Virus-Mutation hat unsere Nachbarn erreicht: Wie geht es jetzt weiter?

Virus-Mutation hat unsere Nachbarn erreicht: Wie geht es jetzt weiter?
Italien hat bereits den ersten Fall der Mutation vermeldet. In Österreich ein Grund zur Sorge?

"Sie breitet sich rasch aus und ist dabei, die dominierende Variante zu werden" - so beschrieb der oberste wissenschaftliche Regierungsberater Patrick Vallance die aktuelle Lage in Großbritannien. Die Rede ist von VUI2020/12/01, einer deutlich ansteckenderen Variante des Corona-Virus, die kurz vor Weihnachten für Beunruhigung sorgt.

Zahlreiche Länder reagierten sofort auf die beunruhigenden Nachrichten aus London, dass das Virus "außer Kontrolle" sei, indem sie Landeverbote für aus Großbritannien kommende Flugzeuge verhängten. Österreich wird ab Dienstag, den 22. Dezember, keine britischen Maschinen mehr ins Land lassen.

"Mit Deutung vorsichtig sein"

Gerade noch rechtzeitig? "Diese Variante aus Südengland ist durch 17 Mutationen charakterisiert. Wir kennen keine Virus-Probe aus Österreich, die diese 17 aufweist", sagte Virologe Andreas Bergthaler vom Zentrum für Molekulare Medizin in Wien im KURIER-Interview.

Unsere Nachbarn hat sie jedenfalls bereits erreicht: Italien teilte mit, dass die Virus-Mutation bei einem Patienten nachgewiesen wurde, der vor wenigen Tagen per Flugzeug aus Großbritannien einreiste. Laut Einschätzung des Virologen Christian Drosden ist die neue Variante auch in Deutschland schon angekommen. "Es ist schon in Italien, in Holland, in Belgien, in Dänemark, sogar in Australien, warum sollte es nicht in Deutschland sein", sagte der Berliner Forscher im Deutschlandfunk.

Anlass zu Panik sieht er jedoch keinen: "Davon darf man sich jetzt auch wirklich nicht irgendwie aus der Ruhe bringen lassen", so der Experte. Verharmlosen wolle er jedoch nichts, zu viel sei in Bezug auf diese Mutation noch unklar.

Dass das Virus in Südengland viele Mutationen angesammelt hat und sich ausbreiten konnte, kann laut Bergthaler auch "mit Zufällen wie Superspreading-Events zusammenhängen, wo Superspreader diese Virus-Varianten weiterverbreitet haben. Man muss mit der Deutung vorsichtig sein."

Er kann sich vorstellen, dass "die britischen Politiker diese Virus-Variante als Argument für ihren Strategiewechsel zu Weihnachten benützen." Wegen der raschen Ausbreitung der neuen Virus-Variante gilt in London und anderen Gegenden in Südostengland seit Sonntag ein neuer Shutdown mit weitreichenden Ausgangssperren - auch für die anstehenden Feiertage.

Auswirkungen auf Impfung?

Bisher gibt es keine Hinweise, dass die Mutation schwerere Krankheitsverläufe auslöse oder tödlicher sei. Laut der britischen Regierung sei jedoch bis zu 70 Prozent ansteckender als bisher bekannte Varianten.

Ungewöhnlich sind solche Mutationen jedenfalls nicht. Insgesamt gilt, dass sich Sars-CoV-2 mit rund zwei neuen Mutationen pro Monat im Vergleich zum Grippe-Virus relativ langsam entwickelt.

Muss man sich zwecks der Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs also keine Sorgen machen? Laut Experten nicht. Denn Impfstoffe erzeugen eine Immunreaktion gegen mehrere Virus-Merkmale.

"Spült dieses Virus mit dieser Welle hoch, oder ist das Virus dafür verantwortlich, dass diese Welle entstanden ist?", resümierte Drosten im Deutschlandfunk. Diese und viele weitere Fragen gilt es nun zu beantworten.

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