Ultraschall zuhause mit dem Smartphone: So geht’s

Der Schallkopf wird mittels Kabel an ein Tablet oder ein Smartphone angeschlossen.
Mit einem Schallkopf und einer App kann man in wenigen Minuten ein Baby im Bauch beobachten. Wofür die Erfindung entwickelt wurde.

"In fünf Minuten habe ich ein Video von unserem bald geborenen Kind gemacht (November!, Anm.: gemeint ist, dass das Baby im November geboren wird). Von meinem Smartphone, mit einem tragbaren KI-unterstützten Ultraschall" – diesen begeisterten Satz postete kürzlich der bekannte US-Virologe Michael Mina auf Twitter. Dazu stellte er das Ultraschallbild des Babys mit dem händisch eingekreisten Herz des Ungeborenen.
 

Das hinter der verwendeten Technologie stehende Unternehmen heißt Butterfly Network. Es hat sich auf die Entwicklung von medizinischen Bildgebungstechnologien spezialisiert. Das tragbare Ultraschallgerät "Butterfly iQ", das Mediziner Mina genutzt hat, wird mit einem Kabel an ein Smartphone oder Tablet angeschlossen.

Künstliche Intelligenz leitet an

Durch eine Kombination des Geräts mit einer App ermöglicht es den Zugang zu hochwertigen Ultraschallbildern. Der Benutzer wird von einer künstlichen Intelligenz angeleitet und das macht die Entwicklung so langfristig auch für Laien nutzbar.

20 Scanarten sind voreingestellt, darunter Bauchraum, Herz, Lunge und gynäkologische Untersuchungen. Auch automatische Berechnungen, etwa das Blasenvolumen oder der Kopfumfang eines ungeborenen Babys, sind mit dem Gerät möglich. Dazu gibt es zahlreiche Tutorials, die die Nutzung erleichtern sollen.

Kein "Luxusgut"

Dass werdende Eltern ihr Ungeborenes beobachten können, ist nur ein netter Nebeneffekt. Eigentlich ist Butterfly iQ nur für medizinische Fachkräfte vorgesehen und kann zum Beispiel zur Untersuchung des Herzens, der Blutgefäße, der Lunge, des Bauchraums und anderer Körperregionen eingesetzt werden. Über die Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet können die erfassten Bilder und Daten einfach übertragen, gespeichert und analysiert werden. Das ist vor allem in Regionen hilfreich, in denen das nächste Ultraschallgerät weit entfernt ist oder wenn nur wenige Geräte verfügbar sind. Aber auch in großen Gesundheitssystemen in Ballungszentren soll das Gerät zum Einsatz kommen, heißt es auf der Website des Unternehmens. Der Zugang zu Bildgebung solle kein "Luxusgut" sein.

Mehr lesen: Werden wir bald von künstlicher Intelligenz behandelt?

Der Preis beträgt derzeit rund 3.000 Euro für das Gerät. Hinzu kommt eine verpflichtende Mitgliedschaft mit 480 Euro pro Monat. Wer nach einem Jahr kündigt, kann zwar weiterhin grundlegende Scanfunktionen nutzen, erhält aber keine Updates, neue Funktionen und keinen Speicherplatz.

Der Schallkopf sieht sehr ähnlich aus wie bei nicht mobilen Ultraschallgeräten in Krankenhäusern und Arztordinationen. Er wiegt rund 300 Gramm und funktioniert mittels Akku, der innerhalb von fünf Stunden aufgeladen wird.

Nur für Ärzte zu erwerben - noch

Derzeit werden die Geräte als reguliertes Medizinprodukt nur an Ärzte oder andere zugelassene medizinische Fachkräfte verkauft, die laut Butterfly Network "befugt und fähig" sind, das Gerät sachgemäß einzusetzen. Butterfly iQ wird zudem nur in bestimmten Ländern verkauft, Österreich ist darunter. Auch Tierärzte können den Schallkopf kaufen – es gibt mit „iQ+ Vet“ eine eigene Version für den tiermedizinischen Einsatz.

Virologe Mina geht davon aus, dass medizinische Geräte wie das Ultraschallgerät in zehn Jahren auch für Privatpersonen zuhause verfügbar sein könnten. "Die Entwicklung neuer biomedizinischer Technologien schreitet erstaunlich schnell voran", schreibt Mina.

Kommentare