In Beziehung treten
Christine Krouzecky ermöglicht Kindern an der Psychologischen Universitätsambulanz der Wiener Sigmund-Freud-Universität tiergestützte Gruppeninterventionen mit Hunden. „In der Gruppe, weil wir überzeugt sind, dass sich die Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenz – einer der Haupteffekte – so am besten entfaltet“, erklärt die Psychologin. Die Wirkung geht darüber hinaus: Allein die Anwesenheit eines Tieres senkt Blutdruck und Stresshormone im Blut. „Auf emotionaler Ebene kommt es zur Steigerung von Selbstwert und Wohlbefinden.“
Entscheidender Wirkfaktor: die Beziehung. Tiere treten wertfrei in Kontakt, betonen Krouzecky und Waldhäusl. „Das kann eine heilsame Erfahrung sein“, präzisiert Krouzecky. „Speziell Pferde können Emotionen in einer Nuancierung wahrnehmen, wie wir Menschen es verlernt haben“, weiß Waldhäusl.
Ängste abbauen und Interaktion üben
Aus dem Bindungsaufbau schöpfen Kinder mit schwierigen oder traumatischen Beziehungserfahrungen Kraft. Ähnliches gilt für Kinder mit chronischen oder lebensverkürzenden Erkrankungen, die am Steinbacherhof ebenfalls willkommen sind. Bei Kindern, die Schwierigkeiten mit Emotionsregulation, Beziehungsaufbau und sozialen Ängsten haben sei der Einfluss besonders positiv. Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, die sich in sozialen Interaktionen mit Menschen nicht so gut zurechtfinden, profitieren ebenso. „Autistische Kinder können die unmittelbaren Reaktionen von Hunden vielfach einfacher verstehen“, sagt Krouzecky. Kindern mit ADHS erleichtere der Kontakt die Impulskontrolle.
Am Steinbacherhof ist man stolz auf „eine kunterbunte Rasselband mit 33 tierischen Mitarbeitern“, sagt Waldhäusl. „Unter anderem zwei Hunde, drei Katzen, sechs Hühner, 13 Pferde und ein Lama“. Gemein sei ihnen, dass sie „sehr zugänglich sind, sogar die an sich eher scheuen Meerschweinchen“. Krouzecky arbeitet nur mit Hunden: „Aus pragmatischen Gründen, weil man sie gut in die Ambulanz mitnehmen kann. Aber auch, weil sie sich wegen ihres Verhaltens besonders gut eignen.“
Wohl der Tiere essenziell für Effekt
Generell kämen viele Tierarten infrage, die Spaß an Interaktion haben und gut mit Stress und Anstrengung umgehen. Tierisches Wohl und Freiwilligkeit müssten stets Vorrang haben und Kindern in der Therapie auch vermittelt werden: „Das stärkt Verantwortungsbewusstsein und Empathie.“
Zwangsgestreichelt wird am Steinbacherhof niemand. Das hat auch für Waldhäusl Priorität. „Das Tier darf nicht Mittel zum Zweck sein, das geht zulasten des Effekts.“ Ihr Wunsch: „Derzeit wird Tiertherapie nicht von der Krankenkasse finanziert. Es wäre ein Riesenschritt, wenn es die Möglichkeit einer staatlichen Unterstützung geben würde.“
Eltern und Betreuungspersonen rät Krouzecky, bei Anbietern auf Tierwohl, zertifizierte Ausbildungen und Erfahrenheit der Therapeutinnen und Therapeuten zu achten. „Gerade, wenn mit Kindern mit speziellen Störungsbildern gearbeitet wird, sollte es Hintergrundwissen geben.“
Inzwischen sitzt Babsi seit vielen Jahren allein und selbstbestimmt im Sattel. „Sie ist eine starke Persönlichkeit geworden“, sagt Waldhäusl. Über Worte kann sich Babsi kaum ausdrücken. „Den Pferden hat sie aber jede Menge zu erzählen.“
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