Auch wenn passives Musikhören in dieser Studie weniger positive Effekte zeigte, als das Spielen eines Instruments: Die Vorzüge von Musik zeigen sich in vielen Therapien.
„Aus der neurowissenschaftlichen Forschung ist bekannt, dass Musik zur Ausschüttung von Glückshormonen wie Endorphinen, Serotonin und Dopamin führen kann“, sagt Musiktherapeutin Monika Smetana, stellvertretende Leiterin des Instituts für Musiktherapie (IMT) an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Gezielt eingesetzte Musik (aktiv oder passiv) trägt während der Therapie dazu bei, die eigenen Gefühle wahrnehmen zu können.
KURIER: Wo gibt es die besten Erfahrungen mit Musiktherapie?
Monika Smetana: Am besten beforscht ist Musiktherapie bei Autismus, Depression, Demenz, Schizophrenie und Neonatologie. Ein Cochrane-Review aus 2023 bezieht sich etwa auf die positiven Effekte von Musik- und Vokalinterventionen zur Senkung der Herzfrequenz bei Frühgeborenen und die damit einhergehende entspannende und stabilisierende Wirkung. In Österreich sind die größten Anwendungsfelder Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen sowie in der Erwachsenenpsychiatrie und Psychosomatik.
Wie wirkt die Therapie?
Mit Musik besteht zusätzlich zur verbalen Sprache eine Möglichkeit, Gefühle, Stimmungen, Affekte und damit verbundenn Bedürfnissen wahrzunehmen, die allein über die verbale Sprache nicht erreicht werden können. Es geht oft um den Zugang zum „Inneren“, zu den eigenen Gefühlen. Zentral dafür ist die therapeutische Beziehung.
Mir ist es immer wichtig, auf die Wechselwirkung hinzuweisen: Unser Grundverständnis in der Musiktherapie beinhaltet die Vorstellung, dass wir uns in einem ständigen Wechsel befinden: von Aktivität und Ruhe, Hinwendung und Rückzug, Spielen und Hören. Es ist nicht denkbar, dass aktive musiktherapeutische Prozesse ohne Phasen des Aufnehmens, des Zuhörens, Pause und Stille ablaufen – genauso wenig umgekehrt.
Wo liegt der Unterschied zur persönlichen Lieblingsmusik?
Diese kann durchaus auch einmal zum Einsatz kommen. Im Rahmen einer professionellen therapeutischen Beziehung steht nicht so sehr die Musik als Therapie im Vordergrund, sondern die Musik in der Therapie, als Mittel zum Ausdruck und zur Gestaltung von Kontakt und Interaktion. Die Musik in der Musiktherapie kann angenehme Erfahrungen eröffnen, beinhaltet aber auch den Umgang mit belastenden Gefühlen wie Trauer, Wut, Angst, Unwohlsein. Es kann manchmal auch dissonant und spannungsgeladen klingen. Aber die Konfrontation, das Aushalten und Durcharbeiten von konflikthaften Themen kann Veränderung und Entwicklung in Gang setzen.
Welche Instrumente werden verwendet?
Vor allem nutzen wir Musikinstrumente, die leicht zu handhaben sind und keine Vorkenntnisse erfordern wie etwa Xylofon oder Metallofon. Sehr häufig kommen auch pentatonisch (fünf Töne, Anm.) gestimmte Instrumente wie Leier oder Steel-Drum zum Einsatz; auch Percussion-Instrumente oder Instrumente, die besondere Klänge erzeugen, etwa Ocean Drum und Regenstab.
Spezielle Saiteninstrumente wie Monochord oder Körpertambura gehören dazu. In den meisten Therapieräumen befinden sich auch Klavier und Gitarre, je nach Arbeitsbereich auch elektronische Instrumente sowie digitale Medien.
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