Neue mögliche Angriffsziele für Multiple Sklerose-Therapie entdeckt
Ein internationales Forschungsteam hat vier neue Antigene identifiziert, die entzündungsfördernde Reaktionen bei Multipler Sklerose auslösen. Die Ergebnisse der Studie weisen auf mögliche Ziele für Diagnoseinstrumente und künftige Immuntherapien hin. Das berichten die Forschenden um Mattias Bronge vom schwedischen Karolinska Institut am Mittwoch im Fachblatt "Science Advances".
Antigene erkennen
Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche und neurodegenerative Erkrankung, die überwiegend in Schüben verläuft. Verursacht wird sie nach Ansicht vieler Fachleute durch eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen Antigene im zentralen Nervensystem. Diese Antigene zu kennen ist daher eine Grundvoraussetzung, um Diagnose und Behandlung der Krankheit zu verbessern. Bisher blieb das Autoantigen-Repertoire allerdings weitgehend uncharakterisiert.
Das Forschungsteam suchte nun im Blut von MS-Patienten und einer gesunden Kontrollgruppe nach T-Zellen-Reaktionen, die sich gegen Antigene richten, die im zentralen Nervensystem exprimiert werden. So gelang es den Forschenden, der Liste von etwa einem Dutzend zuvor vorgeschlagener Kandidaten vier neue Autoantigene hinzuzufügen, die von T-Zellen von MS-Patienten angegriffen werden.
Laut den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern könnte die Entdeckung dieser neuartigen Antigene nicht nur den Weg für künftige antigenspezifische Immuntherapien ebnen, sondern auch für schnelle und wirksame Diagnosetests. In einem Begleitartikel zur Studie schreiben Reinhard Hohlfeld von der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Roland Liblau vom Universitätsspital Toulouse, dass aktuelle Daten darauf hindeuten, dass sich das Spektrum der Autoreaktivität nicht nur von Patient zu Patient, sondern möglicherweise auch bei einzelnen Patienten im Laufe der Zeit unterscheide.
So liege der eigentliche Wert des Screenings auf autoreaktive T-Zell-Reaktionen in der Identifizierung individueller immunologischer Reaktionsprofile. Dies könnte dazu beitragen, Untergruppen von MS-Patienten zu definieren, die ein hohes Risiko für einen schweren MS-Verlauf haben, "und damit einen Schritt in Richtung personalisierte Risikobewertung darstellen", so die Forscher.
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