Neue Arzneien verfügbar
Zur Behandlung der Migräne bei Erwachsenen bieten sich altbewährte schmerzlindernde Stoffe, etwa Triptane an, die vor etwa 30 Jahren auf den Markt kamen. Allerdings gibt es auch neuere Ansätze: Spezielle vorbeugende Antikörper-Medikamente zum Injizieren wurden beispielsweise vor fünf Jahren entwickelt. Und erst dieses Jahr sind zwei Medikamente zum Schlucken verfügbar geworden. Eines davon wird zur Vorbeugung sowie für die Akutbehandlung der Migräne verwendet. Das Medikament wird voraussichtlich im Herbst frei verschreibbar werden.
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Die Diagnose Migräne wird laut Wöber im ärztlichen Gespräch anhand der von den Betroffenen geschilderten Symptomen gestellt. Nichtmedikamentöse Maßnahmen seien die Grundlage jeder Migränebehandlung: Etwa ausreichend Flüssigkeit, regelmäßige Mahlzeiten, genügend Schlaf sowie Ausdauersport. Auch Akupunktur und spezielle Entspannungstechniken werden eingesetzt. Der Leidensdruck Betroffener ist teils enorm: Zur Linderung der Symptome ziehen sich manche von ihnen isoliert in einen dunklen, ruhigen Raum zurück. Das macht die Licht- und Geräuschempfindlichkeit erträglicher. Migräne-Kopfschmerzen sind oft stark, pochend oder pulsierend und einseitig lokalisiert. Auch Übelkeit oder Erbrechen können bei einer Attacke auftreten.
Frauen sind anfälliger
Zwischen den Geschlechtern herrschen große Unterschiede: an Migräne erkranken zwei- bis dreimal so viele Frauen wie Männer. Allerdings: Die stärkere Anfälligkeit der Frauen zeigt sich erst in der Pubertät. Das liegt vor allem am schwankenden Spiegel der weiblichen Sexualhormone.
Die Wahrscheinlichkeit, an Migräne zu leiden, ist zwischen 25 und 40 Jahren am größten. In der Zeit um die Menstruation erhöht sich das Risiko für einen Anfall, der dann oft heftig sein kann. Grund ist das Fallen des Östrogenspiegels kurz zuvor.
Bei Schwangeren hingegen ist der Spiegel gleichmäßig hoch und das Migränerisiko dadurch niedriger. Während der Wechseljahre erleben Frauen oft Hormonschwankungen – das kann zu häufigeren Anfällen führen. Auch kurz vor dieser Zeit ist das Risiko erhöht. Sind die Wechseljahre jedoch vorbei, bessert sich die Erkrankung oder bleibt sogar ganz aus. Bei Männern im jungen Erwachsenenalter kommen Migräneanfälle öfter vor, danach sinkt die Anzahl wieder. Bei Männern ist die Häufigkeit der Attacken jedoch nicht so stark altersabhängig wie bei Frauen.
Bei menstrueller Migräne – dabei werden Frauen in den Tagen ihrer Periode von Kopfschmerzen geplagt, oft gepaart mit Übelkeit und Erbrechen – können auch Verhütungsmethoden eingesetzt werden, die den Östrogenspiegel konstant halten – zum Beispiel die durchgehende Einnahme der Antibabypille. In manchen Fällen kann sich die Pille aber ungünstig auf den Migräneverlauf auswirken, betont Wöber.
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Bei der Behandlung der Migräne zeigen sich im Übrigen ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede: Da in vielen Studien mehr Frauen als Männer untersucht werden, liegen auch mehr wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die sie betreffen. Daher konnten lange Zeit passgenauere Therapie für Frauen entwickelt werden.
Kinder oft übersehen
Wenig solide Studien gibt es nach wie vor zu Migräne bei Kindern. Aber auch für sie kann Migräne eine echte Bürde sein. So zeigt etwa die eingangs bereits erwähnte Studie, dass Kopfschmerz-Erkrankungen nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Zudem wirkt sich das Krankheitsbild negativ auf den Ausbildungserfolg aus.
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Das Team um Wöber-Bingöl fordert daher, dass Kopfschmerzerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen von der Politik mehr Beachtung geschenkt werden sollten.
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