Studie: Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle sind vermeidbar

Studie: Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle sind vermeidbar
282 Milliarden Euro Kosten durch Herz-Kreislauf-Leiden in der EU im Jahr 2021. Das Potenzial für Prävention ist gigantisch.

Es gibt weltweit ein gigantisches Potenzial für die Prävention von Herzinfarkt & Co. Denn die Hälfte der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist durch beeinflussbare Faktoren bestimmt.

In der EU-27 sind allein im Jahr 2021 Kosten von 282 Mrd. Euro durch diese Krankheiten entstanden. Dies geht aus zwei internationalen Studien hervor, die am Wochenende publiziert worden sind.

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Die Veröffentlichungen fallen zusammen mit dem derzeit in Amsterdam laufenden Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), dem weltweit größten Expertentreffen auf diesem Gebiet (25. bis 28. August). Deutsche Fachleute haben am Samstag zeitgleich ihre weltweite Studie zu den Ursachen der Herz-Kreislauf-Erkrankungen im "New England Journal of Medicine" publiziert.

"Erhöhter Blutdruck hat größte Bedeutung"

Wissenschafter des Global Cardiovascular Risk Consortium unter Federführung der Klinik für Kardiologie im Universitären Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnten nachweisen, dass folgende klassischen kardiovaskuläre Risikofaktoren weltweit im direkten Zusammenhang mit mehr als der Hälfte aller kardiovaskulären Erkrankungen stehen:

  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Cholesterinwerte
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus

"Ein erhöhter Blutdruck hat dabei die größte Bedeutung für das Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen", teilte die Hamburger Universitätsklinik mit.

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Die Analyse basierte auf den Daten von 1,5 Millionen Personen aus 34 Staaten der Erde. Rund ein Drittel aller weltweiten Todesfälle gehen auf kardiovaskuläre Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall etc.) zurück.

Diese entwickeln sich oft schleichend über Jahrzehnte: Häufig unbemerkt, verändern sich die Gefäßwände und es entsteht eine Atherosklerose, in deren Folge es zur koronaren Herzkrankheit und deren Komplikationen wie dem Herzinfarkt, akutem Herztod oder einem Schlaganfall kommen kann.

Prävention müsste gestärkt werden

"Unsere Studie zeigt deutlich, dass über die Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle durch die Kontrolle und Behandlung der klassischen Risikofaktoren vermeidbar sind. Diese Ergebnisse haben höchste Bedeutung, wenn wir die Prävention in diesem Bereich stärken wollen.

Gleichzeitig sind rund 45 Prozent der weltweiten kardiovaskulären Erkrankungen nicht durch diese Risikofaktoren erklärt und sollten uns und die akademischen Fördermittelgeber zu weiteren Forschungsanstrengungen motivieren", sagte Stefan Blankenberg, Ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums der Hamburger Universitätsklinik.

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Die Untersuchung zeigte Unterschiede in acht globalen Regionen hinsichtlich der Häufigkeit der Risikofaktoren. Höchste Werte für Übergewicht sahen die Forschenden in Lateinamerika, für Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte hingegen in Europa.

Der Risikofaktor Rauchen ist demnach besonders in Lateinamerika und Osteuropa ausschlaggebend, Diabetes mellitus in Nordafrika und im Nahen Osten. Alle fünf Risikofaktoren (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes mellitus) zusammen erklären demnach 57,2 Prozent des kardiovaskulären Risikos bei Frauen und 52,6 Prozent des kardiovaskulären Risikos bei Männern. Es gäbe demnach extrem viele Möglichkeiten, durch Präventionsprogramme einen erheblichen Teil dieser Erkrankungen zu verhindern.

Neue Kostenabschätzung

Ramon Luengo Ferndadez von der Universität Oxford stellte bei dem Kongress in Amsterdam eine neue Kostenabschätzung für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen für die EU-27 vor. Die aktuelle Analyse bezieht sich auf das Jahr 2021: "Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben einen signifikanten Effekt für die Wirtschaft der EU-27-Länder. Sie kosteten im Jahr 2021 rund 282 Milliarden Euro. Das sind zwei Prozent des Bruttosozialprodukts der EU-27 und deutlich mehr als das gesamte EU-Budget für Wissenschaft, Landwirtschaft, Infrastruktur und Energie", sagte der Studienautor.

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