Männer: Erhöhen Fruchtbarkeitsprobleme das Krebsrisiko beim Nachwuchs?

Für Paare sind Fruchtbarkeitsprobleme oft eine enorme mentale Belastung.
In einer Studie haben Forschende eine Auffälligkeit in den Familien von Männern mit eingeschränkter Fruchtbarkeit gefunden.

Rund neun Prozent der Männer im fortpflanzungsfähigen Alter haben Probleme mit der Fruchtbarkeit. Das belastet Betroffene meist psychisch, kann aber auch mit körperlichen Leiden in Verbindung stehen.

"Wir wissen, dass Männer mit Fruchtbarkeitsproblemen eher zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, früherer Sterblichkeit, chronischen Erkrankungen und Krebs neigen", wird Urologe Joemy Ramsay von der University of Utah in einer Aussendung zu einer neuen Studie zitiert. Ramsay, der auch am Huntsman Cancer Institute forscht, ist Leiter der neuen Erhebung, in der untersucht wurde, ob auch Familienmitglieder besagter Männer ein höheres Risiko für diese Erkrankungen haben.

Mit Fertilitätsproblemen kann offenbar auch das Krebsrisiko steigen

Mithilfe der Utah Population Database, einer der weltweit umfangreichsten Quellen für genetische und gesundheitliche Informationen, untersuchte Ramsay mit seinem Team Eltern, Geschwister, Kinder und sogar Tanten, Onkel und Cousins von Männern mit der Diagnose Infertilität oder Subfertilität. Im Gegensatz zu Unfruchtbarkeit bzw. Zeugungs- und Empfängnisunfähigkeit versteht man unter Subfertilität die eingeschränkte Zeugungs- bzw. Empfängnisfähigkeit bei Männern und auch Frauen.

Das Ergebnis: In Familien mit männlicher Unfruchtbarkeit wurde ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten festgestellt. 

Bei Männern mit Azoospermie, bei denen Samenreifungszellen und Samenzellen im Ejakulat vollständig fehlen, wurde ein erhöhtes Risiko für fünf Krebsarten festgestellt:

  • Knochen- und Gelenkskrebs

  • Weichteilkarzinome (Tumore verschiedener Gewebe wie Muskulatur, Fettgewebe, Bindegewebe oder Nervengewebe)

  • Gebärmutterhalskrebs

  • Hodgkin-Lymphome 

  • Schilddrüsenkrebs

Bei Männern mit Oligozoospermie, bei denen zu wenig Spermien im Ejakulat sind, wurde ein erhöhtes Risiko für drei Krebsarten gefunden: 

  • Dickdarmkrebs

  • Knochen- und Gelenkskrebs

  • Hodenkrebs

"Sowohl Krebs als auch Subfertilität sind komplexe Krankheiten und Prozesse", betont Ramsay. Die Studie könne dazu beitragen, das Risiko für bestimmte Krankheiten in Familien frühzeitig bestimmen zu können.

Wie genau Fruchtbarkeitsprobleme bei Männern und die Entstehung von Krebs bei Nachkommen zusammenhängen, lässt sich mit den aktuellen Ergebnissen allerdings nicht beantworten. Laut Ramsay bedürfe es weiterer Forschungen, um potenzielle verknüpfende Mechanismen aufzudecken. Das Wissen um die Ursachen könne letztlich zu individuelleren Behandlungs-, Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen führen.

Die Aussagekraft der Studie ist, wie die Forschenden selbst betonen, nicht frei von Einschränkungen: So wurden beispielsweise keine zusätzlichen Spermamessungen vorgenommen, sondern lediglich bestehende Diagnosen herangezogen. Zudem gab es keine Informationen über medizinische Begleiterkrankungen oder Lebensstilfaktoren wie etwa Rauchen oder Übergewicht, die Krebserkrankungen begünstigen können.

Die Studie wurde im Fachblatt Human Reproduction veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden. 

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