Sport nach Covid-19: Was empfehlen Expertinnen und Experten?
Wann kann man nach Covid-19 wieder mit Sportausübung beginnen? Worauf muss man dabei besonders achten? Dazu hat jetzt eine Gruppe an Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention ein neues "Konsensus-Papier" veröffentlicht. "Die Dominanz anderer Virusvarianten als zu Beginn der Pandemie macht eine Überarbeitung früherer Empfehlungen zum Wiedereinstieg in den Sport erforderlich", heißt es in dem Dokument. Konkret werden darin 21 Handlungsempfehlungen aufgelistet, die sich einerseits an Sportausübende (Breiten- und Spitzensport), andererseits an Medizinerinnen und Mediziner richten. Die wichtigsten Punkte:
In ihren Empfehlungen betonen die Sportmedizinerinnen und -mediziner zunächst, dass die "Planung des Wiedereinstiegs in Training und Wettkampf" davon abhängt, ob die SARS-CoV-2-Infektion asymptomatisch, mild, moderat oder schwer verlaufen ist.
- Milde Verlaufsform: Temperatur bis 38,5 Grad Celsius, leichter Husten, Halsschmerzen, leichtes Krankheitsgefühl und Unwohlsein. Keine Atembeschwerden und auch keine subjektiven Herzbeschwerden wie Herzklopfen, Herzrasen oder Brustschmerzen. Leichter Schnupfen (drei Tage oder weniger als drei Tage) sei als symptomfrei zu werten. "Hält er länger an, gilt er als mildes Symptom."
- Moderate Verlaufsform: Starkes Krankheitsgefühl (Fatigue-Symptomatik, also anhaltende körperliche und geistige Erschöpfung und Antriebslosigkeit), Atembeschwerden (Luftnot) im Ruhezustand, höheres Fieber (mehr als 38,5 Grad Celsius), Kopf-, Muskel-, Gelenks- und Gliederschmerzen. Auch Übelkeit oder Durchfall können auftreten. Als "moderates Symptom" gilt auch anhaltender Husten (mindestens drei oder mehr Tage).
- Schwere Verlaufsform: Eine Covid-19-bedingte stationäre Klinikaufnahme - bis hin zur intensivmedizinischen Behandlung - ist notwendig.
Wie rasch und in welcher Intensität man nach einer Covid-19-Erkrankung mit Sport beginnt, hängt jetzt von der Verlaufsform ab. Wobei die Experten dazu raten, dass Sportler zunächst ihr Befinden auf einer Skala von 0 bis 10 (gar nicht bis voll) selbst einschätzen: Die subjektive Belastbarkeit, die Schlafqualität, die Fatigue-Symptomatik und das Krankheitsgefühl.
Konkret geben sie dann je nach Krankheitsverlauf folgende Empfehlungen:
- Asymptomatischer Verlauf: Hier wird eine dreitägige Belastungspause nach dem Diagnosezeitpunkt empfohlen. "In Umfang und Intensität reduzierte Belastungen sind im Einzelfall möglich." In den ausführlichen Erläuterungen zu den Empfehlungen betonen die Wissenschafter, dass selbst bei einem Infektionsverlauf ohne Symptome nicht automatisch davon ausgegangen werde könne, dass die Belastungstoleranz unbeeinträchtigt ist. Trainingsausmaß und -intensität zu reduzieren sei deshalb sinnvoll.
- Milder Verlauf: Hier wird eine Belastungspause an allen Tage mit Symptomen und an drei aufeinanderfolgenden symptomfreien Tagen empfohlen. Nach diesen drei symptomfreien Tagen "kann mit umfangs- und intensitätsreduzierten Belastungen ohne ärztliche Diagnostik" wieder begonnen werden. "Die weitere Steigerung der Belastung erfolgt individuell und unter Berücksichtigung möglicher Symptome und der individuellen Belastungsreaktion." Falls Beschwerden beim Wiedereinstieg ins Training unter Belastung oder sogar in Ruhe auftreten, soll sofort pausiert werden "und eine ärztliche Vorstellung und gegebenenfals eine spezifische Diagnostik erfolgen". Wettkämpfe sollen in der Regel erst "nach insgesamt 10 aufeinanderfolgenden symptomfreien Tagen, unauffälligem Belastungsaufbau und subjektiv guter beschwerdefreier Belastbarkeit" durchgeführt werden. "Ein früherer Einstieg in Wettkampfaktivitäten erscheint allenfalls nach sorgfältiger medizinischer Prüfung möglich" - das bedeutet spezifische Anamnese, körperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen und ein Ruhe-EKG.
Beginnt man wieder sich zu belasten, wird auch ein "differenziertes Monitoring" empfohlen (messen der Belastungs- und Ruheherzfrequenz, Schlafqualität, Lungen- oder Herzbeschwerden, Müdigkeit, Körpergewicht).
- Moderater oder schwerer Krankheitsverlauf: Hier wird nach dem Rückgang der Symptome die ärztliche Diagnostik und Entscheidung vor dem Einstieg in den Trainingsaufbau und insbesondere vor der Aufnahme von Wettkampfaktivitäten empfohlen. Neben der Basisdiagnostik (spezifische Anamnese, körperliche Untersuchung, Labor, Ruhe-EKG) ist nach schweren Verläufen "eine individuelle spezifische Diagnostik" notwendig, heißt es in den Empfehlungen. Sobald es Symptome gegeben hat, die Herz- oder Lungenfunktion betroffen haben, sind ebenfalls immer spezielle Untersuchungen notwendig.
Im englischsprachigen Originalbeitrag in der Fachzeitschrift German Journal of Sports Medicine schreiben die Autorinnen und Autoren, dass in der frühen Phase der Pandemie die Sorge vor einem großen Risiko für Herzprobleme nach einer SARS-CoV-2-Infektion bestand. Jüngere Daten aus größeren untersuchten Personengruppen würden aber auf ein Risiko hindeuten, das vergleichbar mit dem anderer viraler Erkrankungen sei.
Eine abgeschlossene Grundimmunisierung durch drei Impfungen unterstütze jedenfalls die rasche Elimination des Virus aus dem Körper, senke die Infektionsrate und führe auch zu einer rascheren Trainingsfreigabe nach einer Erkrankung.
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