Wenn die ersten zwei nicht anschlugen, dritte Impfung kann schützen
Eine dritte Teilimpfung gegen SARS-CoV-2 kann laut einer österreichischen Studie auch noch zu einem Schutz vor Covid-19 bei Menschen mit Immunsuppression nach Nierentransplantation nach zwei erfolglosen Teilimpfungen führen. Rund 40 Prozent zeigen nach der dritten Dosis - egal ob mRNA- oder Vektorimpfstoff - eine Immunantwort mit der Bildung von Antikörpern. Die Forschungsergebnisse sind am Dienstag in einer der führenden US-Medizinfachzeitschrift JAMA erschienen.
Menschen mit eingeschränktem Immunsystem - angeboren oder zum Beispiel durch Krebs-Chemotherapie oder Unterdrückung der Abwehrreaktion nach Organverpflanzung - weisen auf Impfungen eine besonders schlechte Reaktion auf. Gleichzeitig kann der Verlauf einer Covid-19-Erkrankung bei ihnen besonders schwer sein.
"Weniger als 50 Prozent der Nierentransplantierten entwickeln Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein nach zwei Dosen einer mRNA-Vakzine", schrieben der Wiener Erstautor Roman Reindl-Schweighofer (Universitätsklinik für Innere Medizin III/Nephrologie) und die Co-Autoren der MedUni Wien, der Paracelus MedUni/Salzburg und vom Wiener Gesundheitsverbund im Journal der American Medical Association (JAMA Internal Medicine; 20. Dezember). Primär sollte untersucht werden, ob man vielleicht durch die Verwendung eines Vektorimpfstoffes als dritte Teildosis (AstraZeneca) eine bessere Immunantwort als durch eine dritte Dosis mRNA-Vakzine (Pfizer-BioNTech oder Moderna) bewirken könnte.
Nach zwei Dosen keine Antikörper
Die Studie wurde zwischen 15. Juni und 16. August dieses Jahres mit 197 Nierentransplantierten durchgeführt, die zwei Dosen mRNA-Impfstoff erhalten und danach keine Bildung von SARS-CoV-2-Antikörper gezeigt hatten. Je die Hälfte der Probanden erhielt eine Drittimpfung mit der Pfizer-BioNTech-Vakzine oder dem AstraZeneca-Impfstoff. Binnen 29 bis 42 Tagen wurde dann untersucht, ob die dritte Teilimpfung zu einer Immunantwort geführt hatte (Antikörper, neutralisierende Antikörper und Aufbau einer zellulären Immunantwort). Die Probanden waren im Mittel 61 Jahre alt, 42 Prozent waren Frauen.
Die Ergebnisse sind im engen Sinn für die Wirksamkeit der dritten Teilimpfung gegen Covid-19 bei Menschen mit eingeschränktem Immunsystem aussagekräftig. Die Resultate dürften aber auch insgesamt die Bedeutung des "dritten Stichs" unterstreichen. Die Wissenschafter: "39 Prozent der 197 Nierentransplantierten (...) entwickelten SARS-CoV-2-Antikörper nach der dritten Impfung. Es gab dabei mit 35 Prozent bei den zum dritten Mal mit mRNA-Geimpften und 42 Prozent bei den Probanden mit Vektorimpfstoff keinen statistisch signifikanten Unterschied (zwischen den beiden Vakzinen als Drittimpfung)."
Neutralisierende Antikörper bildeten allerdings nur 22 Prozent der Probanden. Auch die zelluläre Immunantwort war schwach. Nach der dritten Immunisierung traten häufiger Impfreaktionenen an der Einstichstelle auf, wenn ein Proband oder eine Probandin die mRNA-Vakzine zum dritten Mal erhalten hatte. Je länger die Nierentransplantation zurücklag, desto eher zeigten die Probanden eine immunologische Antwort auf die Drittimpfung. Ebenso ist das offenbar abhängig von der notwendigen Intensität der immunsupprimierenden Behandlung zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion.
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