E-Zigaretten: Lungenärzte fordern ein Verbot von Aromen

E-Zigaretten: Lungenärzte fordern ein Verbot von Aromen
Laut neuen Daten sollen sie den Raucheinstieg erleichtern und das Suchtpotenzial erhöhen, warnt eine deutsche Ärztegesellschaft.

Die Fachgesellschaft der deutschen Lungenärzte fordert ein Verbot von Aromastoffen in E-Zigaretten. Hintergrund sind neue wissenschaftliche Daten, wonach Aromen den Raucheinstieg erleichtern, das Suchtpotenzial erhöhen oder durch ein tieferes Inhalieren die Aufnahme toxischer Substanzen deutlich steigern, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). "Diese Aromen haben ein erhebliches Schadenspotenzial und müssen schnellstmöglich vom Markt genommen werden", wird der Präsident der Gesellschaft, Wolfgang Windisch, in einer Aussendung zitiert.

Im Kindes- und Jugendalter ist die E-Zigarette mittlerweile das am häufigsten konsumierte nikotinhaltige Produkt, noch vor der Tabakzigarette und der Wasserpfeife. "Wir wissen, dass E-Zigaretten-Konsumenten ein dreimal höheres Risiko haben, später Tabakzigaretten zu rauchen. Wir ziehen uns also mit der E-Zigarette bei Jugendlichen und jungen Menschen eine neue Generation Nikotinabhängiger heran", sagt Alexander Rupp von der DGP-Arbeitsgruppe Tabakprävention und -entwöhnung: "Neben einem Aromen-Verbot und der Verkaufsregulierung muss auch das Abgabe- und Konsumverbot für unter 18-Jährige im Sinne des Jugendschutzes besser kontrolliert werden."

Experimentelle Untersuchungen beim E-Zigaretten-Konsum weisen auf Entzündungsreaktionen in der Lunge und im Herz-Kreislauf-System hin, sagt Lungenfacharzt Alexander Rupp, Autor eines neuen Positionspapiers der deutschen Lungenärztegesellschaft. "Gleichzeitig wurden bisher nur für sehr wenige der zahlreichen unter 16.000 Geschmacksbezeichnungen verwendeten Aromastoffe toxikologische Untersuchungen durchgeführt. Das heißt, wir haben eine enorme Blackbox von Substanzen in den E-Zigaretten, von denen wir noch gar nicht wissen, wie sie auf die Atemwege wirken und wie sie auch untereinander agieren." Erschwerend komme hinzu, dass - unterstützt durch die öffentliche Werbung - die Aromen als attraktiv und unbedenklich wahrgenommen werden, insbesondere von jüngeren Menschen.

Deutsche Zahlen zeigen, dass sich unter den 14- bis 17-Jährigen von 2021 auf 2022 die Nutzung von E-Zigaretten verfünffacht hat. Mehr als jeder Dritte – 37,5 Prozent – dieser Altersgruppe hatte 2023 schon einmal E-Zigaretten konsumiert. Die Zahl der erwachsenen E-Zigaretten-Nutzenden in Deutschland lag zuletzt geschätzt bei mehr als zwei Millionen. Gleichzeitig erkranken in Deutschland jährlich rund 50.000 Menschen an Lungenkrebs. Eine der Hauptursache dafür ist Rauchen.

"Bei der Bewertung von E-Zigaretten auf die Gesundheit spielten Aromen bisher eine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse unserer Analyse von mehreren Hundert wissenschaftlichen Arbeiten zeigen allerdings, dass Aromen sehr wohl eine wichtige Rolle spielen", erklärt Professor Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT) in Kiel, das neue Daten zum Thema Aromen publiziert hat. „Aromen vermindern den Hustenreiz. Sie erleichtern daher den Einstieg ins Rauchen und haben darüber hinaus eine konsumfördernde Wirkung, gerade für Jugendliche. Aromen ermöglichen ebenfalls ein tieferes Inhalieren, das die Aufnahme von toxischen Substanzen erhöht. Schließlich steigern Aromen auch das Suchtpotenzial, weil das Nikotin besser aufgenommen werden kann“, so Hanewinkel.

Auch in Österreich steigt Konsum von E-Zigaretten

Rauchen ist nach wie vor die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich und aktuellen Schätzungen zufolge für 16 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Dies geht aus den Anfang Februar veröffentlichten Berichten "Epidemiologiebericht Sucht 2023" und dem "Bericht zur Drogensituation 2023" hervor.  Sie wurden im Auftrag des Gesundheitsministeriums und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht erstellt.

Etwa jede fünfte Person (21 Prozent) gibt an, täglich zu rauchen. Trotz eines Rückgangs des Zigarettenkonsums liegt Österreich noch immer leicht über dem europäischen Durchschnitt. In den letzten Jahren ist insbesondere ein Konsumrückgang bei Jugendlichen zu verzeichnen: Bei den 15-Jährigen hat sich der Anteil der Raucherinnen und Raucher seit 2003 mehr als halbiert (von 30 Prozent 2003 auf 12 Prozent 2019), heißt es auf dem öffentlichen Gesundheitsportal gesundheit.gv.at.

Allerdings nimmt der Konsum neuer Nikotinprodukte zu. Die Meinungen von Expertinnen und Experten dazu sind gespalten: Einerseits können sie einen Einstieg in den Nikotinkonsum begünstigen, andererseits gibt es auch die Ansicht, dass sie hilfreich beim Rauchausstieg sein könnten. Bei den Jugendlichen steigen zwar immer weniger in den täglichen Zigarettenkonsum ein, allerdings steigt der tägliche Konsum vor allem von Nikotinbeuteln, aber auch E-Zigaretten an. So rauchen gemäß einer aktuellen Umfrage zwar nur vier Prozent der 15-Jährigen täglich Zigaretten, allerdings konsumieren drei Prozent täglich Nikotinbeutel. Berücksichtigt man auch noch den täglichen Konsum von E-Zigaretten, ist man bei acht Prozent, die zumindest eines der Produkte Zigaretten/E-Zigaretten/E-Shishas/Nikotinbeutel täglich konsumieren.

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