Schweizer Lungenfachärzte beschreiben neue Spätfolgen von Corona

Schweizer Lungenfachärzte beschreiben neue Spätfolgen von Corona
Sie nennen die spezielle Vernarbung des Bindegewebes "Post-Covid-Pulmonalfibrose" und raten Patienten mit anhaltenden Beschwerden zur Kontrolle.

Dass ein schwerer Covid-19-Verlauf das Lungengewebe stark schädigen kann, ist bereits bekannt. Im Dezember 2021 berichteten etwa deutsche Forscher im Fachmagazin "Cell", dass SARS-CoV-2 womöglich die Fresszellen des Immunsystems dazu bringt, den Vernarbungsprozesse im Atemorgan zu befeuern. Der Kurier fasste die Studie zusammen. Nun beschreiben Schweizer Mediziner in Zusammenhang mit dem Coronavirus eine neue Form von Lungenfibrose. Diese trat überraschenderweise bei Patientinnen und Patienten auf, die zwar im Spital behandelt, aber nicht immer beatmet werden mussten oder gar ein Lungenversagen erlitten. Das Team um den Pneumologen René Hage nennt die neu entdeckte Form der Lungenfibrose "Post-Covid-Pulmonalfibrose (PCPF)". Wie die Experten im Fachblatt „Annals of Medicine“ betonen, brauche es allerdings weitere Untersuchungen für diese Spezialform und deren optimale Behandlung.

Vernarbung des Bindegewebes

Bei einer Lungenfibrose kommt es zu chronischen Entzündungen des Lungenbindegewebes. Dies führt dazu, dass sich im Atmungsorgan Bindegewebe vermehrt, verhärtet und vernarbt. Früh erkannt, könnte eine Lungenfibrose in einigen Fällen medikamentös verlangsamt oder sogar zum Stillstand gebracht werden, wie das Universitätsspital in Zürich mitteilte.

Teilweise irreversible Schäden bei Spitalspatienten mit milderen Verläufen

Die Mediziner beobachteten demnach bei einigen hospitalisierten Patienten, die nicht beatmet werden mussten, größere Einbußen bei der Atemleistung als bei schwerstkranken Patienten. Auf Lungenbildern fanden sie Anzeichen für Entzündungen sowie Hinweise, dass eine Lungenfibrose mit einer bereits irreversiblen Schädigung des Lungengewebes vorlag.

Schwere, untypische Folgeerkrankung

„Die Patientinnen und Patienten, bei denen wir diese Lungenfibrose feststellten, zeigten damit eine für ihren Krankheitsverlauf untypische, aber schwerwiegende Folgeerkrankung“, beurteilt Hage die Daten.

Genaue Beobachtung empfohlen

Weil sich die Gewebeveränderungen erst Monate nach der Coronavirus-Infektion zeigten, sollten Covid-19-Patienten, die nach einigen Wochen noch immer Atemschwierigkeiten haben und keine Verbesserung spüren, sorgfältig mit Lungentests überwacht und fallweise mit einer Computertomographie der Lunge abgeklärt werden, sagte der Lungenspezialist. So ließe sich eine Lungenfibrose möglicherweise frühzeitig erkennen. Es liefen bereits Studien dazu, welche der verfügbaren fibrosehemmenden Medikamente bei dieser Form der Lungenfibrose am wirksamsten seien.

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