Neue Generation der Periodenartikel: Was kann die Menstruationsscheibe?

Menstruationsscheiben sind deutlich flacher als Menstruationstassen.
Regelblut auffangen statt aufsaugen: Auf diesem Prinzip bauen Menstruationstassen, die sich als nachhaltigere – weil wiederverwendbare – Alternative zu Tampons und Binden inzwischen am Markt etabliert haben. Nun scheint eine neue Generation im Kommen: Menstruationsscheiben.
Im Vergleich zu den Tassen sind die Scheiben deutlich flacher, ähnlich einer flachen Kappe oder einem Teller. Damit erinnert das Produkt optisch an ein Diaphragma.
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Auch die Lage im Körperinneren ist etwas anders: Statt weiter oben im Vaginalkanal wie die Tasse, wird die Menstruationsscheibe um den Gebärmutterhals positioniert. Wie die Tasse besteht sie aus weichem, flexiblem Material wie Silikon und hat einen dünnen Rand, der sich an die Form des Gebärmutterhalses anpasst. Beim Fassungsvermögen unterscheiden sich die Menstruationsprodukte wiederum: Menstruationstassen haben in der Regel eine Speicherkapazität von 30 bis 50 Millilitern. Die Scheiben sollen bis zu 75 Milliliter Blut fassen können.
Saugfähigkeit auf dem Prüfstand
Auch die Wissenschaft ist auf die neue Produktkategorie bereits aufmerksam geworden. Neben dem ökologischen Aspekt streichen Hersteller auch andere Vorteile moderner Menstruationsartikel heraus: So sollen sie etwa beim Tragekomfort die Nase vorne haben, Regelschmerzen erträglicher machen und – das soll vor allem für Menstruationsscheiben gelten – auch mehr Blut aufnehmen können als herkömmliche Produkte.
Ein Team der Oregon Health & Science University Letzteres nun untersucht. Veröffentlicht wurde die Studie im renommierten Fachblatt BMJ Sexual & Reproductive Health.
Für die Studie verglichen die Forschenden die Saugfähigkeit bzw. Füllkapazität von 21 derzeit erhältlichen und häufig verwendeten Menstruationshygieneprodukten. Um die Realität bestmöglich zu simulieren, wurden Flüssigkeiten mit menschlichen roten Blutkörperchen verwendet.
Bei den Produkten handelte es sich um normale Binden von zwei verschiedenen Herstellern mit unterschiedlichen Saugfähigkeiten; Tampons derselben Marke mit unterschiedlichen Saugfähigkeiten; Menstruationstassen und -scheiben derselben Marke in verschiedenen Größen; Binden von vier verschiedenen Marken, einschließlich kleiner und großer Größen; und drei Paar besonders saugfähige Periodenhöschen.
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Scheiben gut bei starken Blutungen
Die Testergebnisse zeigen, dass Menstruationsscheiben im Schnitt mit 61 Millilitern tatsächlich das meiste Blut aufnehmen konnten. Saugfähige Hosen nahmen unabhängig von der Größe mit durchschnittlich zwei Millilitern am wenigsten Blut auf. Tampons, Binden und Menstruationstassen hielten ähnliche Mengen: 20-50 Millilitern.
Meist gab es Abweichungen zwischen der vom Hersteller angegebenen und der tatsächlichen Absorptionskapazität. "Die meisten Produkte gaben eine größere Kapazität an, als in unseren Tests festgestellt wurde. Wir vermuten, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass die Produkte mit anderen Flüssigkeiten als Blut getestet wurden, zum Beispiel. mit Wasser oder Kochsalzlösung", schreiben die Forschenden.
Sie räumen auch ein, dass ihre Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig sind: So seien Labortests etwa nie eins zu eins auf reale Bedingungen übertragbar. Und obwohl rote Blutkörperchen dem Menstruationsblut ähnlicher seien als Wasser oder Kochsalzlösung, kämen sie echtem Blut immer noch nicht nahe genug.
Eine von drei Frauen blutet während der Periode übermäßig stark. Ein starker Blutfluss kann auf gesundheitliche Probleme, etwa ein Myom (gutartige Wucherung) oder Endometriose, hinweisen.
Periode als großes Tabu
Weltweit menstruieren über 800 Millionen Frauen monatlich. Rund 400 Menstruationszyklen erleben sie im Leben. Dennoch "war die Forschung zur Menstruation in der medizinischen Literatur lange unterrepräsentiert", kritisieren Gynäkologinnen und Gynäkologen der Stanford University in einem der Studie beigefügten Artikel. So sei zwischen 1941 und 1950 nur eine einzige Studie über Menstruationsblut veröffentlicht worden, auch in jüngerer Vergangenheit waren es nur rund 400. Im Vergleich dazu wurden im selben Zeitraum etwa 10.000 Studien zu Erektionsstörungen veröffentlicht, schreiben sie.
Der tabubehaftete Umgang mit der Periode behindere die Forschung und verwandle "einen normalen körperlichen Vorgang in etwas, das oft mit Stigmatisierung und der Normalisierung von Schmerzen verbunden ist". Was jahrhundertelang als unsauber galt, werde nun erst langsam vom schamhaften Image befreit.
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