Therapien genau auf den einzelnen Menschen abstimmen

Blau gefärbter Grafik einer DNA Struktur
Gentherapien können nicht für alle Erkrankungen eingesetzt werden, doch es ist zu erwarten, dass sie künftig mehr Anwendung finden. Ausgetestet werden können Behandlungen zudem an Mini-Organen aus Stammzellen.

Die Medizin steht vor einem Wandel: Individualisierte Therapien rücken in den Mittelpunkt. Denn: Menschen tragen unterschiedliche genetische Veranlagungen in sich, und auch Medikamente wirken nicht bei allen gleich. Hier kommt die Präzisionsmedizin ins Spiel: Ihr Ziel ist es, Therapien genau auf den einzelnen Menschen abzustimmen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien.

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Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität 
Wien.

Stammzellen zur Regeneration

Auch die Stammzellforschung entwickelt sich rasant. Stammzellen kommen zunehmend zur Regeneration geschädigter Gewebe oder Organe zum Einsatz. „Ein vielversprechender neuer Ansatz sind sogenannte Organoide, das sind Mini-Organe aus Stammzellen. Diese Modelle, etwa von Leber, Darm, Haut, Herz oder Gehirn, dienen nicht der direkten Therapie, sondern der Erforschung von Krankheitsmechanismen und der Entwicklung innovativer Medikamente.“ Sie seien hervorragend geeignet, um neue Therapien zu testen. „Genetische Diagnostik, künstliche Intelligenz, Gentherapie und Stammzellforschung machen die Medizin präziser, individueller und zukunftsorientierter. Das ist ein Paradigmenwechsel in der Patientenbehandlung.“

Seit einigen Jahren verfolge man bereits das Konzept, unterschiedliche Datenquellen zusammenzuführen – und dies werde auch 2026 fortgesetzt. Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Zusammenführung umfangreicher Daten – von bildgebenden Verfahren über klinische Untersuchungen bis hin zu labormedizinischen Diagnosen und Genomanalysen. Künstliche Intelligenz (KI) übernimmt dabei die komplexe Interpretation. „Dieser Ansatz wird es ermöglichen, das individuelle Erkrankungsrisiko besser einzuschätzen, Krankheitsverläufe vorherzusagen und maßgeschneiderte Therapiekonzepte zu entwickeln“, so Hengstschläger. Gleichzeitig eröffnet die KI Einblicke in die molekularen Entstehungsmechanismen von Krankheiten und fördert die Entwicklung gentherapeutischer Ansätze. Die CRISPR/Cas9-Technologie, oft als „Genschere“ bezeichnet, erlaubt es heute, gezielte Veränderungen im Genom schneller und präziser vorzunehmen. Bereits zugelassene Gentherapien für Krankheiten wie Sichelzellenanämie oder Beta-Thalassämie zeigen das Potenzial dieser Methode. Hengstschläger betont jedoch: „Solche Gentherapien werden nicht für alle monogenen Erkrankungen eingesetzt werden können. Dennoch ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren weitere Anwendungen entwickelt werden.“

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