Therapie von Schlafapnoe kann Demenzrisiko minimieren
Schlaf ist für das menschliche Gehirn enorm relevant: Während der Nachtstunden werden etwa neu erworbene Informationen verarbeitet. Während wir schlafen, verfestigen sind Erinnerungen des Tages – neue werden zudem mit früheren verknüpft.
Forschende der deutschen Universität Kiel haben nun herausgefunden, dass bestimmte Merkmale im Schlaf, die für diese Gedächtnisbildung wohl wichtig sind, bei Patientinnen und Patienten mit Alzheimer verändert sind.
Schlafapnoe als unterschätzter Risikofaktor
Zudem zeigen Untersuchungen, dass der Schlaf von Demenzpatientinnen und -patienten oft schon vor Beginn der Krankheit gestört ist und Schlafstörungen ein Risikofaktor für das Entstehen von Alzheimer-Demenz sind, vor allem das Schlafapnoe-Syndrom. Das betont die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in einer aktuellen Aussendung.
Wer von Schlafapnoe betroffen ist, hat demnach statistisch gesehen ein etwa 1,6-fach höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Bekannt ist bereits, dass der Schlaf von Menschen mit Alzheimer zum Beispiel kürzer und zerstückelter ist. Dass man durch eine präventive Behandlung der Schlafapnoe das Risiko wahrscheinlich minimieren kann, sei laut den Fachleuten eine wichtige und weitestgehend noch unbekannte Tatsache.
Wenn die Atmung während des Schlafs wiederholt kurzzeitig aussetzt, spricht man von der sogenannten Schlafapnoe.
Bei der häufigsten Form, der obstruktiven Schlafapnoe, erschlaffen Muskulatur und Weichteile der oberen Atemwege, was die Atmung blockiert, zu Schnarchen und kurzzeitigem Aufwachen führt.
Die Erkrankung raubt Betroffenen nicht nur den Schlaf, sie kann auch ernste Gesundheitsprobleme nach sich ziehen. Etwa erhöhten Blutdruck, Typ-2-Diabetes oder ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfall. Fachleuten zufolge sind bis zu vier Prozent der Bevölkerung betroffen.
Schlafstörungen behindern Ausschwemmen von Giftstoffen
Warum gestörter Schlaf die Entstehung einer Demenz bedingen kann, ist noch nicht vollständig geklärt. Während des gesunden Schlafes erweitern sich die Räume zwischen den Nervenzellen im Gehirn und es können Giftstoffe ausgeschwemmt werden.
Man geht davon aus, dass zwei Arten von krankhaften Eiweißablagerungen im Gehirn für Alzheimer verantwortlich sind: Plaques aus Beta-Amyloid und die Neurofibrillen aus dem Tau-Protein. Sie agieren infolge als Störenfriede im Gehirn, die den Informationsfluss der Nervenzellen behindern. Eine Vermutung ist es, dass diese nicht mehr so gut ausgeschwemmt werden können, wenn der Schlaf gestört ist.
Schlaferkrankungen sollten therapiert werden
Alzheimer ist die häufigste Art der Demenz und die Diagnose nimmt seit Jahren zu. "Es gibt viele Risikofaktoren und auch die Genetik spielt eine Rolle. Der Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Demenz ist ein Argument mehr, diese Schlaferkrankung in jedem Alter zu behandeln und somit das Risiko für eine Demenz weiter zu minimieren", betont Robert Göder vom Zentrum für Integrative Psychiatrie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er war an der Untersuchung beteiligt und rät jedem Schlafapnoe-Patienten zu einer Behandlung, um damit alles, was möglich ist, zu tun, um das Risiko für eine schwerwiegende Erkrankung wie Alzheimer zu reduzieren.
Wichtig zu wissen sei, dass nicht jeder Schlafapnoe-Patient Demenz bekommen wird. "Aber wer sich bestmöglich gegen Demenz schützen möchte, der sollte eine diagnostizierte Schlafapnoe als zusätzlichen Risikofaktor in jedem Fall therapieren lassen", rät Göder.
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