Europäischer Tag der Depression: 730.000 Betroffene in Österreich

Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen – und werden dennoch unterschätzt und tabuisiert. In Österreich sind rund 730.000 Menschen betroffen. Jede fünfte bis siebente Person erkrankt im Lauf des Lebens daran.
Sichtbarkeit, Aufklärung und rechtzeitige Unterstützung können Leben retten, machte der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) am Mittwoch aufmerksam. Am 5. Oktober ist Europäischer Tag der Depression.
Depression hat viele Gesichter, hieß es in der Aussendung. Sie zeigt sich nicht immer sofort erkennbar und kann auch hinter äußerer Stabilität verborgen sein. Entscheidend ist: Depression ist eine ernsthafte, aber behandelbare Erkrankung – niemals ein persönliches Versagen. Betroffene brauchen Verständnis und professionelle Unterstützung, besonders in akuten Krisen.
Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. Ursachen dafür liegen nicht in der "Natur", betonte der BÖP, sondern in gesellschaftlichen Strukturen: Gewalt, finanzielle Abhängigkeit, der Gender-Pay-Gap und ungleiche Verteilung von Care-Arbeit erhöhen das Risiko massiv. Hinzu komme der Druck durch Schönheitsideale.
Unter 142 ist der Notrufdienst der Telefonseelsorge für Menschen in Belastungssituationen rund um die Uhr erreichbar, ebenso wie Rat auf Draht unter 147. Die BÖP-Helpline bietet von Montag bis Donnerstag (9 bis 13 Uhr) unter 01/504 8000 Beratung an, die Ö3-Kummernummer von Montag bis Sonntag (16 bis 24 Uhr) unter 116.
Offen über Depressionen sprechen
"Depression ist eine sehr ernste Erkrankung. Für die Prävention ist es entscheidend, erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen, die sich häufig auch schon im schulischen Kontext zeigen. Wir müssen endlich offen über Depression sprechen, um Tabus zu durchbrechen und frühe gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen setzen zu können", betonte BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger.
Zu den zentralen Risikofaktoren zählen etwa eine beeinträchtigte psychische Entwicklung, ein geringes Selbstwertgefühl, belastende oder traumatisierende familiäre Beziehungen, der Verlust nahestehender Bezugspersonen sowie vielfältige Stressbelastungen. Im Jugendalter kommt zudem der häufige und unregulierte Konsum von Social Media hinzu.
"Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit"
"Psychische Gesundheit muss mit körperlicher Gesundheit gleichgestellt werden", forderte Wimmer-Puchinger. "Der Zugang zu Behandlung muss für alle Menschen leistbar und rechtzeitig verfügbar sein. Denn klar ist: Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit."
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