Einblicke in den Umgang mit der Snooze-Funktion
Neben der Nutzungshäufigkeit gewann man auch andere spannende Einblicke in den Umgang mit der Snooze-Funktion. Demnach wird das Aufstehen im Schnitt durch zweimaliges Antippen der Schlummertaste hinausgezögert, rund elf Minuten wird durchschnittlich weitergedöst – meist während der Arbeitswoche, seltener am Wochenende. Bei Vielnutzern zieht sich das Aufstehen mitunter ordentlich in die Länge: Bis zu 20 Minuten bleiben sie trotz Weckerläuten liegen. Intensive Nutzung geht meist mit unruhigen Nächten einher. Wer früher ins Bett geht, greift wohl seltener auf die Schlummeroption zurück, Nachteulen nutzten sie häufiger.
Frauen schieben den Start in den Tag häufiger auf als Männer. Interessant: Kürzere Nächte waren mit einer geringeren Nutzung verbunden. Die Forschenden halten es für denkbar, dass Kurzschläfer ihre Nachtruhe wegen beruflicher Verpflichtungen verkürzen – ihnen bleibt morgens womöglich schlicht keine Zeit zum Dösen.
Auch Ländervergleiche konnten angestellt werden: Schlummern ist in Ländern wie den USA, Schweden und Deutschland am weitesten verbreitet. In Japan und Australien ist es weniger gängig. Explizite Daten für Österreich liegen nicht vor, wobei sich die Ergebnisse aus Deutschland wohl übertragen lassen.
Tut man sich mit dem Hinauszögern des Aufstehens etwas Gutes?
"Wenn man die Schlummertaste benützt, bekommt man ein paar Extraminuten Schlaf, nimmt aber in Kauf, dass der Restschlaf fragmentiert ist", erläutert Schlafmedizinerin Birgit Högl von der Medizinischen Universität Innsbruck. "Anstatt die noch verbleibende Zeit kontinuierlich zu schlafen, unterbricht man sich mit der Schlummerfunktion selbst dabei. Mit der Konsequenz, dass der Schlaf weniger hochwertig und erholsam ist."
Das Dösen ist aus schlafmedizinischer Sicht also wenig sinnvoll. Weswegen sich insbesondere Vielnutzer fragen sollten, warum sie darauf zurückgreifen, sagt Högl: "Der Hauptgrund ist – so banal das klingt –, dass man noch länger schlafen möchte. Und das kann wiederum verschiedene Gründe haben." Einerseits würden viele Menschen tendenziell zu wenig schlafen. Ein Schlafmangelsyndrom entstehe oft im Zusammenspiel von weiten Arbeitswegen, einem aktiven Sozialleben, sportlichen Interessen oder familiären Verpflichtungen. "Die Nachtruhe ist dann einfach zu kurz, um beim Weckerläuten ausgeruht zu sein."
Vor allem jungen Menschen seien zudem von ihrem circadianen Rhythmus her "eher Nachtmenschen und keine Frühaufsteher", sagt Högl. "Der Zeitpunkt, zu dem aufgestanden werden sollte, entspricht also nicht ihrer inneren biologischen Uhr."
Dass man nach kurzen Nächten offenbar eher die Finger vom Snooze-Button lässt, deutet Högl als Stressreaktion: "In Stressphasen oder unter Belastung kann es sein, dass die Cortisolausschüttung vor dem Aufstehen früher stattfindet – und man leichter aufkommt." Nicht zuletzt können auch depressive Verstimmungen hinter ausbleibenden Aufstehimpulsen stecken.
REM-Schlaf-Phasen leiden unter verzögertem Aufstehen
"Leider unterbricht der Schlummeralarm einige der wichtigsten Phasen des Schlafs", betont auch Rebecca Robbins, Schlafforscherin und Hauptautorin der aktuellen US-Studie. "Die Stunden kurz vor dem Aufwachen sind reich an REM-Schlaf-Phasen, die für die emotionale Verarbeitung, die Gedächtniskonsolidierung und die Kreativität unerlässlich sind", unterstreicht Högl. "Wenn man den Schlummeralarm auslöst, werden diese kritischen Schlafphasen unterbrochen und man greift in die natürliche Schlafarchitektur ein, weil man danach nur mehr in seichten Schlaf fällt."
Natürliches Aufwachen versprechen Schlafphasenwecker, die auf Basis von Bewegungs- und Herzratenmessungen einen idealen Aufweckzeitpunkt ermitteln. "Allerdings muss man diesen Systemen ein recht großes Zeitfenster zur Verfügung stellen, in die das Aufwachen fallen darf. Wird man zum frühestmöglichen Zeitpunkt geweckt, verliert man dadurch mitunter wichtigen Schlaf."
Was tun, wenn das Dösen am Morgen ausufert? Högl: "Letztlich wäre es besser, wenn man sich im Vorhinein überlegt, was der letztmögliche Zeitpunkt fürs Aufstehen ist – und diese Uhrzeit dann am Wecker einstellt."
Kommentare