"Bei Sportlerinnen und Sportlern selbst, aber beispielsweise auch bei Trainerinnen und Trainern", präzisiert sie.
"Ein Gefühl überwältigender Angst"
Charakteristisch für eine Panikattacke sei "ein Gefühl überwältigender Angst", beschreibt die Expertin. "Betroffene haben den Eindruck, die Kontrolle über die Situation zu verlieren." Der empfundene Kontrollverlust schlägt sich körperlich nieder: "Man beginnt zu zittern, ringt nach Luft, empfindet Übelkeit, schwitzt, hat Herzrasen."
Diese physiologischen Prozesse verstärken bestehende Angstgefühle und lösen häufig Assoziationen mit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall aus. "Tatsächlich meinen viele Betroffene, ein ernsthaftes, gar lebensbedrohliches medizinisches Problem zu haben", bestätigt Engleder. Allerdings: "So beängstigend eine Panikattacke ist, so wichtig ist es, zu wissen, dass sie von selbst vorübergeht und nicht gefährlich ist."
Die Symptome beginnen typischerweise schnell, erreichen innerhalb von zehn Minuten ihren Höhepunkt und lösen sich Minuten später wieder.
Panikattacken kommen oft aus dem Nichts
Panikattacken können anlassbezogen, etwa beim Anblick einer Schlange oder in einer Prüfungssituation, aber auch - vermeintlich - grundlos auftreten. "Im Sportkontext ist es oft so, dass Athletinnen und Athleten sich die Panikgefühle nicht erklären können", sagt Engleder. "Und es kann extrem verunsichern, wenn man den Auslöser nicht nachvollziehen kann."
Wird die Situation im Nachhinein mit dem Trainer oder Mentalcoach besprochen, "kann es vorkommen, dass belastende Themen hochkommen". Neben unmittelbar sportbezogenen Stressoren "können etwa auch – um beim Fußball zu bleiben – ein unsicherer Kaderstatus, finanzielle Sorgen oder private Krisen plötzliche Angstgefühle aufkommen lassen".
Engleder plädiert dafür, die Angst als Signal zu verstehen: "Überbordende Angst kann sehr unangenehm sein, aber sie will uns oft etwas sagen, uns ein Stück weit schützen – es lohnt sich, da genauer hinzuschauen."
Offener Umgang gibt Sicherheit
Im Spitzensport würden derartige Vorfälle meist intern im Team besprochen. "Wir würden uns aber allgemein einen offeneren Umgang von Sportlerinnen und Sportlern mit dem Thema wünschen", sagt Engleder. Wenn sportliche Vorbilder von ähnlichen Gefühlen berichten oder sich im Team andere zu solchen Erlebnissen bekennen, könne das Halt und Sicherheit bieten. "Dann kann man die Erfahrung besser einordnen – allein das kann angstlösend wirken."
Treten Panikattacken wiederholt auf, münden sie in eine sogenannte Panikstörung. Wobei das fortwährende Auftreten der Panikattacken typischerweise von der Befürchtung, erneut eine durchleben zu müssen, befeuert wird. "Das ist ein Teufelskreis, der therapeutisch unterbrochen werden sollte", sagt Engleder.
Die gute Nachricht: Im Rahmen einer Psychotherapie können – mit oder ohne Gabe angstlösender Medikamente – "Panikstörungen in aller Regel gut behandelt werden".
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