Paxlovid als Hoffnungsschimmer für Menschen mit Long Covid?

Das antivirale Medikament Paxlovid.
Das antivirale Medikament Paxlovid kann einigen Betroffenen helfen, Symptome zu lindern, wie ein aktueller Bericht zeigt. Das ist vielversprechend, auch wenn viele nicht profitieren dürften.

Während der Pandemie wurde es lange herbeigesehnt, im Frühjahr 2022 kam Paxlovid als Mittel gegen Covid-19 dann auf den Markt. 

Zugelassen ist es zur Behandlung einer Covid-Infektion, wobei über fünf Tage hindurch morgens und abends zwei pinkfarbene und eine weiße Pille eingenommen werden. Sie hemmen die Virusvermehrung und geben dem Körper so mehr Zeit, einen Immunschutz aufzubauen. 

Das Medikament soll früh eingenommen werden, möglichst noch bevor ernste Symptome auftreten, und ist insbesondere für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf gedacht.

Paxlovid bei Long-Covid?

Aktuell legt eine Studie nahe, dass Paxlovid nicht nur bei einer akuten Infektion helfen kann, sondern auch bei Long Covid Verbesserungen bewirken kann. Eine Fallserie von Forschern der UC San Francisco zeigt, dass Paxlovid bei einzelnen Long-Covid-Patienten die vielfältigen Symptome, die von Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen bis hin zu Atem- und Herz-Kreislauf-Problemen reichen, lindern kann.

Bei Einzelnen verbesserten sich die Symptome anhaltend

Die Forscher arbeiteten mit Long-Covid-Patienten zusammen, von denen einige Mitglieder der sogenannten Patient-Led Research Collaborative sind, einer Gruppe von Menschen mit Long Covid, die auch Forscher sind. Sie untersuchten 13 Patienten, die über 15 Tage lang Paxlovid einnahmen. Bei fünf der 13 Patienten kam es zu einer anhaltenden Verbesserung ihrer Symptome. Vier erlebten vorübergehende Linderungen und weitere vier zeigten keine Besserung. 

So litt beispielsweise ein 56-jähriger Mann, der zu Beginn der Pandemie an Long Covid erkrankte, mehr als zwei Jahre lang unter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Gehirnnebel, Belastungsintoleranz, erhöhtem Puls und Gelenkschmerzen. Er nahm im September 2022 fünf Tage lang Paxlovid ein, ohne dass sich seine Symptome änderten. Drei Monate später nahm er es 15 Tage lang und berichtete, dass sich sowohl seine kognitiven als auch seine körperlichen Symptome verbesserten. 

Eine 45-jährige Frau, die im Jänner 2022 an Long Covid erkrankte, litt noch Monate nach ihrer Infektion unter Müdigkeit, Atembeschwerden, Brustschmerzen, Gewichtsverlust und Migräne. Eine fünftägige Paxlovid-Kur im Oktober 2022 verschaffte ihr eine dreitägige Linderung ihrer Symptome. Doch als sie im darauffolgenden Monat eine 15-tägige Kur machte, hatte diese keinerlei Auswirkungen auf ihre Symptome.

Beseitigt Paxlovid Virusreste?

Die dahinterstehende Theorie ist, dass einige Fälle von Long Covid durch Virusreste im Körper verursacht werden könnten. Das antivirale Medikament könnte diese beseitigen. Frühere Untersuchungen kamen zu dem Schluss, dass bei Menschen, die während einer akuten Covid-Infektion Paxlovid einnahmen, die Wahrscheinlichkeit, später an Long Covid zu erkranken, geringer ist. 

Allerdings handelt es sich nur um einzelne Fallberichte, die aktuell in der Fachzeitschrift Communications Medicine veröffentlicht wurden. Sie waren zwischen 25 und 55 Jahre alt und hatten sich zwischen März 2020 und Dezember 2022 mit Covid-19 infiziert. Die meisten Patienten nahmen auch andere Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, wodurch erschwert wird, die spezifische Wirkung von Paxlovid zu bestimmen. Einige berichteten aber, dass Paxlovid ihnen geholfen hätte.

Frühere Studie zeigte keine Effekte von Paxlovid bei Long Covid

Eine randomisierte klinische Studie der Universität Stanford aus Juni 2024 zeigte hingegen keinen Nutzen des Medikaments gegen Long Covid. 155 Long-Covid-Betroffene nahmen entweder Paxlovid oder ein Placebo ebenfalls 15 Tage lang ein. Zehn Wochen später konnte jedoch kein Unterschied in der Schwere der Long-Covid-Symptome zwischen der Placebo- und der Paxlovid-Gruppe festgestellt werden. 

Die Fallberichte würden aber zeigen, dass es offenbar Menschen gibt, bei denen Paxlovid Long-Covid-Symptome mildern kann – allerdings gelte dies nicht für alle Menschen mit Long Covid, so die Forscher. Es müsse daher weiter erforscht werden, ob das Medikament nur bei bestimmten Symptomen helfe oder ob unterschiedliche Dosierungen unterschiedliche Auswirkungen haben könnten. Auch bei anderen Therapien und Medikamenten zeigte sich, dass sie einzelnen Menschen helfen, während sie bei anderen keine Verbesserung bewirkt. Bisher hat sich keine Behandlung als allgemein erfolgreich erwiesen.

Nach wie vor ist es schwierig, Long Covid zu definieren und zu behandeln, da der Krankheit mehr als 200 Symptome zugeschrieben werden. Bisher gibt es kein zugelassenes Medikament dagegen. „Wenn wir in den vergangenen vier Jahren eines gelernt haben, dann, dass Long Covid komplex ist, und herauszufinden, warum manche Menschen so bemerkenswert von einer antiviralen Behandlung profitieren, während andere dies nicht tun, ist eine der wichtigsten Fragen auf diesem Gebiet“, sagte Studienautor Michael Peluso.  

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