Das wichtigste Symptom ist körperlicher Energiemangel, in der Medizin als PEM (postexertionale Malaise) bezeichnet: Bereits nach minimaler körperlicher oder geistiger Anstrengung kann es zu einem Zusammenbruch und einer lang anhaltenden Phase tiefer Erschöpfung, zu Herrasen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnislücken und anderen Beschwerden kommen.
Biologische Ursachen
Zu den Symptomen zählen etwa auch Schmerzen, Schlafprobleme sowie ein ständiges Krankheitsgefühl. Kathryn Hoffmann, Leiterin der Abteilung für Primary Care Medicine an der MedUni Wien, betont, dass ME/CFS eine Erkrankung mit biologischen Ursachen ist. Diskutiert werden etwa im Körper verbliebene Viruspartikel oder chronische Entzündungen. "Der schwere und belastende Verlauf, die minimalen Selbstheilungsraten sowie die noch fehlende heilende Therapie können aber in der Folge auch zu psychischen Erkrankungen führen."
Auch können gleichzeitig zwei Krankheiten auftreten: „Dann ist es jedoch notwendig, beide zu behandeln, wie es z. B. bei Diabetes und Depression umgesetzt wird“, betont Hoffmann.
Ein neues Zentrum an der MedUni Wien soll aktuelles Wissen zum Thema ME/CFS an Ärzte und Gesundheitsberufe vermitteln. Behandlungen finden dort nicht statt. „Es braucht aber dringend öffentliche Behandlungseinrichtungen“, betont Hoffmann, eine der beiden Zentrumsleiterinnen. Diese Einrichtungen müssten auf die besonderen Notwendigkeiten der Patienten eingehen: „Der Umgang mit diesen ist etwas völlig Neues, etwa hinsichtlich einer besonderen Reiz-Unverträglichkeit vieler Betroffener wie Licht- oder Geräuschempfindlichkeit.“
Oder in Bezug auf die Notwendigkeit von Hausbesuchen bei schwerer Betroffenen, bei denen die Fahrt zum Arzt oder einer Begutachtungsstelle eine Verschlechterung ihres Zustandes auslösen könne.
Als weiteren Punkt in Bezug auf öffentliche Behandlungseinrichtungen unterstreicht Hoffmann, dass Fehler, wie sie etwa bei den Long-Covid-Ambulanzen passiert seien, vermieden werden müssen: "Diese waren meist an ein einziges medizinisches Fachgebiet gebunden, was so aber nicht funktioniert." Denn bei derartigen Erkrankungen sei es nötig, "dass mehrere ärztliche Disziplinen und Gesundheitsberufe eng, am besten transdisziplinär, zusammenarbeiten." Auch bedürfe es der entsprechenden Ausbildung der Behandlerinnen und Behandler.
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