Migräne: Jede vierte Frau und jeder zehnte Mann betroffen
Eine Million Menschen in Österreich (13 Prozent der Gesamtbevölkerung) sind von Migräne betroffen - darauf machen jetzt Mediziner anlässlich des Europäischen Kopfschmerz- und Migränetages am 12. September aufmerksam.
"Am häufigsten tritt die Migräne in der Altersgruppe von 20 bis 50 Jahren auf, also im volkswirtschaftlich interessantesten Alter", wird die Präsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, die Neurologin Karin Zebenholzer von der MedUni Wien, in einer Aussendung zitiert. "Etwa 25 Prozent der Frauen und 8 bis 10 Prozent der Männer leiden an Migräne. Diese ist keine singuläre Erkrankung, sondern belgeitet die Menschen chronisch über viele Jahre. Dies beeinträchtigt das Leben in der Familie und in der Arbeit deutlich."
"Migräne ist eine Erkrankung mit einem ganz klaren neurobiologischen Hintergrund, und wir wissen mittlerweile sehr genau, was dabei im Gehirn passiert. Im Gegensatz zum Beispiel bei einem Knochenbruch ist für Außenstehende die Erkrankung oftmals nicht sichtbar. Das Gehirn funktioniert innerhalb der Attacke anders und die Patientinnen und Patienten bilden sich diese nicht ein", erklärt Gregor Brössner von der MedUni Innsbruck und früherer Präsident der Kopfschmerzgesellschaft.
Dass mehr Frauen als Männer erkranken, ist zu einem wesentlichen Teil hormonell bedingt. In der Pubertät steigt die Migränefrequenz an und sinkt ab der Menopause wieder ab.
"Gehirn arbeitet anders"
Früher habe man die Migräne als reine Kopfschmerzerkrankung verstanden und nur diese Phase beachtet. "Heute weiß man, dass die Migräne weit vor dem Kopfschmerz beginnt. Das Gehirn arbeitet schon vor dem Kopfschmerz anders", sagt Thomas Berger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und Leiter der Uni-Klinik für Neurologie der MedUni Wien. "Dies kann sich in Heißhunger-Phasen, Unwohlsein, Gereiztheit oder Konzentrationsstörungen äußern. Oftmals wissen die Patienten schon einen Tag vorher, dass sie mit einer Migräne am nächsten Morgen aufstehen werden."
In dieser Phase gelte es besonders, verschiedene Trigger wie Alkohol oder Stress zu vermeiden.
Zur Vorbeugung gibt es seit drei Jahren auch spezifisch gegen Migräne wirkende monoklonale Antikörper, die unter die Haut injiziert werden. Die klinische Erfahrung damit sei sehr gut, es zeige sich eine sehr gute Wirksamkeit und gute Verträglichkeit, sagt Berger. Einem Teil der Betroffenen helfen auch Ausdauersport, Entspannungsübungen und Biofeedbacktraining in der Vorbeugung von Migräneattacken.
Eine zusätzliche Option gibt es voraussichtlich ab 2022: "Nächstes Jahr rechnen wir mit einer Zulassung von neuen Medikamenten gegen Migräneattacken durch die Europäische Arzneimittelbehörde. In Studien können wir sehen, dass diese Medikamente sehr gut wirken und den Patientinnen und Patienten die Lebensqualität erhöhen", betonen die Mediziner. In den USA sind diese Präparate bereits zugelassen.
Informationen der Österreichischen Gesellschaft für Neurologe für Patientinenn und Patienten gibt es hier.
Eine Liste von auf Kopfschmerz spezialisierten Zentren hat die Österreichische Kopfschmerzgesellschaft hier zusammengestellt.
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