Psychische Probleme: Wie viele Kinder "gesund aus der Krise" kamen
Von der "Pandemie nach der Pandemie" war oft die Rede: Die Nachwirkungen der Coronapandemie, die Kriege der jüngsten Zeit, die Teuerung, die Klimakrise und anderes mehr: Alles zusammen hat zu einem Anstieg psychischer Belastungen und Erkrankungen geführt, besonders bei Kindern und Jugendlichen.
Doch jetzt gibt es eine gute Nachricht: Das im April 2022 ins Leben gerufene Projekt "Gesund aus der Krise" für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahren ist laut einem unabhängigen Bericht der Uni Innsbruck bisher sehr erfolgreich verlaufen, wie Gesundheitsminister Johannes Rauch am Dienstag bekanntgab. 22.000 junge Menschen konnten damit bis jetzt betreut werden, 95 Prozent erreichten dadurch eine Besserung ihres psychischen Zustandes, davon 55 Prozent sogar eine sehr gute bis gute Besserung. Weitere 10.000 Behandlungsplätze stehen vorerst bis 2025 noch zur Verfügung.
Beim Projekt "Gesund aus der Krise" erhalten Kinder und Jugendliche in Krisensituationen – z. B. bei Problemen zuhause und in der Schule, Anpassungsstörungen, leichten Depressionen, Angststörungen – eine kostenfreie Behandlung im Ausmaß von in der Regel 15 Einheiten durch Psychologinnen und Psychologen oder Psychotherapeutinnen bzw. Psychotherapeuten. Eine Verlängerung um weitere fünf Einheiten ist möglich. Insgesamt sind es 1.400 Personen, alle mit Arbeitserfahrung bzw. Fortbildungen im Bereich von Kindern und Jugendlichen, die die Behandlungen durchführen.
Das Projekt wird seit April 2022 bis Juni 2025 vom Gesundheitsministerium mit 50,2 Millionen Euro gefördert. Durchgeführt wird es vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) in enger Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP). "Es ist zu einem Vorzeigemodell geworden, ganz Europa schaut auf dieses Projekt", sagte Minister Rauch am Dienstag bei einem Pressetermin. Er forderte, dass es in die reguläre Gesundheitsversorgung übernommen wird. "Wer im jugendlichen Alter in einer psychischen Erkrankung hängen bleibt, kommt oft sehr lange nicht mehr heraus", so Rauch. Frühe Hilfe sei deshalb sehr effizient.
"Gesund aus der Krise" wird vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen in enger Kooperation mit dem Österreichischen Berufsverband für Psychotherapie umgesetzt.
Über die Website www.gesundausderkrise.at (eMail: info@gesundausderkrise.at) sowie die Hotline 0800 800 122 können Betroffene, Angehörige sowie Zuweiser wie Ärzte, Sozialarbeiter oder Lehrer Termine vereinbaren.
Ab 14 Jahren können sich Jugendliche selbstständig beim Projekt anmelden. Die durchschnittliche Zeit von der Anmeldung bis zum Behandlungsbeginn beträgt nur zehn bis maximal 20 Tage, in dringenden Fällen sogar weniger.
Auch die Präsidentinnen der beiden Verbände, Beate Wimmer-Puchinger (BÖP) und Barbara Haid (ÖBVP) forderten, dass das Projekt "zum fixen Bestandteil der Versorgung wird und in den Regelbetrieb übergeht". Denn derzeit sei es zeitlich begrenzt und müsse von Jahr zu Jahr verlängert werden. Außerdem sollte "Gesund aus der Krise" auch auf Erwachsene ausgeweitet werden.
Einen besonderen Bedarf gebe es etwa bei Menschen mit lebensbedrohlichen und chronischen Erkrankungen, etwa im Bereich der Psychoonkologie. Zwar gebe es in allen Spitälern mit einer onkologischen Abteilung Psychoonkologinnen und Psychoonkologen und danach spendenfinanzierte Angebote der Krebshilfe, aber keine psychoonkologische Versorgung als Kassenleistung.
Trotz aller Fortschritte sei die Versorgungslage für mentale Gesundheit in Österreich nach wie vor verbesserungswürdig, sagte Rauch. Ein Viertel der Menschen habe psychische Probleme, nur ein Teil davon werde versorgt, das sei inakzeptabel: "Wir haben in Österreich einen großen Aufholbedarf, was die psychosoziale Versorgung der Bevölkerung anbelangt." Es bräuchte eine Verdoppelung der kassenfinanzierten Psychotherapieplätze (von 75.000 auf 150.000), einen kostendeckenden Tarif sowie psychologische Behandlungen auf Krankenschein.
Vom Berufsverband der Psychologinnen und Psychologen wird auch ein Ausbau der psychischen Unterstützung von Kindern in der Schule gefordert. Derzeit gebe es für 1,16 Millionen Kinder und Jugendliche in öffentlichen oder privaten Schulen nur 252 Schulpsychologinnen und -psychologen: "Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Wimmer-Puchinger.
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