Rufus ist legendär. Jedes Mal, wenn der kleine Corgi seine Pfote auf die Computermaus legte, wussten die Mitarbeiter: Ein neues Feature ist fällig. Rufus, so die Legende, ist maßgeblich am Siegeszug des Onlineversandhandels beteiligt. Rufus war der erste Bürohund bei Amazon. Bis heute wird an ihn gedacht: In der Zentrale hängen Fotos von dem Corgi, außerdem wurde in South Lake Union ein Gebäude nach ihm benannt.
Heute treten andere Hunde in seine Fuß- , pardon, Pfotenspuren. Da wären einmal Lucy, der Labrador, ein Golden-Aussie-Mix namens Sheriff und ein Papillon, der Martini gerufen wird. Mehr als 4000 Tiere sind bei Amazon registriert. „Hunde an unserem Arbeitsplatz zu haben, ist eine tolle Sache“, sagt Lara Hirschfield, deren Aufgabe es ist, das Zusammenleben von Mensch und Tier im Konzern zu managen. „Sie bringen die Angestellten zum Lächeln und wir sind stolz darauf, dass dies eine einzigartige Tradition bei Amazon ist, die wirklich in unserer Unternehmenskultur verankert ist.“
Beispielgebend
Damit steht der Konzern nicht alleine da. Auch der Online-Spiele-Producer Zynga – der Firmenname leitet sich übrigens von der Bulldogge Zinga von Gründer Mark Pincus ab –, das soziale Netzwerk Xing oder Google erlauben nicht nur Vierbeiner in ihren Büros, diese sind sogar ausdrücklich erwünscht. Und das passiert nicht nur, weil die Unternehmen nett zu ihren Mitarbeitern sein möchten. Hunde im Büro haben durchaus gute Nebenwirkungen. Eine Studie aus Schweden belegt etwa, dass die Vierbeiner das Arbeitsklima verbessern.
„Die wichtigste Studie ist im Jahr 2012 von dem Management-Professor Randolph T. Barker von der Virginia Commonwealth University erstellt worden“, erzählt Markus Beyer, Vorsitzender des deutschen Vereins „BV Bürohunde“, der sich dafür einsetzt, dass Tiere zur Arbeit mitgenommen werden dürfen. „Er wies nach, dass Menschen, die einen Hund während ihrer Arbeitszeit im Büro bei sich hatten, signifikant geringere Stresshormone aufwiesen.“
Warum das so ist, konnte die schwedische Wissenschaftlerin Linda Handlin in einer Studie aufzeigen: Beschäftigt sich ein Mensch mit dem Hund, wird Oxytocin freigesetzt. Das Neurohormon, das im Gehirn produziert wird, fördert das positive Miteinander und reduziert Stress und Angst. Daher steht es im Ruf, die Gefahr eines Burn-out erheblich zu reduzieren. Perfekt also für Unternehmen, die sich um das Wohl ihrer Mitarbeiter sorgen. „Es gibt drei weitere wichtige Vorteile: Der Hund sorgt z. B. durch Anstupsen hin und wieder für eine kurze Unterbrechung. Das bietet uns die Chance, unbewusste, möglicherweise krankmachende Verhaltensabläufe zu erkennen und damit wieder gedanklich in die Realität gebracht zu werden“, sagt Beyer. „Außerdem bewegen wir uns durch den Hund mehr und er schafft einen Kommunikationsnenner zwischen Menschen, der möglicherweise vorher aufgrund von Animositäten zwischen Abteilungen verhindert wurde.“
Fragestunde
Dennoch sind Bürohunde eher die Ausnahme, nicht die Regel. In Österreich wird nur 27 Prozent aller Erwerbstätigen erlaubt, den besten Freund zur Arbeit mitzunehmen. Eine rechtliche Grundlage, für Bürohunde gibt es nicht. Laut Arbeiterkammer kann jeder Chef entscheiden, ob er Vierbeiner erlaubt oder nicht. Ausnahme sind Therapie- und Blindenhunde. Für sie braucht es keine Zustimmung des Arbeitgebers. Wo Hunde absolut nichts verloren haben, sind Berufe, wo Hygiene eine Rolle spielt – in Unternehmen, die Lebensmittel herstellen, Arztpraxen oder Kosmetikstudios sind die Vierbeiner verständlicherweise tabu. Liegt die Zustimmung des Vorgesetzten vor, steht dem Mitnehmen des Hundes nichts mehr im Wege. „Aus unserer Erfahrung ist eine schriftliche Vereinbarung zwischen allen Beteiligten, Unternehmen, Mitarbeitenden mit und ohne Hund wichtig“, so Beyer. „Darin enthalten sind etwa die entsprechenden Regeln und auch mögliche Sanktionen für den Fall der Nichteinhaltung.“ Musterrahmenverträge finden sich auf der Homepage des Vereines „BV Bürohunde“.
Auch die Tiere müssen einige Voraussetzungen erfüllen. „Der ideale Kollege Hund ist tiefenentspannt, mag Menschen und Artgenossen und hat ein tiefes Vertrauensverhältnis zu seinem Halter“, betont Markus Beyer. „Diese Beziehung zwischen Hund und Halter ist Basis für ein angenehmes Zusammenleben in allen Lebenssituationen, auch im Büro.“ Am einfachsten ist es, einen Welpen auf den Büroalltag vorzubereiten. Doch auch ausgewachsene Tiere können hier eine stressfreie Zeit verbringen. „Für die Hunde müssen mögliche Rückzugsorte geschaffen werden und es muss auf alle physischen und psychischen Bedürfnisse der vierbeinigen Teamkollegen eingegangen werden“, hält Markus Beyer fest. Der Verein „Tiere als Therapie“ bietet übrigens spezielle Vorbereitungskurse für den Büroalltag an.
Kommentare