Hohe Zufriedenheit mit dem Wiener Gesundheitssystem

Hohe Zufriedenheit mit dem Wiener Gesundheitssystem
Der Corona-Stresstest wurde laut einer groß angelegten Studie im Auftrag der Ärztekammer bestanden, Luft nach oben ist trotzdem.

„Wir haben einen gewaltigen Stresstest gehabt und den haben wir bestanden“, sagte Thomas Szekeres,  Präsident der Ärztekammer,   am Dienstag bei der Präsentation des  „Wiener Gesundheitsinfrastrukturreports“. Fast  1.000 Personen – Ärzte, Patienten und Manager – wurden im Juli 2020 für die Studie im Auftrag der Standesvertretung befragt. Die Ergebnisse geben Szekeres recht.

67 Prozent der Patienten und 74 Prozent der Ärzte bewerten die Wiener Infrastruktur im europäischen Vergleich demnach als überlegen. Das entspricht einer gewaltigen Steigerung ausgerechnet während der Corona-Pandemie, die  das Gesundheitssystem durchaus forderte. Im Jahr 2018 waren nur 57 Prozent der Patienten und 52 Prozent der Ärzte der Meinung, das Wiener  System sei besser als der europäische Vergleich.

Gutes Personal als Schlüssel

Grund, sich auszuruhen, gibt es aber keinen. Die Ausgaben für Gesundheit müssten zumindest beibehalten, eher sogar gesteigert werden, um das System auch weiterhin auf hohem Niveau zu halten, sagt Szekeres.

Der Schlüssel für die hohe Zufriedenheit seien die Fachkräfte, auch das habe die Pandemie gezeigt. Nicht die Zahl der Beatmungsgeräte oder der Betten, sondern das
„gut ausgebildete, spezialisierte Personal“ sei es, das sich im Krisenfall nicht einfach vermehren lasse. Mehr Personal wünschen sich auch die Patienten – allen voran mehr Spitalsärzte und mehr mobiles Pflegepersonal.

Überhaupt orten 65 Prozent der Befragten „große Verbesserungspotenziale“ im Pflegebereich. Ein Auftrag nicht zuletzt für Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), der erste Schritte der  Pflegereform für den Herbst angekündigt hat.

Ambulanzen entlasten

Ein Punkt, der besonders den Ärzten am Herzen liegt, ist die Entlastung der Spitalsambulanzen. Diese werden nach wie vor oftmals durch Patienten verstopft, die eigentlich im niedergelassenen Bereich besser aufgehoben wären. Würde sich das ändern, könnten sich die Spitäler wieder auf ihr Kerngeschäft fokussieren, so Szekeres: die Betreuung von komplexen Fällen.

ositiv wurde wiederum der durch Corona ausgelöste Digitalisierungsschub, von der telefonischen Krankschreibung bis zum elektronischen Rezept, beurteilt. All das habe sich „sehr bewährt“. Dennoch sehen nach wie vor 52 Prozent der Patienten und 60 Prozent der Ärzte Aufholbedarf in diesem Bereich.

Ein weiteres Ergebnis der Studie hört die Standesvertretung unterdessen so richtig gerne: Zwei Drittel der Patienten finden, man sollte vor allem Ärzte entscheiden lassen, wohin Investitionen in den Gesundheitsbereich fließen sollen. Nur 13 Prozent wollen das Gesundheitspolitikern zutrauen.

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