Virologe Streeck warnt vor vierter Corona-Welle im Herbst

Virologe Streeck als Corona-Erklärer im ZDF
Die Zeit bis dahin sollte laut dem Experten genutzt werden, um Prozesse zu optimieren und einen "Pandemierat" einzurichten.

Viele Länder in Europa rüsten sich für Öffnungen, in den USA müssen Geimpfte seit Neuestem keine Maske mehr tragen - vieles spricht derzeit für ein nahendes Ende der Pandemie. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck warnt nun aber davor, die Corona-Krise zu früh für beendet zu erklären.

„Es könnte sein, dass wir eine vierte Welle erleben im Herbst“, sagte Streeck in einem Interview mit dem Nachrichten-Magazin Focus. „Die Zeit bis dahin sollten wir nutzen, die Strukturen und Prozesse zu optimieren.“

Der 43-Jährige hielte es für „sehr hilfreich“, wenn „für die nächste Pandemie“ auf Bundesebene eine Art Pandemierat eingerichtet würde. In einem solchen interdisziplinären Gremium sollten dann „neben Wirtschaftswissenschaftlern, Soziologen oder Demoskopen auch Intensivmediziner und andere Praktiker eine Rolle spielen“.

Kein Impfstoffmangel

Er sei skeptisch, dass die so genannte Herdenimmunität bald erreicht wird. „Wir hatten gerade den Fall eines geimpften Arztes, der eine hohe Viruslast im Rachen entwickelte und auch die Familie angesteckt hat.“ An Impfstoff mangle es jedenfalls nicht mehr: „Wir haben solche Mengen an Impfstoff, dass die Frage bald beantwortet werden muss, ob und wie wir zumindest Teile davon spenden oder abgeben.“

Streeck leitet das Institut für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und ist neben Christian Drosten einer der prominentesten deutschen Experten in der Corona-Pandemie.

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