Vergiftung Nawalnys: Was hinter Cholinesterase-Hemmern steckt

Vergiftung Nawalnys: Was hinter Cholinesterase-Hemmern steckt
Cholinesterase-Hemmer nutzt man als chemische Kampfstoffe, Insektizide – und als Alzheimermedikament.

Hinweise auf „Intoxikation durch eine Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer“ machen die Ärzte der Berliner Charité – wie berichtet – für den Gesundheitszustand von Alexej Nawalny verantwortlich. Das ist keine unbekannte Substanz, erklärt der Toxikologe Rainer Schmid. „Es sind wichtige Transmitter im Nervensystem. Sie werden ausgeschüttet, wenn man sich bewegt.“

Um diesen Vorgang zu stoppen, schüttet der Körper ein Enzym – Acetylcholinesterase (AChE) – aus. „Wird dieses gehemmt, hört die Wirkung nicht mehr auf.“ Im Grunde handelt es sich dann um eine Überstimulation. Die Folge: Muskelkrämpfe bis hin zur Atemlähmung. „Es ist eine sehr potente Substanz. Cholinesterase-Hemmer wirken eben generalisiert auf allen Muskelebenen.“

Gegenmittel

Als Gegenmittel wird bei einer derartigen Vergiftung Atropin verabreicht. Beim Augenarzt werden mittels Tropfen mit der Substanz die Pupillen erweitert, um die Netzhaut untersuchen zu können. In hoher Dosierung hemmt Atropin die Überstimulation der Nervenzellen. Allerdings müsse das früh passieren, sagt Schmid. „Als Folge der Vergiftung kann es zu Organschäden kommen. Diese kann man damit nicht mehr stoppen.“

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