Warum wir im Sommer weniger schlafen – und das nicht unbedingt schlimm ist

Junge Frau schläft mit Leintuch im Bett.
Wenn die Nächte heiß sind, wird der Schlaf oft knapp – und das sorgt für Frust. Doch warum schlafen wir im Sommer schlechter – und ist das wirklich immer ein Problem?

Anfang Juni gab es bereits einige Tropennächte – in den kommenden Tagen kommen nochmals etliche dazu. Von einer Tropennacht spricht man, wenn die Außentemperatur in den Nachtstunden nicht unter 20 Grad Celsius fällt.

"Wir brauchen kühle Temperaturen, um gut einschlafen zu können", weiß Ambra Stefani, stellvertretende Leiterin des Zentrums für Schlafmedizin an der Uniklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Die Idealtemperatur im Schlafraum liegt bei knapp unter 20 Grad

Der Schlaf sei ein komplex regulierter physiologischer Vorgang. "Die Körperkerntemperatur sollte vor dem Einschlafen sinken. Im Tiefschlaf ist sie dann am niedrigsten und steigt wieder, wenn man anfängt aufzuwachen", erklärt die Schlafmedizinerin.

Ist der Körper erwärmt, weiten sich die Blutgefäße – Wärme wird nach außen abgegeben. "Das klappt aber nicht, wenn die Umgebungstemperatur zu warm ist – und man kann in der Folge schlechter einschlafen", erläutert Stefani. Aus diesem Grund sollten im Sommer Maßnahmen ergriffen werden, um das Schlafzimmer herunterzukühlen. "Die Idealtemperatur liegt bei knapp unter 20 Grad."

Lauwarme Duschen und dünne Decken

"Hitze kann den Menschen quälen – auch nachts", erklärt auch Anna Heidbreder, Schlafmedizinerin und stellvertretende Leiterin der Uniklinik für Neurologie des Kepler Universitätsklinikums Linz. Wer über keine Klimaanlage verfügt, kann die Raumtemperatur mit cleverem Lüften (morgens und abends, nichts tagsüber) oder Ventilatoren angenehmer gestalten. Auch neue Technologien versprechen kühlende Effekte – etwa in Polstern, Matratzen oder Decken. "Hier ist der Ansatz, dass sich die Textilien an die Körpertemperatur anpassen und so den Schlaf individuell unterstützen", sagt Stefani, betont aber auch, dass aussagekräftige Studien zu positiven Effekten noch Mangelware sind. Das bestätigt auch Heidbreder, fügt aber hinzu: "Alles, was hilft, ist erlaubt."

Heidbreder rät zu lauwarmen (nicht eiskalten!) Duschen: "Wenn man sich kalt abduscht, versucht der Körper sich automatisch wieder aufzuwärmen – man schwitzt in der Folge mehr." Leichte, atmungsaktive Stoffe und Naturfasern am Körper und auf dem Bett machen warme Nächte erträglicher. "Auf die Decke kann man verzichten, oder nur ein Leintuch verwenden." Wer den Ventilator anwirft, erzielt in Kombination mit leicht feuchter Kleidung den besten Kühleffekt. 

Weniger Schlafstunden, dafür tendenziell tiefere Nachtruhe

Früher hell und später dunkel: Auch Licht ist in den Sommermonaten ein Thema. "Man sollte versuchen, die Schlafumgebung dunkel zu halten", sagt Heidbreder. 

Interessant: "Es ist vollkommen normal, dass man im Sommer quantitativ weniger schläft." Dass die Bettliegezeit im Vergleich zum Rest des Jahres kürzer sei, sei nicht weiter tragisch, "denn der Anteil des Tiefschlafs ist dafür im Sommer ein bisschen höher, wohl deswegen, weil wir müder ins Bett gehen und deswegen tiefer schlummern".

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