Impfung - Disziplin der Österreicher im "2. Durchgang" bleibt hoch
Die weiterhin vergleichsweise geringe Zahl an Corona-Neuinfektionen zeitigt keinen negativen Einfluss auf die Impf-Disziplin der Österreicher. Zumindest was die Zweitimpfungen betrifft, gibt es weder aus den Bundesländern noch vom Gesundheitsministerium eine derartige Wahrnehmung. Daten aus Großbritannien zeigen zudem eine ausreichende Schutzwirkung bei der Delta-Variante, hieß es aus dem Gesundheitsressort - sowohl bei mRNA- wie auch bei den Vektorimpfstoffen.
"Unsere Wahrnehmung zeigt, dass Zweittermine zu einem sehr großen Teil wie vorgesehen wahrgenommen werden. Das Terminmanagement der Bundesländer, bei dem gleich beide Impftermine auf einmal vergeben werden, macht eine Planung für die Menschen sehr gut und einfach möglich", hieß es gegenüber der APA in einem Statement aus dem Gesundheitsministerium.
Kein Trend zum Verzicht auf die Zweitimpfung oder gar Rückmeldungen, dass Menschen die zweite Dosis nicht wollen, gibt es beispielsweise in Kärnten. Laut dem Leiter des Landespressediensts, Gerd Kurath, sind es aktuell 3.530 Personen - bei insgesamt 450.000 verabreichten Impfungen - die ihre Zweitimpfung aus den unterschiedlichsten Gründen - Urlaub, Erkrankung, Stornierung - bisher nicht erhalten haben, so Kurath am Mittwoch auf APA-Anfrage - also nicht einmal ein Prozent. Bei 269 Personen wurde die Erstimpfung nicht korrekt erfasst, weswegen sie noch keine Einladung zum Zweitstich erhielten. Ab Freitag werde dies nachgeholt.
In der benachbarten Steiermark ist die Situation nicht anders: Kein Trend zum Verzicht, lautet auch die Feststellung des dortigen Impfkoordinators Michael Koren. Termine würden zwar immer einmal wieder storniert und verschoben, aber nicht speziell bei der Zweitimpfung. Aber: Momentan häufiger ist ein Auslassen des ersten Impftermins. Warum das so sei, wisse man nicht, aber spekuliert wird, dass viele bereits über andere Wege zu Impfungen gekommen sind und ihre vom Land zugewiesenen Termine daher einfach verstreichen lassen. Aus dem Gesundheitsministerium hieß es dazu, das Ziel aus medizinischer Sicht ist, dass jede Person geimpft wird, für die die Impfung empfohlen ist. Daher liege auch hier selbstverständlich weiterhin der Fokus in der Impfkampagne.Der Krisenstab des Landes OÖ appelliert - unisono zum Ministerium - den zweiten Impftermin unbedingt wahrzunehmen, damit der volle Schutz gegeben ist und vor allem auch das medizinisch vorgesehene Intervall eingehalten werden kann. Gegenteiliges stellt man auch hier nicht fest, bis auf Einzelfälle. Der Bürger hat dann den Nachteil, dass der 3G-Nachweis "Geimpft" nur drei Monate (Zeitraum der Gültigkeit nach Erstimpfung) greift. Danach müsste er wieder regelmäßig testen gehen.
Auch weiter westlich, in Tirol, kommt die Situation, dass Personen, die schon eine Erstimpfung haben, auf die Zweitimpfung verzichten, nur "sehr selten" vor, sagte ein Sprecher der Landes. Jede Person hat die Möglichkeit beide Termine quasi im Paket anzunehmen oder abzulehnen. Terminverschiebungen von bereits bestätigten Terminen seien indes grundsätzlich nicht vorgesehen, aber bei Vorliegen triftiger Gründe wie etwa bei behördlich angesetzter Quarantäne möglich.
Ein wenig aus der Reihe tanzt hier vielleicht Salzburg, zumindest berichtet der dort tätige Internist und NEOS-Politiker Sebastian Huber: "Seit Ende April impfe ich pro Woche circa 50 Patienten in meiner Ordination. Mittlerweile verschiebt aber etwa jeder fünfte Patient in meiner Impfordination den Zweitstich", "Die Ausreden sind dabei de facto immer gleich: 'Keine Zeit', 'Ich fahre in den Urlaub', 'Ich bin eh schon einmal geimpft worden', etc." Anderen niedergelassenen Impfärzten gehe es nicht anders, auch bei ihnen würden die Zweitimpfungen verschoben. Seitens des Landes waren bis Dienstag keine konkreten Zahlen bekannt. Ein Massenphänomen wird aber auch dort nicht vermutet: "Von den letzten 1.000 SMS, die das Rote Kreuz für eine Terminvereinbarung für Erst- und Zweitimpfungen ausgeschickt hat, haben lediglich 13 Adressaten keinen Termin vereinbart."
Und auch für Wien zeigt ein Zahlenabgleich ein ähnliches Bild wie überall sonst wo auch: Nämlich eines ohne einen Hinweis darauf, dass weniger Menschen zur Zweitimpfung kommen würden, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Aus dem Gesundheitsministerium wurde jedenfalls daran erinnert, dass ein verpasster Termin nicht nur Folgen für einen selbst hat: "Ein nicht wahrgenommener Impftermin verhindert, dass Menschen, die dringend darauf warten, eine Impfung bekommen und stört das Terminmanagement der Bundesländer. Wir appellieren an alle, die einen Termin gebucht haben, diesen auch wahrzunehmen. Die Impfung schützt uns und unsere Mitmenschen und schafft neue Möglichkeiten, um im Sommer wieder verreisen zu können."
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