Vierter Stich: Kann man sich überimpfen?
In Österreich wird die Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 - also der vierte Stich - ab 60 Jahren empfohlen, Risikopersonen sollen sich ab zwölf Jahren ebenfalls eine Auffrischung holen, so die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums. Die Bundeshauptstadt geht seit Juni einen Sonderweg: Jeder Erwachsene darf sich den vierten Stich holen.
Derzeit impfen sich Impfwillige mit den zugelassenen mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech, die noch auf die ursprüngliche Virusvariante zugeschnitten waren. Die sogenannten angepassten Omikron-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer werden derzeit von der EU-Arzneimittelbehörde EMA geprüft.
Die EU-Kommission hat mit dem Hersteller Moderna eine spätere Auslieferung von Impfstoffdosen vereinbart, damit die EU-Länder angepasste Impfstoffe erhalten können, sobald diese von der EMA zugelassen wurden.
Der Moderna-Impfstoff mit dem Namen "Spikevax bivalent Original/Omicron" richtet sich gegen den ursprünglichen, erstmals 2020 aufgetretenen Coronavirus-Stamm, als auch gegen die Omikron-Variante BA.1. Auch gegen die Subtypen BA.4 und BA.5 zeigt der Impfstoff eine gute Wirkung. Am Mittwoch erteilte die britische Arzneimittelbehörde als erste weltweit eine Zulassung für diesen speziellen Impfstoff.
Zahlreiche Real-World-Daten wie aus Schweden und Israel belegten in den vergangenen Wochen, wie gut der vierte Stich das Risiko für schwere Verläufe und Tod - und auch das Infektionsrisiko - senkt. Diskussionen über die Notwendigkeit des vierten Stichs poppen in der Fachwelt immer wieder auf, da der Auffrischungsschutz der Corona-Impfungen bekanntlich nach rund drei Monaten stark nachlässt. Zudem bleibt der Nutzen des vierten Stichs für gesunde, junge Menschen fraglich.
Bereits rund um den dritten Stich äußerten Experten auch die Möglichkeit des sogenannten Überimpfens, so auch der deutsche Wissenschafter Andreas Radbuch (hier nachzulesen). "Das immunologische Gedächtnis steigert seine langfristige Antikörperproduktion nach jeder neuen Provokation so lange, bis es sich an dieses Antigen in dieser Dosis auf diesem Wege gewöhnt hat. Es ist dann satt. Wird der Impfstoff systemisch verabreicht, wie die Covid-19-Impfstoffe, fangen die Antikörper das Antigen ab, bevor es eine erneute Immunreaktion auslösen kann."
Neue Studie verneint Überimpfen
Freiburger Wissenschafter haben zu diesen Fragen eine Studie im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen). "Wir sehen nach der vierten Corona-Impfung kein Verschwinden der Immunantwort und auch kein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen", so Studienautor Robert Thimme in einem Interview mit der Badischen Zeitung.
Die Immunantwort der sogenannten T-Gedächtniszellen, die mit der ersten und zweiten Impfung angeregt worden ist, bleibe unverändert stabil.
Durch eine dritte und vierte Impfung werden darüber hinaus wie bei den beiden vorangegangenen Impfungen die Immunzellen aktiviert und produzieren Antikörper, führt der Wissenschafter die Ergebnisse aus. "Wir haben bisher keinerlei Hinweise darauf, dass das bei einer fünften oder sechsten Impfung anders wäre."
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