Neue Erkenntnisse: Richtig fasten – aber wie?

Beim Intervallfasten wird abwechselnd normal gegessen, dann wieder streng auf Kalorien geachtet.
Neues Buch von Hormonpapst Johannes Huber: Warum man das Abendessen, nicht aber das Frühstück ausfallen lassen sollte.

Nicht nur in der Fastenzeit verzichten viele auf die große Völlerei. Es ist hip geworden, seinen Körper zu optimieren, Diät- und Detox-Methoden (siehe unten) boomen und entwickeln sich zu ausgeprägten Kuren. Aber was bewirken sie, wie funktionieren sie und wie effektiv sind sie?

Alle Ansätze haben zumindest eine These gemein: Es braucht einen völligen Nahrungsverzicht von mindestens 16 Stunden, um die Autophagie zu starten – also jenen Prozess, durch den Zellen alte und fehlerhafte Moleküle abbauen, sich dadurch verjüngen und der Körper beginnt, sich zu reinigen.

Tageszeit ist wichtig

Doch nicht nur der Zeitraum, auch die Tageszeit ist ein wesentlicher Faktor. Hormonspezialist Johannes Huber spricht sich in seinem neuen Buch "Die Anti-Aging-Revolution - Spielend schlank, länger jung, Verlag edition a., 22 Euro) klar für das „Dinner-Cancelling“ (Auslassen des Abendessens) aus. Vor „Breakfast-Skipping“ warnt er hingegen – das Streichen des Frühstücks habe keinen Einfluss auf die Erneuerung der Zellen.

Er bezieht sich dabei vor allem auf die Erkenntnisse des Altersforschers David Sinclair. Der Harvard-Professor hat herausgefunden, dass neben der zellreinigenden Autophagie vor allem „Wunderenzyme“ namens Sirtuine DNA-Schäden im Körper reparieren. Sie werden nur in der Nacht und bei einem leeren Kohlenhydratspeicher ausgeprägt aktiv.

"Dinner Cancelling" auch für Elisabeth Gürtler

Mit „Dinner Cancelling“ hält sich auch Hotel-Eigentümerin Elisabeth Gürtler seit Jahrzehnten schlank und fit, wie die 69-Jährige dem KURIER erklärt: „Ich fühle mich gut mit einem leichten Hungergefühl. Erst dann habe ich richtig viel Energie. Ich esse nur, wenn ich wirklich Hunger habe und nach 16 Uhr in der Regel gar nichts mehr. Sonst geht es mir nicht gut und ich schlafe schlecht.“

Neue Erkenntnisse: Richtig fasten – aber wie?

Zufälliges Fasten

Von den Buchautoren Huber und „Mister Universum“ Bernd Österle wird zudem eine „zufällige“ 40-tägige Intervall-Fastenkur empfohlen. Huber: „Während sich der Stoffwechsel auf normales Intervallfasten allmählich einstellt und es deshalb an Wirkung verliert, ist der Körper beim Fasten nach dem Zufallsprinzip immer überrascht. Daher ist es besonders effizient.“

Auf täglich gezogenen Kärtchen, die im Buch zu finden sind, steht, was man den Tag über essen darf: Essen wie immer, gar nichts oder nur Beeren und Pilze (sollen Sirtuine ebenfalls aktivieren).

Wer sich lange jung halten will, muss sich laut dem Mediziner jedenfalls „mit einem neuen Partner ins Bett legen: Sein Name ist Hunger“.

Allerdings warnen Forscher sehr wohl vor dem Trend. Übertriebenes Hungern führe zu Unterversorgung, und das schadet der Immunfunktion definitiv.

Neue Erkenntnisse: Richtig fasten – aber wie?

Es gibt verschiedene Ansätze für den Fasten-Trend – Langzeitbeobachtungen fehlen

Forschung Fastenkuren brachten in Tierstudien lebensverlängernde Resultate.
Diese können jedoch nicht direkt auf den Menschen umgelegt werden.   Bei Untersuchungen mit menschlichen Probanden lieferte das tägliche 16-Stunden-Fasten  mehr positive Effekte (Gewichtsverlust,  Insulinresistenz, Betazellfunktion) als etwa die 5:2 Methode.

Größere Humanstudien rund um periodisches Fasten wird es laut  deutschem Ärzteblatt aber erst in vier  Jahren geben. Vor allem mangelt es an Langzeitstudien.

Tageweise essen  Einen Tag normal essen, einen Tag komplett auf Nahrung verzichten: In Österreich machte Kabarettist Bernhard Ludwig diese Form des Intervall-Fastens (10in 2) bekannt. Die Methode heißt „Alternate Day Fasting“ und wird vor allem zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Einen Hinweis auf verminderte Knochendichte bei einem derart strengen Fasten konnte eine aktuelle Studie der Uni Graz nicht bestätigen. Kritisch ist jedoch der mögliche Jo-Jo-Effekt nach Ende der Diät zu sehen.

Kein Frühstück Für Mediziner Huber bringt diese Methode nichts (siehe oben). Anders denkt da  Biochemiker Terence Kealey im Buch „Breakfast is a Dangerous Meal“. Demnach soll auf das Frühstück verzichtet werden, weil es den Blutzuckerspiegel viel höher ansteigen lässt als spätere Mahlzeiten. Kealey hat mit „Breakfast Skipping“ angeblich seinen Typ-2-Diabetes geheilt. Die Nahrungskarenz am Morgen senke  zudem das Risiko für Übergewicht und Bluthochdruck, so der Biochemiker.

Die 5:2 Methode Dabei wird zwei Tage lang hintereinander mit 500 Kalorien täglich gefastet und fünf Tage normal gegessen (ca. 2.000 Kalorien).  Zumindest im Vergleich mit einer kohlenhydratarmen und mediterranen Diät  war der Gewichtsverlust der Testpersonen bei der 5:2 Methode am größten. Aber: In einer anderen Studie wurden  gesundheitliche Parameter nicht so sehr verbessert wie beim „Dinner Cancelling“.

Saft-Kuren Neben dem Fasten in Detox-Hotels bieten Firmen auch spezielle Säfte an. Es wird drei bis 21 Tage nur flüssige Nahrung konsumiert, am Beginn steht meist eine Darmreinigung mit Bittersalz. Längere Kuren sollen chronische Krankheiten wie Rheuma und Arthritis lindern. Am bekanntesten ist das Heilfasten nach Otto Buchinger.
 

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