Studie: Dieses Darmvirus hilft, den Stress zu regulieren

Frau greift sich wegen Bauchschmerzen auf Bauch.
Irische Forschende fanden weitere Hinweise für die Verbindung zwischen Darm und Gehirn. Ihre Ergebnisse könnten in die Behandlung stressbedingter Erkrankungen einfließen.

Grippe, Corona oder auch Pocken und Polio: All diese Krankheiten werden durch Viren ausgelöst - und wenn von diesen die Rede ist, bedeutet das selten etwas Gutes. Auch im Darm herrscht ein Zusammenleben aus Bakterien und Viren. Irische Forschende haben dort nun Viren ausgemacht, die speziell von Nutzen sein könnten. 

Sie fanden Hinweise, dass manche Viren, die im Darm agieren, auch Einfluss auf die Emotionen haben. Ihre Studie wurde kürzlich im Fachmagazin Nature Microbiology veröffentlicht.

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Warum das Mikrobiom auch ein Virom enthält

Fachleute sprechen vom sogenannten "Virom", der Gesamtheit von Viren in einem Organismus. Es ist ein Teil des Mikrobioms, mit der die Zusammensetzung der im Darm lebenden Mikroben bezeichnet wird. Dass zwischen Darm und Gehirn eine Achse besteht, die Wechselwirkungen hervorruft und Einfluss auf das Verhalten hat, ist bereits bekannt. 

Das Team des APC Microbiome Ireland am University College in Cork beschäftigt sich zentral mit dem Mikrobiom. Seine Zusammensetzung ist bei jedem Menschen einzigartig. Frühere Studien wiesen bereits darauf hin, dass sich diese Zusammensetzung bei Stress verändert. Man fokussierte sich allerdings auf Bakterien, nicht auf Viren. 

In diesen könnte aber großes Potenzial liegen, betont Forschungsleiter Nathaniel Ritz im Guardian. "Wie das Virom mit den Bakterien interagiert und wie sie den stressbedingten Zustand beeinflussen, ist weitgehend unerforscht." Mehr Licht in dieses Dunkel zu bringen, "eröffnet die Möglichkeit, das Virom gezielt zur Behandlung einzusetzen".

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Das Team untersuchte daher eine spezielle Untergruppe der Viren namens Bakteriophagen. Sie infizieren Bakterien und vermehren sich mit ihnen. Die Forschenden beobachteten an Mäusen, wie sich die Viren veränderten, wenn man Tiere chronischem sozialen Stress aussetzte. Und tatsächlich veränderte sich die Zusammensetzung der Viren und Bakterien im Darm. In der Folge entnahmen sie entspannten Mäusen Viren aus dem Kot und implantierten diese erst wieder, als sie die Tiere chronischem Stress ausgesetzt hatten. 

Stresshormone verringerten sich

In weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass die transplantierten Viren offenbar dazu beitrugen, die Konzentration von Stresshormonen zu verringern und sich auch das ängstliche Verhalten bei den gestressten Mäusen reduzierte.

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Die Forschenden schlussfolgern daraus: Ihre Studie gebe erste Hinweise, dass Darmviren an Stressreaktionen beteiligt sind. Ebenso aber, dass man sie beeinflussen kann, was die Optionen auf neue Therapien erhöhe.

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