Weitere Hepatitis-Fälle: Bisher nur Spekulationen über Ursache

Symbolbild
Laut EU-Behörde ECDC sind derzeit 190 Kinder weltweit an der Leberentzündung erkrankt. Die meisten leiden unter Gelbsucht.

190 Kinder weltweit sind derzeit von einer Hepatitis unklarer Ursache betroffen - das gab die europäische Gesundheitsbehörde ECDC am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Zuletzt wurden drei Fälle sowie Dutzende Verdachtsfälle aus Italien gemeldet. Bei einem der Kinder in Italien erfolgte eine Lebertransplantation. 

Die ersten Fälle wurden Anfang April in Großbritannien gemeldet, mehr als 100 der bisher bekannten Fälle traten dort auf. Seither berichten zahlreiche Länder in Europa von Norwegen bis Rumänien aber auch Israel und die USA von Kindern mit Hepatitis, deren Ursache nicht bekannt ist.

Gelbsucht häufigstes Symptom

Viele der Kinder hatten ernste Symptome, am häufigsten trat Gelbsucht auf, eine für Hepatitis typische Gelbfärbung der Haut und Augen, berichtete Andrea Ammon, Direktorin der ECDC. Ebenfalls häufig waren Übelkeit und Erbrechen sowie weitere Magen-Darm-Symptome. "Dies Symptome passen zu einer Infektion mit dem Adenovirus. Aber manche der Kinder entwickelten ernstere Symptome, bis hin zu akutem Leberversagen, das eine Transplantation erforderte", sagt Ammon. Eine derart ernste Leberbeteiligung ist bei einer Infektion mit Adenoviren sehr selten und ungewöhnlich.

Untersuchungen laufen

Laut ECDC könne derzeit über die Ursachen der Hepatitis nur spekuliert werden. "In allen Ländern laufen Untersuchungen. Die exakte Ursache ist derzeit aber unbekannt. Die normalen Hepatitisviren A bis E konnten ausgeschlossen werden. Es gibt keine Verbindungen zu Reisebewegungen", erklärte Ammon. Untersuchungen zeigen auf einen Zusammenhang mit einer Adenovirus-Infektion hin, dies ist allerdings noch nicht bestätigt, da nicht alle Kinder eine Adenovirusinfektion aufwiesen. Möglich sei, so Ammon, dass durch eine geringere Exposition gegenüber Viren aufgrund von Lockdowns und reduzierten Kontakten während der vergangen zwei Jahre Pandemie, es zu einer stärkeren Reaktion auf Vireninfektionen bei Kindern komme. Dies sei allerdings Spekulation und werde noch untersucht.

Die ECDC überwacht gemeldete Fälle der Hepatits unklarer Fälle genau, ebenso wie die WHO. Vergleichszahlen zu Jahren vor der Pandemie gibt es nicht. "Eine Hepatitis dieser Art ist aber so ungewöhnlich, dass ich erwarte, dass sie auch zuvor aufgefallen wäre. Natürlich ist jetzt mehr Aufmerksamkeit da, die uns hilft, herauszufinden, was wirklich dahinter steckt. Ich denke aber nicht, dass eine Situation wie diese vor der Pandemie nicht aufgefallen wäre", betonte Ammon.

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