Die Nase rinnt oder ist verstopft, die Augen jucken und immer wieder muss man niesen: Jeder sechste Österreicher ist Allergiker, die meisten sind gegen Gräserpollen allergisch und haben es gerade nicht leicht. Denn: Durch die starken Regenfälle im Frühjahr sind die Gräserblüte und damit der Pollenflug heuer überdurchschnittlich stark.
Dazu kommen die heißen Temperaturen, die zusätzlich belasten, weiß Pollenexperte Markus Berger: "Gräserallergiker haben eine enorme Lebenseinschränkung an den heißen Tagen. Man möchte möglichst nicht rausgehen wegen der Pollenbelastung, aber die Hitze zwingt einen nach draußen. Wenn es heiß ist, sind Niesen, juckende Augen und andere Allergiesymptome sehr belastend."
Starke Niederschläge, starker Wachstum der Gräser
Heuer ungewöhnlich ist die gleichzeitige Blüte mehrere Gräserarten. "Aktuell haben wir die Spitze überschritten, aber es sind weiterhin mäßig bis hohe Belastungen zu erwarten. Grund für die starke Pollensaison dieses Jahr sind die starken Niederschläge im April und Anfang Mai. Sie haben zu einem starken Wachstum der Gräser geführt", sagt Berger.
Die Allergie ist eine Überempfindlichkeit gegenüber Blütenstaubteilchen (Pollen) von Bäumen, Gräsern, Sträuchern oder Getreide. Die Pollen gelangen über Wind und Insekten von einer Pflanze zur anderen und verbreiten sich so schnell. Je nach Pflanze sind die Pollen über das Jahr unterschiedlich stark.
Die Symptome können unterschiedlich sein, auch in ihrer Ausprägung. Am häufigsten sind:
gerötete, tränende oder juckende Augen
rinnende Nase („Heuschnupfen“), aber auch verstopfte Nase, angeschwollene Nasenschleimhäute
Niesreiz
Halskratzen
Reaktionen auf der Haut
Wer denkt, eine Pollenallergie zu haben, sollte sich beim Arzt austesten lassen und über Behandlungsmöglichkeiten informieren.
Hohe Belastungen im Juni
Der Pollenflug der für Allergiker relevanten Gräserarten ist üblicherweise von Mai bis August verteilt. Dieses Jahr haben jedoch viele Arten gleichzeitig zu blühen begonnen. Neben den Gräsern belasten derzeit Roggen, Wegerich und Ampfer. Zusätzlich sind aktuell auch noch Pilzsporen in der Luft. Berger: "Im Juni ist noch mit hohen Belastungen zu rechnen. Wichtig zu wissen ist, dass Gewitter zu stärkeren Symptomen führen können."
Während mehrere Tage andauernder Regen die Pollenkonzentration verringert, platzen die Pollenkörner bei Gewitter auf und setzen die Allergene frei. Sie können dann tiefer in die Lunge gelangen. Die Wettervorhersage im Blick zu haben, ist daher für Allergiker sehr hilfreich.
Im Juli werden mäßige Pollenbelastungen erwartet, im August klingt die Gräsersaison langsam aus.
Pollenexperte Berger empfiehlt Allergikern bei der aktuellen Hitze in Laubwälder zu gehen. "Sie haben einen filternden Effekt mit geringerer Pollenbelastungen. Zudem können kühlende Umschläge auf den Augen lindernd wirken."
Pollenwarndienst: Apps und Pollenwarndienste helfen einzuschätzen, wie stark der Pollenflug ist. Vor kurzem wurde mit dem "Polleninformationsdienst" eine neue Anlaufstelle für Pollenallergiker geschaffen. Unter www.polleninformation.at können kostenlos die aktuellen Daten aus Pollen-Messstellen in ganz Österreich sowie Vorhersagen für die nächsten Tage nach Postleitzahl abgerufen werden. Die Stärke des Pollenflugs wird nach Pflanzenart und als Landkarte angezeigt. Stundengenaue Vorhersagen ermöglichen etwa, das Lüften an heißen Tagen einzuteilen. Die Nutzer werden auch vor Gewittern gewarnt. Zudem liefern die App "Pollen+" sowie der Pollenwarner auf Telegram und Signal sowie Services auf Facebook und Instagram Informationen für Allergiker.
Aktivitäten im Freien planen: Nachmittags ist die Pollenkonzentration in der Luft geringer als in den Morgenstunden.
Auf Urlaub fahren: Wer die Möglichkeit hat, kann seinen Urlaub zu der Zeit planen, wo der stärkste Pollenflug ist. Am geringsten ist die Belastung in Küstenregionen oder im Hochgebirge. In nordeuropäischen Ländern fliegen die Pollen zudem später als in Mittel- und Südeuropa.
Pollenfreie Wohnung: Um möglichst wenige Pollen in die Wohnung zu bekommen, hilft es, die Fenster untertags möglichst geschlossen zu halten und nachts zu lüften. Kleidung, auf der Pollen haften können, am besten außerhalb des Schlafzimmers ausziehen, um keine Pollen ins Bett zu tragen. Vor dem Schlafengehen reduzieren Duschen und Haare waschen die Pollen am Körper. Überall dort, wo sich Staub sammeln kann, können sich auch Pollen ablagern – hier am besten mit einem feuchten Tuch abwischen (trocken verteilen sich die Pollen im Raum). Staubsauger sollten mit einem Hepa-Filter ausgestattet sein, damit die Pollen nicht wieder bei der Lüftung herausgeblasen werden.
Pollenschutzgitter: In der Wohnung können Pollenschutzgitter angebracht werden, die neben Pollen zum Teil auch Feinstaub filtern können. Das gilt auch für Luftreiniger.
Pollenfreies Auto: Im Auto hilft ein Pollenfilter in der Lüftung, den man sich einbauen lassen kann.
Gartenplanung: Wer selbst Balkon oder Garten hat sollte darauf achten, nur Pflanzen einzusetzen, gegen die man nicht allergisch ist. Bei einer Allergie gegen Gräserpollen hilft es, den Rasen kurz zu halten. Dann blüht er nicht und produziert kaum Pollen.
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