Schnupfenzeit: So gefährlich kann falsches Schnäuzen sein

Schnupfenzeit: So gefährlich kann falsches Schnäuzen sein
Schnupfenzeit, der Schleim muss raus! Was dabei falsch laufen kann - und was man damit riskiert, verrät ein HNO-Experte.

Zwei bis drei Mal pro Jahr sind Erwachsene von Schnupfen betroffen, Kinder leiden sogar sechs bis acht Mal jährlich an einem viralen Infekt der Nasenschleimhaut. Oft hören sie von Mama und Papa: „Zieh nicht auf, schnäuz dich!“ Das ist nicht nur falsch, sondern kann auch unangenehme Folgen haben. 

Was bei einem Schnupfen in der Nase passiert und wie man den Schleim "gesund" wieder los wird, erklärt Univ.-Prof. Gerd Rasp, Leiter der Univ.-Klinik für HNO-Krankheiten in Salzburg und Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde: „Jeder Mensch hat in der Nase eine Schleimhaut, die produziert Schleim, wie der Name schon sagt. Dieser Schleim wird normalerweise von vorne nach hinten bewegt, so funktioniert das, wenn wir gesund sind. Wir schlucken ihn, das Sekret landet im Magen und wird durch die Magensäure neutralisiert.“ Anders, wenn es durch eine Infektion zum Anschwellen der Nasenschleimhaut kommt und viel mehr Sekret entsteht – dann ist dieser Mechanismus gestört. Meist ist der Verlauf so: Erst läuft die Nase ununterbrochen und sondert wässriges Sekret ab, nach ein paar Tagen wird das Sekret gelblich – durch tote Fresszellen und anderes Zellmaterial, das durch den permanenten Abwehrkampf entsteht. Was tun?

Schnäuzen ist keine angeborene Fähigkeit

Univ.-Prof. Rasp: „Schnäuzen ist keine angeborene Fähigkeit des Menschen und auch nicht anderer Säugetiere. Es wird den Kindern also beigebracht, weil sie es nicht von selbst können. Natürliches und damit richtiges Schnäuzen können wir gut bei Fußballübertragungen im Fernsehen sehen. Wenn die Spieler auf dem Feld stehen, sich ein Nasenloch zuhalten und durch das andere Nasenloch die Luft ausblasen, wodurch Schleim abtransportiert wird. Das entspricht physikalisch dem Prinzip der Wasserstrahlpumpe, durch die strömende Luft wird Sekret aus der Nase herausgezogen und findet so den Weg nach draußen. Das wäre richtig.“ In manchen Bereichen Deutschlands wird diese Methode übrigens „Charlottenburger“ oder „Bauerntaschentuch“ genannt. Gesellschaftlich akzeptiert ist diese Art des Schnäuzens allerdings nicht, im Gegensatz zu Ostasien, wo das Verwenden von Taschentüchern im Rahmen einer Gesellschaft verpönt ist und als Tabu gilt. Stattdessen gelten das Nasehochziehen und damit verbundene Geräusche als höflich und kulturell adäquat. „Dieses Hochziehen ist auch, was uns angeboren ist, erzeugt aber Geräusche, die bei uns als unangenehm und unappetitlich empfunden werden“, sagt Rasp.

Und was soll man gar nicht machen? „Sich ganz falsch Schnäuzen – nämlich, indem man beide Nasenlöcher zudrückt und druckvoll ins Papier bläst. Auf diese Weise wird der Druck im Naseninneren erhöht, Sekret wird verlagert, etwa in nicht betroffene Nebenhöhlen oder womöglich Richtung Eustachische Röhre, was eine Mittelohrentzündung begünstigen kann." Das ist speziell bei Kindern der Fall, wo es durch das feste, druckvolle Ausblasen zu einer Öffnung der Ohrtrompete kommen und so zu einer häufigen Verschleppung von Keimen ins Mittelohr – das Ergebnis: Jeder Schnupfen führt zu einer Entzündung im Ohr.

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Fataler Fall von falschem Schnäuzen

Über einen  – seltenen – Fall von fatalem Schnäuzen berichteten im Jahr 2018 Ärzte im Fachjournal „BMJ Case Reports“: Eine 36-jährige Frau putzt sich bei der Arbeit die Nase, sie kann plötzlich nichts mehr sehen, ihr linkes Auge geht zu, aus dem linken Nasenloch tropft Blut. Der Kopf beginnt stark zu schmerzen. In der Klinik  wird anhand einer Computertomografie festgestellt, dass durch das heftige Naseputzen jener Knochen gebrochen ist, der zwischen Auge und Nasennebenhöhlen liegt. Die Frau leidet noch länger an den Folgen. Apropos: Auch beim falschen Niesen kann sich der Druck im Kopf so stark erhöhen, dass es schädlich wird – es gilt also:  Niemals die Nase beim Niesen zuhalten, sondern lieber in ein Taschentuch niesen oder aber in den vorgehaltenen Ellenbogen.

Und das richtige Schnäuzen mit Taschentuch? Das ist ganz, ganz „sanft“, möglichst ohne Druck. Desonders wichtig ist, aber, dass ein Nasenloch zugehalten wird. Man „entschleimt“ jedes Nasenloch getrennt. Und Eltern sollten nicht schimpfen, wenn das Kind wieder mal den Rotz hochzieht – es tut nur, was der Organismus als natürlichen Reinigungsmechanismus vorgesehen hat.

 

 

 

 

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