Neujahrsvorsätze: Wie es diesmal besser klappen könnte

Neujahrsvorsätze: Wie es diesmal besser klappen könnte
Warum halten die meisten Vorsätze nur wenige Wochen? Jolana Wagner-Skacel von der MedUni Graz gibt Tipps, worauf man achten sollte.

Mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport, gesünder Essen, ein paar überschüssige Kilos loswerden: Die Liste an "Vorsatz-Klassikern" ist lang. Aber die meisten Neujahrsvorsätze schaffen es nicht über die ersten Jännerwochen hinaus. Doch woran liegt es, dass die guten Vorsätze den Jänner meist nicht überleben? Und machen Neujahrsvorsätze überhaupt Sinn? Jolana Wagner-Skacel ist  Professorin für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie an der Med Uni Graz. Mit ihren Empfehlungen könnte es  2024 besser gelingen, Vorsätze umzusetzen. Sie sagt:  Oft sind die Ziele, die sich viele stecken, zu hoch.

Neujahrsvorsätze: Wie es diesmal besser klappen könnte

Jolana Wagner-Skacel leitet die Klinische Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie der MedUni Graz.

"Menschen machen sich zu gerne zu Knechten ihrer Ich-Ideale", wird die Medizinerin und Psychotherapeutin in einer Aussendung der MedUni Graz zitiert: "Dies stellt uns nicht nur vor große Herausforderungen, sondern führt schnell dazu, dass man sich unmotiviert fühlt, da die gewünschte Veränderung nicht schnell genug von statten geht. Wir sind frei und doch nicht frei, unsere Gewohnheiten halten uns gefangen in Mustern, Bequemlichkeiten und Strukturen, die es zu überwinden gilt."

Jolana Wagner-Skacel wurde 1972 in Tschechien geboren, von wo sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder 1981 nach Österreich geflohen ist. Sie studierte und promovierte Medizin in Graz und war bis 2001 als Turnusärztin im Bereich Chirurgie und innere Medizin tätig. 2022 hat sie sich im Fach Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie habilitiert. 

An der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Med Uni Graz, leitet Jolana Wagner-Skacel die Spezialambulanz für Psychosomatik in der Gastroenterologie und Hepatologie, die Spezialambulanz für Psychokardiologie und war bis zu ihrer Berufung als Professorin erste Stellvertreterin der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie.

Denn "wir schaffen unser eigenes kleines Gefängnis durch die Weise wie wir begehren, wünschen und leben. Aus dieser inneren Knechtschaft herauszukommen und sich von Zwängen zu befreien, die uns in unserem Denken, unseren Wünschen, unseren Leidenschaften bestimmen, stellt uns vor eine große, aber sinnvolle Aufgabe", erklärt die Expertin, wie uns alte Gewohnheiten zurückhalten können.

"Die Gewohnheit ist beides: einerseits befreiend, weil ermächtigend aber auch knechtend. Ohne Gewohnheit sind wir zu nichts in der Lage. Deshalb ist es wesentlich, Gewohnheiten zu reflektieren, um neue Handlungsmöglichkeiten zu gewinnen und Freiheitsspielräume zu eröffnen. Wichtig ist eine Kultur der Selbstsorge zu entdecken, die nicht auf Anpassung, sondern auf freie Lebensgestaltung zielt."

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Für eine erfolgreiche Umsetzung von Neujahrsvorsätzen sei es meist besser, sich kleine, tägliche, ritualisierbare und erreichbare Ziele zu setzen. "Ein paar Kilo weniger, ein paar Stunden Sport mehr in der Woche, ein paar Seiten eines lang ersehnten Werkes lesen sind meist bessere Grundsteine für langfristigen Erfolg." 

Neujahrsvorsätze: Bin ich wirklich bereit für Veränderungen?

Am Anfang sollte man sich die Frage stellen, ob man überhaupt bereit für eine Veränderung sei. "Diese Frage sollte die Grundlage der Entscheidung für eine weitreichende Umstellung des Lebensstils sein. Wer nur wegen des Datums eine umfassende Veränderung vornehmen will, ohne körperlich oder seelisch darauf vorbereitet zu sein, programmiert das Scheitern praktisch vor."

Neujahrsvorsätze: Wie es diesmal besser klappen könnte

 Gerade bei größeren Projekten wie zum Beispiel intensiven Abnehmprogrammen oder der Rauchentwöhnung sei es auch ratsam, eine Ärztin oder einen Arz zu konsultieren, um sicher zu gehen, dass alles in einem gesunden Rahmen abläuft.

Konkrete Ziele definieren

Ohne konkrete Zielsetzung tun sich viele Menschen mit der Motivation auf Dauer schwer, sagt Wagner-Skacel. Psychologisch ist das Ziel fünf Kilo abzunehmen auf Dauer motivierender als nur die Vorgabe, „ich will Gewicht verlieren“. Auch klassische Vorsätze wie „Ich will gesünder leben“ fallen in diese Kategorie. Fällt unter gesünder Leben Ernährung? Sport? Beides? Lässt sich das Ziel überhaupt erreichen? Ein konkretes Ziel, das in einem realistischen Zeitraum erreicht werden kann, ist für die meisten hilfreicher, betont Wagner-Skacel. "Für die Aufrechterhaltung der Motivation ist es sehr wichtig, dass man sich das positive Gefühl und das Ziel ganz genau vorstellt. Das wird dabei helfen, unangenehme Aufgaben, die dazwischen liegen, leichter bewältigen zu können."

Die Uni-Professorin verweist auch darauf, dass mit dem Einsetzen des Alltags im neuen Jahr "der Zauber des neuen und das Gefühl, das wir jetzt haben, schnell vergessen sein wird" - eine Hilfe könne dann sein, sich immer wieder an Weihnachten und Neujahr zu erinnern, als der Entschluss zu den Vorsätzen gefasst wurde.

Selbst Schlafen oder Stehen sind besser fürs Herz als Sitzen

Leicht ist das Einhalten der Vorsätze aber auf keinen Fall: "Wir sind an all unsere Handlungsabläufe, die wir jetzt aktuell gut und lange eingeübt haben - mögen sie gut oder schlecht sein -, gewöhnt und jede Umstellung dieser Routine kostet Energie. Der Neujahrsvorsatz ist daher weniger dazu geeignet umfassende Umstellungen im Lebensstil ab dem 1. Jänner erfolgreich umzusetzen, er eignet sich aber gut dafür, den ersten Schritt darzustellen."

Gemeinsames Handeln macht es leichter

Geduld ist also gefragt - und die Suche nach Gleichgesinnnten. "Gemeinsam ist es leichter Ziele durchzusetzen und neue Handlungsroutinen und Verhaltensweisen in den Alltag einzubauen, um Freiheitsräume zu eröffnen. Gemeinsame Erfahrungen machen es uns leichter, einen wahren Richtungswechsel zu gestalten. Das soziale, gemeinsame Lernen dient uns sozusagen als ein Katalysator."

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