Welche monoklonalen Antikörper gegen BA.2.75 wirken
In Indien wurde im Juni die neue Corona-Subvariante BA.2.75 entdeckt. Eine japanische Labor-Studie gibt Aufschluss, welche monoklonalen Antikörper gegen diese Variante wirken.
18.07.22, 05:00
Erst vergangene Woche hat das österreichische Gesundheitsministerium bekannt gegeben, dass 24.090 Behandlungen mit fünf speziell gegen Covid-19 zugelassenen Medikamenten durchgeführt worden sind (Stand 5. Juli). Die meisten Verabreichungen fanden in Krankenhäusern statt, wo 21.834 Therapien verabreicht wurden.
Am häufigsten wurde der monoklonale Antikörper Xevudy (Sotrovimab) eingesetzt, nämlich 7.933 Mal als Infusionslösung.
Monoklonale Antikörper sind im Labor entwickelte Proteine, die sich gezielt an Krankheitserreger - zum Beispiel an das Spike-Protein des Coronavirus - binden können und helfen, diese abzuwehren. Monoklonal bedeutet in diesem Fall, dass die im Labor produzierten Antikörper auf eine einzige Zelle des Immunsystems zurückgehen, daher alle gleich sind und das Virus an fest definierten Stellen angreifen. Bei den Covid-19-Medikamenten werden monoklonale Antikörper eingesetzt, um die Infektion von Zellen zu blockieren.
Bei bestimmte Risikopatienten wird bei geeignetem klinischen Setting eine Therapie mit neutralisierenden monoklonalen Antikörpern empfohlen, wenn diese gegen die aktuell vorherrschende Virusvariante als wirksam bewertet werden. Diese Antikörper werden in Medikamenten eingesetzt und müssen per Infusion verabreicht werden – spätestens Tag sieben nach Symptombeginn. Bei früher Gabe wirken sie am besten.
Die Wirksamkeit von monoklonalen Antikörpern hängt von der Coronavirus-Variante ab: Omikron-Subvarianten sind nicht nur übertragbarer, sie können auch Antikörpern besser ausweichen.
Jetzt gibt es eine neue Labor-Studie des japanischen Sato Labs, die Aufschluss gibt, wie gut die Antikörper gegen die neue besorgniserregende Variante BA.2.75 wirken. Anmerkung: Die Studie wurde noch nicht von der Fachwelt bewertet, zudem kann die tatsächliche klinische Wirksamkeit von den in-vitro Daten abweichen.
Nach dem Auftreten der ursprünglichen Omikron-Variante BA.1 entstand die Untervariante BA.2, die BA.1 verdrängte und im März in zahlreichen Länder der EU für eine neuerliche Welle sorgte. In weiterer Folge tauchten in mehreren Ländern neue BA.2-Untervarianten auf, darunter BA.2.12.1, BA.4 und BA.5, die wiederum BA.2 verdrängen.
Zudem wurde Ende Juni 2022 in acht Ländern, darunter Indien, die neue BA.2-Subvariante BA.2.75, entdeckt: Vorläufige Untersuchungen deuten darauf hin, dass BA.2.75 leichter übertragbar ist als die anderen BA.2-Subvarianten. Am 7. Juli 2022 stufte die WHO BA.2.75 deswegen als eine unter Beobachtung stehende, besorgniserregende Variante ein.
Das renommierte Sato Lab der Universität Tokio wies kürzlich nach, dass BA.4/5 gegenüber Cilgavimab eine höhere Resistenz aufweist als BA.2. Im Vergleich zum BA.2-Spike-Protein weisen BA.2.12.1 und BA.4/5 zwei bzw. vier Mutationen in ihren Spike-Proteinen auf.
Die Mehrheit der BA.2.75-Spikes weist dagegen neun Substitutionen auf.
Die Tatsache, dass die Zahl der Mutationen im BA.2.75-Spike größer ist als im BA.4/5-Spike, lässt vermuten, dass das BA.2.75-Spike-Protein die Empfindlichkeit gegenüber therapeutischen monoklonalen Antikörpern deutlich verringert als BA.2 und BA.4/5, so die Autoren in ihrer aktuellen Studie. Deswegen untersuchten sie die Wirksamkeit von zehn therapeutischen monoklonalen Antikörpern und drei Antikörper-Cocktails gegen BA.2.75. (Die Studie können Sie hier auf Englisch nachlesen.)
Das Ergebnis:Bebtelovimab zeigte zwar eine robuste antivirale Wirkung gegen BA.2 sowie BA.4/5, aber BA.2.75 war resistenter gegen diesen Antikörper als BA.2 (21-fach) und BA.4/5 (26-fach). fold). Bei einer Infektion mit BA.2.75 ist also Bebtelovimab möglicherweise keine gute Wahl, so die Autoren auf Twitter.
Sotrovimab, Tixagevimab sowie Reganvimab können zwar BA.2 und BA.4/5 nicht bekämpfen, diese drei Antikörper wirkten jedoch gegen BA.2.75 und könnten für eine Therapie eingesetzt werden.
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