Marco Wanda: Mitte 30 und schon Bandscheiben-Patient?

Show must go on: Musiker Marco Wanda kehrt trotz Bandscheibenvorfall schon nach kurzer Pause wieder auf die Bühne zurück.
Frühe Bandscheibenvorfälle sind nicht ungewöhnlich – chronische Schmerzen müssen keineswegs die Folge sein.

Hellbraune Lederjacke, hochroter Kopf, vom Schweiß verklebte Haare: Wenn Sänger Marco Wanda die Bühne betritt, gibt er alles. Vor wenigen Tagen musste der Vollblutmusiker wegen eines Bandscheibenvorfalls ein Konzert seiner Band absagen – um kurz darauf via Facebook bekanntzugeben, dass er seine Deutschlandtour doch fortsetzen wird.

Sein Posting versah er mit einem Warnhinweis: "Macht das auf keinen Fall zu Hause nach." Er selbst wolle es aber versuchen, "weil ich es liebe (…) und professionell betreut werde".

Tatsächlich sollte unmittelbar nach einem Bandscheibenvorfall Schonung am Programm stehen, erklärt Christian Bach, Facharzt für Orthopädie und Traumatologie an der Klinik Floridsdorf. "Es ist ratsam, während der Behandlung einen Gang zurückzuschalten und keine schweren körperlichen Arbeiten zu machen." Letztlich müsse aber "jeder Patient selbst entscheiden, wie viel Ruhe er sich gönnt".

Was viele Fans irritiert: Marco Wanda ist 36 Jahre alt – also doch zu jung für einen Bandscheibenvorfall?

Tatsächlich ist die Erkrankung keine Frage des Alters, erklärt Bach. "Ein Bandscheibenvorfall kann in jedem Alter vorkommen – unser jüngster Patient war 14 Jahre alt." Allerdings tritt die Erkrankung bei Menschen zwischen 30 und 50 Jahren am häufigsten auf.

Die Ursache – meist eine Folge von Haltungsfehlern, schwerer körperlicher Arbeit, Unfällen, körperlicher oder psychischer Überlastung sowie Übergewicht – ist immer gleich: "Die Bandscheibe zwischen den Wirbelkörpern ist von einem festen Faserring umgeben, innen befindet sich ein gallertartiger Kern. Reißt der Ring ein, kann die Gallertmasse austreten und auf einen Nerv drücken – das verursacht die Beschwerden", skizziert Bach.

Letztere reichen von ausstrahlenden Rückenschmerzen im Bein oder Fuß über Gefühlsstörungen (Kribbeln) bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Solange der Schmerz als einziges Symptom Beschwerden bereitet, kann ohne operativen Eingriff behandelt werden. "In 80 Prozent der Fälle reichen Physiotherapie und eine Schmerztherapie mit Infusionen und Infiltrationen aus, um eine deutliche Besserung zu erzielen." Bei der Infiltration wird Schmerzmittel gezielt an den Bandscheibenvorfall gespritzt.

Dauerhaft kurieren

Bleiben die Schmerzzustände trotz Behandlung länger als sechs Wochen bestehen, kann operiert werden. Unumgänglich ist eine Operation auch, wenn der oder die Betroffene das Bein nicht mehr bewegen kann. "Das ist ein Alarmsymptom und muss innerhalb von 24 Stunden operiert werden."

Beim Eingriff wird die auf den Nerv drückende Gallertmasse entfernt – "der Patient ist dann beschwerdefrei". Komplikationen sind potenziell möglich. So kann etwa neues Bandscheibengewebe rasch nachrutschen, was nach wenigen schmerzfreien Tagen erneut Schmerzen verursacht, die Patientinnen und Patienten meist verunsichert – und eine weitere Operation notwendig machen kann.

Neue Methoden

Nach wie vor hartnäckig hält sich die Annahme, dass auf einen Bandscheibenvorfall zwangsläufig weitere Rückenprobleme folgen. "Das stimmt so nicht", klärt Bach auf: "Schmerzfreiheit ist nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall." Der Irrglaube fußt auf früheren Operationsmethoden, bei denen der Gallertkern der Bandscheibe großzügig entfernt wurde. "Damit hat man die Struktur und Dämpfungsfunktion der Bandscheibe oft zerstört, was infolge zu Rückenschmerzen geführt hat."

Was können Betroffene tun, damit sich ein Bandscheibenvorfall nicht wiederholt? "Wir empfehlen, Übergewicht zu vermeiden, die Muskulatur an Bauch und Rücken zu stärken und einen gesunden Lebensstil zu pflegen, um Beschwerden an der Wirbelsäule vorzubeugen."

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