Keine gesündere Wahl: Vaping beeinträchtigt Fitness ähnlich wie Rauchen
Rauchen ist in Österreich die nach wie vor am weitesten verbreitete Sucht. Etwa jede fünfte Person gibt an, täglich zu rauchen. Neben der herkömmlichen Zigarette haben sich innerhalb der letzten Jahre neuere Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, Vapes und Nikotinbeutel am Tabakmarkt etabliert.
Eine kürzlich am European Respiratory Society (ERS) Kongress präsentierte Studie zeigt nun: Junge Menschen, die regelmäßig Vapes konsumieren, haben ein geringeres Fitnesslevel als Personen, die weder rauchen noch vapen. Auch ist ihr Fitnessniveau ähnlich gering wie jenes der Zigarettenraucher. "Vergangene Untersuchungen zeigen uns bereits, dass Vaping mit Lungenentzündungen und -schäden sowie schädlichen Veränderungen der Blutgefäße verbunden ist. Bis jetzt wissen wir zu wenig darüber, was längerfristiges Vaping mit unserem Körper anstellt", sagt Azmy Faisal vom Department of Sport and Exercise der Manchester Metropolitan University bei der Vorstellung der Ergebnisse in Wien.
Vapen beeinträchtigt körperliche Leistung
Die Forschenden untersuchten in der Studie 60 Personen in ihren 20ern, die eine normale Lungenfunktion aufwiesen. 20 waren Nicht-Raucher und Nicht-Vaper, 20 hatten bereits zwei Jahre lang Vapes konsumiert, weitere 20 hatten zwei Jahre lang geraucht. Jede Person unterzog sich dabei einem stufenförmigen Belastungstest auf einem Standfahrrad, der klassisch angewendet wird, um die Reaktionen von Herz, Lunge, Muskeln bei steigender Belastung zu untersuchen. Der Test misst so die maximale Menge an körperlicher Betätigung, die jemand erreichen kann.
Vaper hatten im Schnitt eine Spitzenleistung, die mit 186 Watt ähnlich hoch war wie bei den Rauchern (182 Watt), jedoch deutlich niedriger als bei den Nicht-Rauchern oder Nicht-Vapern (226 Watt). Am Punkt der Höchstleistung konnten die Vaper und Raucher zudem weniger Sauerstoff aufnehmen (2,7 Liter bzw. 2,6 Liter pro Minute) als diejenigen, die weder rauchen noch vapen (3 Liter).
Sowohl bei Vapern als auch bei den Rauchern zeigten die Bluttests und Ultraschalluntersuchungen Anzeichen dafür, dass ihre Blutgefäße nicht so gut funktionierten wie bei der Gruppe der Nicht-Raucher und Nicht-Vaper. Vaper und Raucher waren stärker außer Atem, litten unter starker Ermüdung der Beine und hatten höhere Laktatwerte im Blut, ein Zeichen von Muskelermüdung, noch bevor sie ihr maximales Betätigungsniveau erreicht hatten.
Gesundheitlich nicht unbedenklich
"Die Studie ergänzt die wachsenden Beweise dafür, dass der langfristige Gebrauch von Vapes schädlich ist, und stellt die Vorstellung weiter in Frage, dass Vapes eine gesündere Alternative zum Rauchen sein könnten", sagt Faisal.
Gesundheitliche Risiken können sich für Vaper aus dem enthaltenen Nikotin, den Verneblungs-, Wirk- und Zusatzstoffen sowie möglichen Verunreinigungen ergeben, heißt es vom Deutschen Institut für Risikobewertung. Auch der Dampf von E-Zigaretten könne gesundheitlich bedenkliche Substanzen enthalten, die auch Passivdampfer einatmen.
Vaping in Österreich
Seit 2016 sind E-Zigaretten und Vapes im österreichischen Gesetz als "verwandte Erzeugnisse" definiert. Die Werbung ist eingeschränkt, auch unterliegen sie dem Rauchverbot. Keine Gleichstellung gibt es bezüglich der Besteuerung und Produktregulierung. Auch fallen Vapes nicht in das Tabakmonopol, sondern dürfen frei verkauft werden.
Filippos Filippidis, Vorsitzender des ERS-Komitees zur Tabakkontrolle und Dozent für öffentliche Gesundheit am Imperial College London, kritisiert die Vermarktungsstrategien von Inhalationsprodukten: "Um junge Leute anzusprechen, werden Vapes billig und in verschiedenen Geschmacksrichtungen verkauft."
Die junge Altersgruppe der 15‐ bis 34‐Jährigen ist in Österreich jene, die elektronische Inhalationsprodukte mit Abstand am häufigsten konsumiert: Neun Prozent der jungen Männer und acht Prozent der jungen Frauen berichten einen täglichen oder fast täglichen Konsum von elektronischen Inhalationsprodukten, heißt es in einer vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz in Auftrag gegebenen Erhebung zu Konsum‐ und Verhaltensweisen.
Laut Daten des Bundesministeriums für Soziales aus dem Jahr 2022 zu Tabak- und Nikotinkonsum raucht jede fünfte Person ab 15 Jahren in Österreich täglich, sechs Prozent gelegentlich. Neben der körperlichen ist die psychische und emotionale Abhängigkeit eine besondere Herausforderung. Studien zeigen, dass ein Rauchstopp langfristig zu weniger Stressempfinden beiträgt.
Es gibt diverse Unterstützungsangebote für jene, die aufhören wollen. Von Nikotinersatztherapien über Beratungsdienste bis hin zu Selbsthilfegruppen.
Eine Entwöhnung im 'normalen Alltag' ist am besten mit ärztlicher Betreuung (für eine gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung) und psychologischer Begleitung mit der Vereinbarung von Fixpunkten für den Rauchstopp möglich. Besonders bewährt hat sich hier das Rauchfreitelefon (0800 810 013, rauchfrei.at), welches als Angebot kostenlos zur Verfügung steht.
Unverantwortliche Werbung als Problem
Die österreichische ARGE Suchtvorbeugung nennt die Werbung im Internet als großes Schlupfloch aus dem nationalen Werbeverbot. "Die Präsentationen von Tabakprodukten und verwandten Erzeugnissen wie E-Zigaretten sind häufig, nehmen zu und werden genutzt, um nationale Werbeverbote zu umgehen", heißt es in einem veröffentlichten Positionspapier. Sie richten sich besonders an Jugendliche und junge Erwachsene, die diese Medien eher nutzen.
Die britische Zeitung Guardian deckte auf, dass und wie die Tabakindustrie vermehrt Influencer nutzt, die gegen Bezahlung ihre Produkte nutzen und indirekt bewerben. Kritisiert wird, dass Influencer durch den Konsum von E-Zigaretten und Tabakerhitzern auch das Rauchen an sich bewerben. Die Konzerne nutzen diese Werbeform vor allem für "jüngere" Produkte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel.
In Großbritannien wurde in diesem Jahr ein Anti-Tabak-Gesetz im Parlament eingebracht, es sieht vor, dass ab 2027 jedes Jahr das Alter, ab dem Geschäfte, Bars und Tankstellen ihren Kunden Tabak verkaufen dürfen, um ein Jahr hochgesetzt wird. Alle Jugendlichen, die nach 2009 geboren wurden, sollen so in ihrem Leben nie legal Zigaretten kaufen können.
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