Niederschlagsabhängig: Pollensaison 2025 bietet kaum Ruhephasen

Niederschlagsabhängig: Pollensaison 2025 bietet kaum Ruhephasen
Der Klimawandel beeinflusst die Blütezeit der Pflanzen - mit längeren Belastungszeiten für Allergiker. Derzeit sind Hasel und Erle im Abklingen, die Birkenblüte steht jedoch schon vor der Tür.

Zusammenfassung

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  • Der Klimawandel führt zu längeren Pollensaisonen, was Allergiker mit bis zu 300 Tagen Pollenflug belastet.
  • Frühblüher wie Hasel und Erle begannen bereits im Januar, während die Birkenblüte Mitte März erwartet wird.
  • Fortschritte in der aerobiologischen Forschung ermöglichen genauere Pollenprognosen, die Betroffenen kostenlos zur Verfügung stehen.

300 Tage. An so vielen Tagen ist mittlerweile „mit relevantem Pollenflug zu rechnen“. Das ist keine ungefähre Schätzung, sondern basiert auf den Daten, die Lukas Dirr, aerobiologischer Leiter des Österreichischen Polleninformationsdienestes, im Jahr 2024 gesammelt hat. „Wenn sich 2025 so entwickelt wie das Vorjahr, ist das auch heuer zu erwarten.“

Dass mittlerweile nur mehr wenige komplett pollenfreie Wochen im Jahr zu erwarten sind, wissen Allergikerinnen und Allergiker - und hatten vermutlich spätestens in der ersten Märzwoche mit den ersten Beschwerden zu kämpfen. Der Grund liegt an den plötzlich warmen Temperaturen. „Die Pollenmenge von Hasel und Erle in der Luft stieg dadurch abrupt an, die Belastungen für Allergiker wurden bedeutend stärker wahrgenommen, als hätte sie langsam zugenommen“, erklärt Dirr. Nach diesen beiden Frühblühern folgt zwischen Mitte März und Mitte April die Esche mit mitunter intensiver Belastung. Und dann die Birke.

Birkenblüte wird Mitte März erwartet

Gerade bei den Frühblühern reagieren viele Menschen mit Symptomen - besonders auch auf die Birke. Sie wird ebenfalls bald für Beschwerden sorgen. „Laut unserer Modelldaten wird zwischen 18. und 22. März blühbereit sein, Anfang April ist in Ostösterreich mit Belastungsspitzen zu rechnen, die normalerweise bis in den Mai langsam ausklingen.“ Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Die Birke hat normalerweise einen Zwei-Jahres-Rhythmus. Das heißt, auf ein Jahr mit hohen Pollenmengen folgt eines mit geringen. „2024 war ein überdurchschnittliches Jahr, Allergiker dürfen heuer auf eine weniger intensive Saison hoffen“, berichtet Dirr.

„Allergiker-Karriere“ früh stoppen

Die meisten müssen dennoch zu Medikamenten greifen, um die Symptome zu verringern. Rinnende Nase, Augenjucken, Niesattacken oder Atemwegsprobleme belasten und führen zu schlechter Lebensqualität, die sich in Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und verminderter Leistung äußern können, erläutert Fritz Horak, Leiter des Allergiezentrum Wien West. Dennoch kommen viele erst relativ spät zu einem allergologisch ausgebildeten Arzt. Eine Allergie sei eine Entzündung, die unbehandelt auf die unteren Atemwege bis zu Asthma übergreifen könne. „Eine frühe Diagnose ist entscheidend.“ Mit dem sogenannten Drei-Säulen-Modell versucht man, eine derartige „Allergiker-Karriere“ früh zu stoppen. Einerseits mit der Vermeidung des Allergens, aber auch mit Medikamenten, die die Symptome lindern (symptomatische Therapie). Das können lokal angewendete Augentropfen oder Nasensprays sein, die auch Antihistaminika oder eine geringe Menge Cortison enthalten. Mit einer Allergen-spezifischen Immuntherapie wird wiederum das Immunsystem über mehrere Jahre an das Allergen gewöhnt. Es soll dann diese an sich harmlosen Partikel nicht mehr bekämpfen. „Mit dieser Therapie können wir langanhaltend behandeln“, sagt Horak.

Die Gräsersaison kommt Ende April

Über die darauf folgende Gräsersaison - „der nächste große Brocken für Allergiker“, wie Dirr sagt, können die Experten allerdings noch keine Prognosen abgeben. Die Entwicklung ist von der Niederschlagsmenge im April abhängig. Dass sie üblicherweise bis in den August hinein zwei bis drei Belastungsspitzen zeigen, wird aber auch heuer so sein. Dann folgen noch ab August Beifuß und Ragweed, doch auch hier gebe es noch wenige Aussagen, da die Entwicklung witterungsabhängig sei.

Pollenflug-Prognosen werden immer genauer

Dass immer genauere Prognosen gegeben werden können, liegt an den laufenden Fortschritten in aerobiologischen und medizinischen Forschung. Der Österreichische Polleninformationsdienst ist ein Zusammenschluss der lokalen Polleninformationsdienste und beobachtet die Lage anhand von 25 Messstellen, sogenannten „Pollenfallen“. Dort wird der Pollengehalt der Luft gemessen. Durch die Zusammenarbeit mit Wetter- und Klimaforschern in ganz Europa können präzise Informationen gesammelt werden. Davon profitieren nicht nur Forschende, sondern auch die Betroffenen. „Die Daten können auf verschiedenen Kanälen - neuerdings auch als lokal zugeschnittener Podcast - kostenlos abgerufen werden“, erklärt Markus Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes.

Längere Pollensaisonen sind eine Folge des Klimawandels

Warum sich die Pollensaison mittlerweile fast auf das ganze Jahr ausdehnt, ist für die Experten auch eine Folge des Klimawandels. Seit 40 Jahren sammelt der Polleninformationsdienst Daten. „Diese, etwa über Trockenphasen und Niederschläge, zeigen, dass sich die Pollensaisonen verschieben“, sagt Markus Berger. „Aus die Einträge der Allergiker in unsere Pollentagebücher zeigen, dass die Saisonen intensiver werden. Bereits Mitte Jänner wurde heuer in Ostösterreich die erste Konzentration von Hasel- und Erlenpollen gemessen. Das ist unter anderem auf sehr warmen - und trockenen - vergangenen Winter zurückzuführen. Zudem sind sich ändernde Klimabedingungen eine Stresssituation für die Pflanzen. „Als Sicherheitsfaktor und um ihr Überleben zu sichern, produzieren sie mitunter mehr Pollen.“

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