Wer Krisen im Alter mit links meistert, lebt länger

Ein zufriedener, alter Mann.
Sich im Alter bei der Bewältigung von Belastungen mehr anstrengen zu müssen, erhöht offenbar das Sterberisiko. In einer neuen Studie lebten jene Männer länger, die mehr Kompetenz im Umgang mit Stress aufwiesen.

Das Leben zwingt dem Menschen oftmals Probleme, Stress und Krisen auf. Wie Individuen darauf reagieren, ist unterschiedlich. Werden Anstrengungen unternommen, um sich durch ein Ereignis oder eine Situation zu navigieren, wendet man sogenannte Bewältigungsstrategien, in Anlehnung an das englische Wort für "bewältigen" auch Coping-Mechanismen genannt, an.

Während der Einfluss von Belastungen auf das Sterberisiko in der Vergangenheit wissenschaftlich bereits eingehend beleuchtet wurde, haben weitaus weniger Untersuchungen analysiert, wie sich unser konkreter Umgang mit Stressoren langfristig auf unsere Gesundheit auswirkt.

Wenn man Problemlagen mit viel Kraftaufwand begegnet

In einer neuen Studie der Boston University konnten Forschende nun feststellen, dass bei älteren Männern der Gesamtaufwand für die Bewältigung von Stress ein relevanter Indikator für ihre Langlebigkeit ist. Größere Bewältigungsanstrengungen waren mit einem um 14 Prozent höheren Sterberisiko verbunden. Heißt, zugespitzt formuliert: Wer Krisen im Alter mit links meistert, lebt länger.

"Wie viel ältere Männer als Reaktion auf Stressfaktoren taten, war für ihr Überleben wichtiger als das, was sie taten", wird Psychologin und Studienleiterin Lewina Lee in einer Aussendung zitiert. Die Forschenden berücksichtigten auch mögliche beeinflussende Faktoren, etwa Demografie, Familienstand, den Gesundheitszustand und Lebensstilfaktoren. Doch auch dann schien das Ausmaß an Stressbewältigung mit der Lebenszeit in Zusammenhang zu stehen. Es sei wesentlich, die Effekte von bewältigungsorientiertem Handeln zu verstehen, da dies ein gesundheitsrelevanter Aspekt sei, "der in unserem Einflussbereich liegt, aber oft übersehen wird", so Lee.

Die Forschenden verfolgten 743 Männer, die an der Veterans Affairs Normative Aging Study, einer Längsschnittstudie, die die Auswirkungen des Alterns auf verschiedene Gesundheitsprobleme untersucht, teilnahmen. Zwischen 1993 und 2002 füllte jeder Mann einen Stress- und Bewältigungsfragebogen aus, in dem er das stressigste Ereignis des vergangenen Monats benennen, den Stressgrad des Problems bewerten und angeben musste, inwieweit er bestimmte Strategien zur Bewältigung des Problems einsetzte. Die Forschenden analysierten die Daten und sahen sich an, inwieweit die individuellen Belastungen, die spezifischen Bewältigungsstrategien und der Gesamtaufwand für die Bewältigung mit dem Sterberisiko über einen Zeitraum von 27 Jahren zusammenhingen.

Alarmsignal, dass nicht ausreichend Kompetenzen und Ressourcen vorhanden sind

Schon frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen im Laufe ihres Lebens eine enorme Kompetenz bei der Bewältigung von Stressoren erwerben. Im höheren Lebensalter sind Menschen in der Regel in der Lage, weniger Bewältigungsstrategien anzuwenden als jüngere Erwachsene – und trotzdem das gleiche Maß an Erfolg im Umgang mit schwierigen Situationen erzielen.

Wenn ältere Erwachsenen von diesem Muster abweichen und viel Kraft in das Wegstecken von Problemen investieren müssen, könnte dies ein Alarmsignal sein, dass sie nicht über ausreichend Kompetenzen und Ressourcen im Umgang mit Stress verfügen, summieren die Forschenden. 

Die Studie wurden im Fachmagazin Journals of Gerontology veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden. 

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