, wägen wir ab und akzeptieren wir das andere ein Stück mal, selbst wenn wir nicht davon überzeugt sind. Meistens geht es um fast nichts. Fallen wir nicht auf die Flöten der Rattenfänger herein, die in harten Zeiten lauter sind, aber nie harmonisch klingen und kein schönes Ende haben. Gehen wir aufeinander zu, das würde der Gesellschaft gut tun.
Ein zweiter Vorsatz: Brechen wir Tabus, trauen wir uns was, und lassen wir alle Ideen und viele Fehler zu. Corona hat gezeigt, dass man alles in Frage stellen kann, wenn es notwendig ist. Dass wir Milliarden Staatsschulden machen müssen. Dass wir alle zwei Tage ein Stäbchen bin an die Gehirnknochen stoßen, uns beim Gurgeln filmen, das Haus nicht verlassen dürfen. Dass wir Büros und Projekte aus dem Homeoffice oder in geteilten Teams managen können. Unsere Wirtschaft braucht einen digitalen Wandel, neue Ideen, denn unter den Top 20-Unternehmen der Welt liegt nur noch ein europäisches. Strengen wir uns noch mehr an, machen wir keine Kompromisse dabei. Auch das Klima braucht einen radikalen Wandel unseres Verhaltens. Wir vergeuden die Ressourcen unseres Planeten, und unsere Kinder werden es ausbaden müssen. Wir werden Tabus brechen müssen, so sehr, dass die klassischen Neujahrsvorsätze mickrig wirken. Also brechen wir gleich heute das erste Tabu: Feiern wir Silvester um 21 Uhr. Wir sind doch erwachsen, die Kinder sind zu diesem Zeitpunkt noch munter. Und die Wirte haben auch etwas davon. Prosit!
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