Der jüngste Todesfall infolge einer Vogelgrippe-Infektion in den USA hat kürzlich für Aufsehen gesorgt. Das Gesundheitsamt von Louisiana meldete bereits im Dezember einen schweren Krankheitsverlauf bei diesem über 65 Jahre alten Patienten, der jedoch an mehreren Vorerkrankungen litt. Der Mann hatte sich vermutlich bei infiziertem Geflügel aus sogenannter Hinterhofhaltung sowie bei Wildvögeln angesteckt. Indessen plant die US-Regierung einen kurzfristigen Kraftakt, um in den nationalen Kampf gegen die Vogelgrippe zu intensivieren – und das, bevor Donald Trump das von Noch-Präsident Biden eingerichtete Büro für die Vorbereitung auf künftige Pandemien abschaffen könnte. Insgesamt sollen 306 Millionen Dollar (etwa 296 Millionen Euro) in Programme zur Prävention, Überwachung und medizinischen Forschung im Zusammenhang mit dem H5N1-Virus investiert werden.
Doch was genau zeichnet das Virus aus? Wie groß ist das tatsächliche Risiko einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung? Und welche Maßnahmen werden in Österreich ergriffen? Diese Fragen beantworten Experten von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).
Was ist die Vogelgrippe, und wie unterscheidet sich H5N1 von anderen Grippeviren?
Die Vogelgrippe, auch Aviäre Influenza oder Geflügelpest genannt, ist eine akute Viruserkrankung. Das Virus A (H5N1) tauchte 1996 auf und wurde zuerst in Südchina und Hongkong nachgewiesen. Erreger sind Influenza A Viren, die aufgrund verschiedener Oberflächenantigene (Hämagglutinin, HA und Neuraminidase, NA) in Subtypen unterteilt werden. Bei Vögeln kommen weltweit bisher 16 Hämagglutinin- und 9 Neuraminidase-Subtypen vor, in Europa tritt aktuell hauptsächlich der Subtyp H5N1 auf.
Es können hochpathogene (stark krankmachende) und niedrigpathogene (schwach krankmachende) Aviäre Influenzaviren unterschieden werden. Die Unterscheidung bezieht sich auf den Schweregrad der Erkrankung bei Vögeln. Hochpathogen für Vögel sind einige Varianten der Subtypen H5 und H7. Diese Viren sind für Vögel hochansteckend, bei Geflügel werden klinische Erkrankungen auch als Geflügelpest bezeichnet.
Welche Vogelarten sind besonders anfällig für die Vogelgrippe, und warum?
Alle Geflügelarten, aber auch viele Zier-, Greif- und Wasservogel- sowie Möwenarten sind empfänglich für Aviäre Influenzaviren. Die Viren sind besonders für Geflügel hoch ansteckend. Besonders betroffen sind Hühner, Puten und zahlreiche wildlebende Vogelarten. Enten, Gänse und einige Wildvogelarten zeigen in der Regel keine oder nur milde Symptome.
Wie wird die Vogelgrippe auf andere Vögel oder Säugetiere, einschließlich Menschen, übertragen?
Das Virus wird mit Kot, Speichel und Tränenflüssigkeit ausgeschieden. Die Ansteckung findet direkt von Tier zu Tier statt oder indirekt über Gegenstände, die mit dem Virus in Berührung gekommen sind. Bei starker Staubentwicklung ist auch die indirekte Ansteckung über Luft möglich. Menschen und andere Säugetiere (u. a. Schweine, Rinder, Ziegen, Katzen, Hunde, Füchse, Dachse, Marder, Fischotter oder Nerze) können sich bei intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel ebenfalls mit aviären Influenzaviren infizieren.
Wie gefährlich ist die Vogelgrippe tatsächlich für Menschen, wie steht es um das Risiko von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen?
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde weltweit noch nicht beobachtet. Fast alle Infektionen beim Menschen sind auf engen direkten Kontakt mit infiziertem oder erkranktem Geflügel (in den USA Kontakt mit erkrankten Rindern) oder indirekt über deren Fäkalien (Milch in der USA,) zurückzuführen. Der Subtyp (A)H5 von Clade 2.3.4.4b (Subtypen H5N1 und H5N5), der derzeit in Europa auftritt, ist schlecht an den Menschen angepasst und Erkrankungen wurden in Europa bislang nicht beobachtet.
In anderen Erdteilen werden sporadisch Übertragungen anderer Subtypen der Aviären Influenza auf den Menschen gemeldet, die teilweise zu tödlich verlaufenden Erkrankungen führen können.
Kann man eine Prognose zum Verlauf beim Menschen treffen? Wie gefährdet sind vulnerable Gruppen?
Sowohl die amerikanische (CDC) als auch die europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) schätzen das Risiko für die Bevölkerung als gering ein. Für Personen mit engem Kontakt zu infizierten Tieren wird dieses Risiko als moderat eingeschätzt.
Wo stehen wir derzeit in der Entwicklung von Impfstoffen und bei anderen Schutzmaßnahmen gegen die Vogelgrippe?
Da die Vogelgrippe nun das ganze Jahr über bei Wildvögeln nachgewiesen wird und sich damit offenbar in der Wildvogelpopulation festgesetzt hat, wird an der Entwicklung von Impfstoffen und Impfstrategien gegen die Geflügelpest gearbeitet. Impfungen des Geflügels sind unter strengen Auflagen in den EU-Mitgliedstaaten nunmehr möglich. Hierzu muss allerdings der Impfstoff durch die Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen oder die Anwendung durch die Behörde erlaubt werden.
Welche zusätzlichen Faktoren, wie etwa Klimawandel, begünstigen Vogelgrippe Rolle spielt der Klimawandel bei der Verbreitung und dem Auftreten von Vogelgrippe-Epidemien?
Veränderungen im Klima können Veränderungen der weltweiten Vogelzugrouten zur Folgen haben und somit den Eintrag von aviären Influenza Viren in neue bzw. unterschiedliche Gebiete sowie Veränderungen im Virusgenom durch Vermischung (Reassortments) bedingen und vorantreiben.
Welche Maßnahmen gibt es, um die Ausbreitung der Vogelgrippe in Geflügelbeständen zu verhindern?
Um die Ausbreitung einzudämmen, wurde mit 8.11.2024 ganz Österreich zum Gebiet mit erhöhtem Risiko erklärt. 25 Bezirke in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg, Kärnten und im Burgenland wurden zudem als Gebiete mit einem stark erhöhten Risiko eingestuft. Hier gilt für Betriebe mit mehr als 50 Tieren Stallpflicht. Geflügelhalter müssen den Kontakt zwischen ihren Tieren und Wildvögeln bestmöglich durch Vorrichtungen (Netze und Dächer) verhindern. Die Fütterung und Tränkung der Tiere darf zudem nur mehr im Stall oder in einem Unterstand erfolgen. Es darf kein Wasser aus Sammelbecken verwendet werden, zu dem Wildvögel Zugang haben. Enten und Gänse müssen von anderem Geflügel getrennt gehalten werden.
Wann sollten die Alarmglocken in Österreich schrillen?
Seit Ende Oktober wurde eine akute Verschärfung der Lage beobachtet und im Bezirk Amstetten (NÖ) führte der hochpathogene Aviäre Influenza Subtyp H5N1 zu mehreren Ausbrüchen in großen Geflügelhaltungen. Dementsprechende Schutz- und Überwachungszonen mussten eingerichtet werden, die jedoch zwischenzeitlich alle wieder aufgehoben werden konnten. Die entsprechenden Maßnahmen auf den Ausbruchsbetrieben sind im Gange.
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