Männliche Fruchtbarkeit: Setzt das Smartphone den Spermien zu?

Der Spermien zuliebe: Hände Weg vom Smartphone im Schlafzimmer.
Neueste Forschungen legen nahe, dass vor allem die nächtliche Handynutzung den Samenzellen zumindest indirekt schaden könnte.

Spermien sind sensible Zellchen. Ungesunde Ernährung, Alkohol, Übergewicht, Rauchen, Umwelteinflüsse: All das kann den für die Fortpflanzung wertvollen Inhalt des Ejakulats angreifen – und im schlimmsten Fall die Fruchtbarkeit des Mannes empfindlich beeinträchtigen.

Ein Team um den israelischen Schlafforscher Amit Green hat nun den Zusammenhang zwischen Spermienqualität und jenem blauen Licht unter die Lupe genommen, das moderne Smartphones ausstrahlen.

Böses blaues Licht

Die Ergebnisse, die als erster Abriss vor wenigen Tagen im Fachblatt Sleep veröffentlicht wurden, werden den ein oder anderen Mann wohl dazu veranlassen, es sich künftig zwei Mal zu überlegen, ob er das Smartphone als Einschlafhilfe nutzen möchte. Denn es zeigte sich: Je öfter die untersuchten Studienteilnehmer spätabends oder nachts vor dem hell erleuchteten Display klebten, desto schlechter fiel ihre Spermienqualität aus.

Für die Spermienqualität gibt es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) drei messbare Parameter: die Beweglichkeit der Spermien (wie gut die Keimzellen schwimmen können), die Anzahl von Spermien in der Samenflüssigkeit und ihr Aussehen – also, ob die Samenzellen Defekte am Kopfteil, Mittelstück oder Schwanzteil aufweisen.

Die Untersuchung belegt negative Effekte der Handynutzung auf die ersten beiden Faktoren. Demnach waren die Spermien bei Männern, die nachts häufiger ihr Smartphone oder Tablet zu Hand nahmen, zu einem höheren Anteil unbeweglich, ihre Konzentration im Samenerguss geringer.

Die Forscher untersuchten Samenproben von 116 Männern im Alter zwischen 21 und 59 Jahren. Die Teilnehmer füllten Fragebögen über ihre Schlafgewohnheiten und den Gebrauch elektronischer Geräte aus.

Erste Erkenntnisse

"Die Nutzung von Smartphones und Tablets am Abend und auch noch nach dem Zubettgehen korrelierte mit einer Abnahme der Spermienqualität", kommentiert Studienleiter Amit Green vom Schlaf- und Ermüdungsinstitut des Assuta Medical Center in Tel Aviv die Erhebung. Darüber hinaus scheint ein Rückgang der Spermienkonzentration auch mit abendlichem Fernsehen verbunden zu sein. Green: "Unseres Wissens nach ist das die erste Studie, die diese Art von Zusammenhang zwischen Spermienqualität und kurzwelligem Licht, das abends und nach dem Schlafengehen von digitalen Medien, insbesondere Smartphones und Tablets, ausgestrahlt wird, feststellen konnte." Günstig auf die Spermien wirkte sich eine längere Schlafdauer aus.

Die vollständige Studie wird dieser Tage bei der jährlichen internationalen Tagung der American Academy of Sleep Medicine präsentiert. Ihre Aussagekraft wird durch die kleine Stichprobengröße und die Tatsache, dass die Männer ihre digitale Nutzung selbst einschätzen mussten, geschmälert.

Denkbar ist, dass nicht das blaue Licht selbst für die Spermien problematisch ist. Sondern as Smartphone bei den Probanden Schlafprobleme begünstigt hat und und der Effekt der Qualitätsminderung über diesen Einflussfaktor lief.

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