Studie: Pandemie belastet Bevölkerung noch immer

Studie: Pandemie belastet Bevölkerung noch immer
Vor allem jüngeren Menschen und Frauen im urbanen Bereich setzt die Pandemie besonders zu.

Auch nach 18 Monaten stellt die Corona-Pandemie noch eine deutliche Belastung für die österreichische Bevölkerung dar. Fast 60 Prozent fühlen sich weiterhin von der Pandemie belastet. Auffällig ist, dass die Pandemie vor allem die jüngere Altersgruppe von 16 - 35 Jahren besonders belastet. Das zeigte am Dienstag eine Studie der Wiener Städtischen Versicherung, die sie gemeinsam mit dem Gallup Institut unter 1.000 Personen zwischen 16 und 70 Jahren online durchgeführt haben. 

Frauen in urbaner Umgebung besonders belastet

Deutlich zu erkennen ist, dass die Einschätzung der persönlichen Belastung mit der Einkommenssituation korreliert: Je geringer das Haushaltsnettoeinkommen ist, desto stärker wird die Belastung empfunden. Ebenso fühlen sich Menschen, die in der Stadt wohnen mehr belastet als die Bevölkerung im ländlichen Raum. Vor allem Frauen in der urbanen Bevölkerung fühlen sich besonders stark belastet.

„Gerade Frauen haben es aufgrund häufiger bestehender Mehrfachbelastungen in der Corona-Krise schwieriger: Zum Homeoffice oder der Beschäftigung in systemrelevanten Bereichen kommen oft Homeschooling, Haushalt, Pflegetätigkeiten oder andere Herausforderungen dazu – das wirkt sich langfristig zweifellos auf den Gesundheitszustand aus“, erklärt die Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Doris Wendler.

Verschlechterung des physischen und psychischen Zustands

Rund ein Viertel der Befragten haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Verschlechterung des körperlichen Gesundheitszustands festgestellt. Noch größer ist die Verschlechterung des Zustands im psychischen Bereich: 27 Prozent nehmen negative Auswirkungen wahr. Besonders die 16 bis 35-Jährigen. Mehr als die Hälfte der Personen mit minderjährigen Kindern im Haushalt sehen bei diesen eine deutliche Belastung. Wendler: „Das ist ein sehr hoher Wert, aber angesichts der aktuellen Situation nicht überraschend: Unsere Jüngsten müssen seit Beginn der Corona-Krise besonders viel schultern.“

Über 60 Prozent betroffen von Long-Covid

Besonders auffällig ist, dass 61 Prozent der Befragten, die von einer COVID-19-Erkrankung betroffen waren, angegeben haben an an wochen- oder monatelangen Folgebeschwerden leiden. Im Vordergrund stehen dabei Antriebslosigkeit, Schwäche und Atemnot. Ein weiterer Anteil beklagt zudem den anhaltenden Verlust des Geschmacks- und/oder des Geruchssinnes. „Wie alle Schutzimpfungen ist die Impfung gegen das Coronavirus eine wichtige präventive Maßnahme. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt, dass eine vollständige Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Long-COVID zu erkranken, deutlich minimiert“, betont Vorstandsdirektorin Wendler. Prämien für Long Covid Patienten sind nach Angaben der Versicherung nicht erhöht.    

Ein Sechstel will sich nicht impfen lassen

Während rund zwei Drittel der Befragten über einen vollständigen Impfschutz verfügen, zählen 16 Prozent zu den Impfskeptikern. Sie sind laut eigenen Angaben nicht gegen das Coronavirus geimpft und wollen sich auch nicht impfen lassen. Große Skepsis gegenüber der Impfung herrscht vor allem bei Frauen (20 Prozent) und unter Jüngeren im Alter von 16 bis 35 Jahren (19 Prozent) bzw. im Alter von 36 bis 55 Jahren (18 Prozent). Ein deutlicher Unterschied zeigt sich auch in Bezug auf das Einkommen: Ein Viertel der aus einkommensschwächeren Haushalten (bis 1.500 Euro) stammenden Personen zählt zu den Impfskeptikern, bei zunehmender Einkommenshöhe sinkt deren Zahl auf die Hälfte (12 Prozent bei Einkommen ab 3.000 Euro).

Trend zu privater Vorsorge

Grundsätzlich zeigen sich zwei Drittel mit dem nationalen Gesundheitssystem zufrieden. Unterschiede gibt es bei Geschlecht, Alter und Bildung. Höhere Zufriedenheit geben vor allem Männer und Personen ab Mitte 50 sowie höher Gebildete an. Die Mehrheit bewertet ihren generellen Gesundheitszustand positiv. Über zwei Drittel bezeichnen diesen als gut oder sehr gut. Vor diesem Hintergrund hat bereits jeder Dritte in Österreich eine private Gesundheitsvorsorge und das Interesse dafür steigt.

Rund ein Viertel jener, die bis dato über keine private Gesundheitsvorsorge verfügen, bekundet nun ein höheres Interesse als vor zwölf Monaten. Gerade die unter 35-Jährigen zeigen sich interessiert. Die meistgenannten Gründe für den Abschluss einer privaten Gesundheitsvorsorge sind die langen Wartezeiten auf Arzttermine, die mangelnde verfügbare Zeit der Kassenärzte für die Patienten und steigende Selbstbehalte.

Ebenso ist abzulesen, dass die Corona-Krise, die Bewusstseinsbildung im Zusammenhang mit der eigenen Gesundheit beiträgt: Rund 30 Prozent achten jetzt mehr auf ihre Gesundheit als vor Ausbruch der Pandemie. Im Versicherungsgeschäft baut man das digital Gesundheitsangebote zunehmend aus. Etwa kann ein angebotener online Sympomcheck schon einige Fragen schnell klären. Ersetzen lässt sich der persönliche Besuch beim Arzt jedoch letzlich nicht, so Wendler.

   

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