Neue Impfstoffe: Lockdown müsste laut Studie verstärkt werden

Neue Impfstoffe: Lockdown müsste laut Studie verstärkt werden
Kurz vor und nach Freigabe eines neuen Impfstoffes sollten Lockdownmaßnahmen eher verstärkt als gelockert werden.

Der Umgang mit Lockdowns während der Pandemie hat für tiefgreifende Kontroversen gesorgt, den einen - "richtigen" Modus - hat allerdings bisher noch kein Land gefunden. Modellrechner aus Österreich und Italien berechneten nun, welche Maßnahmen bei der Ausgabe eines neuen Impfstoffs in einer Pandemie am sinnvollsten wären und welche ZIelsetzungen es dafür braucht.

Das Ergebnis wird vielen nicht gefallen: In einer Pandemie sollten kurz vor und nach Freigabe und Verfügbarkeit eines Impfstoffes Lockdownmaßnahmen eher verstärkt als gelockert werden. Das errechneten Forscher u.a. des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ) anhand von Coviddaten. Dadurch ließe sich der Anteil an Infizierten möglichst gering halten, bis genügend Geimpfte die Gesamtentwicklung drücken, berichten sie im Fachjournal "Plos One".

Bisherige Erfahrungen

Ihre Analysen führten die Wissenschafter der University of Padua (Italien) und vom IIASA durch, um aus den während der Covid-19-Pandemie gemachten Erfahrungen für mögliche zukünftige ähnliche Situationen zu lernen. Dazu nahmen sie Daten zu Lockdown- bzw. Eindämmungs-Maßnahmen und zum Ausrollen der ersten Corona-Impfkampagnen aus Deutschland, Israel und den USA zur Hand.

Obwohl die drei Länder die Mittel zum raschen Einkauf von Impfstoffen kurz nach deren Zulassung hatten, gingen sie recht unterschiedlich mit der Situation um. So lief die israelische Kampagne sehr schnell vom Stapel. Sie war von einer kurzen Verschärfung der Maßnahmen begleitet, die in weiterer Folge wieder gelockert wurden. Weitaus langsamer ging die Impfkampagne in Deutschland und den USA vonstatten, heißt es in einer IIASA-Aussendung.

Mehrere Modelle

Die Forscher gingen bei ihren Berechnungen davon aus, dass der jeweilige Zeitpunkt, ab dem ein Impfstoff verfügbar ist, nicht exakt bekannt ist. So entwickelten sie ein Modell, das es erlauben soll, die Vakzin-Ankunft möglichst gut in eine Gesamtstrategie einzubauen.

Den Berechnungen zufolge, ist es in einem "realistischen Szenario", in dem die gesamte Bevölkerung in rund zehn Monaten durchgeimpft würde, besser, wenn Eindämmungsmaßnahmen nach der Impfstoffzulassung sogar kurzzeitig verschärft werden. Wenn dann die Infiziertenzahlen tatsächlich zurückgehen, können auch die Einschränkungen wieder zurückgefahren werden. Dies stehe im Gegensatz zu anderen Analysen, die davon ausgingen, dass es gestaffelte Maßnahmenlockerungen schon ab Beginn von Impfkampagnen braucht, um wirtschaftliche und epidemiologische Ziele möglichst im Gleichschritt zu erreichen, schreiben die Forscher in ihrer Arbeit.

Eine kurze Verschärfung rund um den Impfstart ermögliche es jedoch insgesamt, mehr Menschen direkt aus dem gegenüber dem Erreger komplett ungeschützten Status in Richtung Impfschutz zu bringen. Das vermindert wiederum die Anzahl an Infizierten ohne Impfschutz, und damit auch die Anzahl an Personen, die dem Erreger potenziell unvorbereitet begegnen. Das schütze Leben und Krankenhausressourcen am besten.

Ein Beginn der Impfkampagne mit gleichzeitigen, umfassenden Lockerungen mache wiederum nur dann Sinn, wenn die Bevölkerung innerhalb eines Monats durchgeimpft würde. Ein solches Szenario ist allerdings dementsprechend "unrealistisch", wie die Wissenschafter einräumen, die hoffen, dass ihre Erkenntnisse die Planung in zukünftigen Pandemien bzw. bei Auftreten neuer, gefährlicherer SARS-CoV-2-Varianten erleichtern.

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