Noch ist unklar, um welche bakterielle Infektion es sich handelte. Dass diese aber nicht gleich erkannt wird, sondern erst, wenn sie bereits fortgeschritten ist, ist nicht so selten, meint Manuel Kussmann, Infektiologe an der MedUni Wien. "Sehr häufig sind anfangs unspezifische, leichte Symptome wie bei einer Virusinfektion. Man fühlt sich schwach, krank, müde, hat Kopfschmerzen, ein bisschen Husten und tut das als Unwohlsein ab. Währenddessen können sich die Bakterien ausbreiten."
Bis die Infektion auffällt, kann es je nach Erreger von wenigen Stunden bis zu Tagen und Wochen dauern. Sehr rasch auffällig werden Symptome vor allem, wenn das Gehirn beteiligt ist. "Ist das Gehirn das betroffene Organsystem, etwa bei bakterieller Meningitis, zeigen sich oft sehr früh Veränderungen wie Verwirrtheitszustände bis hin zu Bewusstlosigkeit und Koma. Es kommt sehr darauf an, was es ist", erklärt Kussmann.
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Viele Symptome möglich
Wie breit die Symptome sein können, zeigen zwei Beispiele: Während eine Infektion im Ohr zu Ohrschmerzen und Hörstörungen führen kann, verursachen Salmonellen Durchfall und Erbrechen. Relevant ist also, welche Erregerart die Infektion ausgelöst hat und wo die Bakterien in den Körper eingetreten sind. Einige können durch eine Hautverletzung ins Blut gelangen, etwa durch einen Schnitt, einen Insektenstich oder eine Operationswunde. Andere dringen über die Atemwege, über Lebensmittel oder beim Geschlechtsverkehr ein.
Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, kann sie meist gut mit einem Antibiotikum behandelt werden. Einige unbehandelte Infektionen führen jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen. Eine mögliche lebensbedrohliche Folge ist die Sepsis. Sie tritt auf, wenn das Immunsystem bei der Abwehr der Erreger überreagiert und beginnt, körpereigenes Gewebe und Organe anzugreifen. "Sepsis heißt, dass ein Organsystem betroffen ist. Das sind nicht nur typische Organe wie Leber, Niere oder Lunge, sondern auch das Gerinnungssystem oder Kreislauffunktionen", sagt Kussmann.
Lebensbedrohliches Organversagen
Ohne rasche Behandlung kann es zu einem septischem Schock kommen, bei dem der Blutdruck stark absinkt und innere Organe wie Lunge, Nieren, Herz und Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgt werden. Das führt in weiterer Folge zu Organversagen und ist lebensbedrohlich. Etwa 20 Prozent aller Todesfälle weltweit stehen mit einer Sepsis in Verbindung. Gefährdet sind vor allem Menschen, deren Immunsystem beeinträchtigt ist, etwa durch Medikamente oder Erkrankungen.
Kussmann: "Vorerkrankungen sind sehr starke Risikofaktoren. Jemand, der bereits eine Lungenerkrankung hat, entwickelt leichter eine Lungenentzündung. Jemand, der Diabetes hat, eher eine Hautweichteilinfektion." Auch sehr junge Menschen wie Frühchen und Neugeborene sowie ältere Erwachsene sind Risikogruppen.
Mögliche Langzeitfolgen
Nach der entsprechenden Behandlung im Krankenhaus auf einer Intensivstation erholen sich die meisten Menschen vollständig von der Sepsis. Bei manchen können jedoch langfristige Probleme bestehen bleiben. Etwa starke Müdigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Schwäche oder posttraumatische Belastungsstörungen. Je nachdem, welche Körperregionen betroffen waren, können auch dauerhafte Schäden auftreten. "Manchmal ist es nötig neben einer antibiotischen Behandlung, auch chirurgisch einzugreifen, indem zum Beispiel sehr stark infiziertes Gewebe entfernt wird", sagt Kussmann.
Madonnas Gesundheitszustand hat sich inzwischen verbessert. Die sechsfache Mutter konnte aus dem Krankenhaus entlassen werden und erholt sich in ihrer Wohnung in New York. Sie werde noch behandelt, eine vollständige Genesung werde aber erwartet, wie manche Medien berichteten.
Ihre Welttournee mit 80 Shows, die am 15. Juli beginnen sollte, wurde verschoben.
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