Warum Sie sich nach einer Corona-Infektion schonen sollten
Viele kennen Erkältungen, die nach einem Wochenende auskuriert sind: Wir haben zwei Tage viel geschlafen, Medikamente eingenommen und gehen dann wieder in die Arbeit oder ins Fitnesscenter. Vor allem in Ländern, die nur einen kurzen Krankenstand bei Gehaltsfortzahlung kennen, schonen sich Menschen nur ungern nach Infekten.
Jetzt warnt ein bekannter britischer Immunologe vor dem Trugschluss, eine Coronavirus-Infektion mit einer herkömmlichen Erkältung gleichzusetzen.
Wer sich nach einem positiven Test nicht schont, hat ein "deutlich höheres" Risiko, Long Covid zu entwickeln, sagt Danny Altmann vom Imperial College London im Interview mit i News. Für den Wissenschafter ist das ein Grund, warum so viele junge, vorher gesunde Menschen an Long Covid erkranken.
"Anekdotisch betrachtet scheinen diejenigen, die infiziert waren und dachten 'Egal, ich lasse mich davon nicht unterkriegen, ich werde mein Morgen-Jogging machen' ein höheres Risiko für Long Covid zu haben." Altmann rät Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, sich so viel wie möglich auszuruhen, bis die Tests negativ sind. "Die Vorstellung, dass Covid-19 wie eine Erkältung ist und man in 48 Stunden wieder fit ist, ist falsch. An meiner Stelle würde ich es einfach nicht wagen."
"Sechs Wochen Ruhe geben"
Auch wenn er diese Theorie nicht mit Studienergebnissen untermauern kann, begründet der renommierte Wissenschafter diese Sicht auf sein Forschungsprogramm zu Covid-19 und Long Covid, in dessen Rahmen mehr als 40 Artikel in Fachzeitschriften wie The Lancet, Science, BMJ und Nature veröffentlicht wurden. Zudem leitete er eine britische Studie zur Definition von Diagnosetests und Behandlungen von Long Covid. Im kommenden Monat wird sein Buch "The Long Covid Handbook" (Penguin) in Großbritannien erscheinen.
"Die Vorstellung, dass Long Covid übergewichtige oder ältere Menschen betrifft, stammt aus der ersten Welle, da diese Menschen eher mit dem Virus ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch herausgestellt, dass fast alle Menschen, die uns im Rahmen unserer Studie aufsuchen, überhaupt nicht so sind. Sie haben in der Regel einen normalen BMI (Body-Mass-Index) und sind jung und fit. Sie sind häufiger weiblich und gehören zu den Menschen, die früher sehr aktiv waren und jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren sind. Sie sind alles andere als Stubenhocker. Es handelt sich um ehemals junge, fitte, gesunde Menschen."
Wie lange soll man sich also schonen? Hier gab der bekannte Pneumologe David Joffe von der Universität Sydney bereits Anfang des Jahres die Antwort: "Egal, wie schwer die Erkrankung ist, ich rate Patienten, sechs Wochen danach so viel Ruhe zu geben wie möglich. Eine systemische Entzündung heilt nicht schnell ab." Dieser Ratschlag beruhe auf 30 Jahren Berufserfahrung, so der Wissenschafter.
Laut Professor Altmann ist Long Covid die erste Erkrankung, die über soziale Medien identifiziert und definiert wurde, da die Menschen ihre Erfahrungen und Sorgen auf Facebook, Twitter und anderen Plattformen teilten. Nur so konnten enorme Summen für die Forschung aufgebracht werden und dutzende Long-Covid-Kliniken in Großbritannien eingerichtet werden.
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